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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 2
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Poensgen, Georg: Ausstellung von Meisterwerken: aus den preussischen Schlössern in der Akademie der Künste
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0084

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Zeughausmasken mehr die monumentale, repräsen-
tative Richtung um 1700.

Ein kleiner Raum vereinigt jene mittelalterlichen
und Renaissance-Kunstwerke, die zumeist erst im
vorigen Jahrhundert oder in noch neuerer Zeit er-
worben, größtenteils auf die brandenburgische Ge-
schichte Bezug haben. Da ist der bekannte, vom
ersten Kurfürsten 1420 gestiftete Kadolzburger Al-
tar mit seiner stark böhmisch beeinflußten Malerei,
dann die Bildnisse Joachims I. und Joachims II. von
den beiden Cranachs (Monbijou; das Jugendbildnis
Joachims II. vom älteren Cranach verdient wegen
seiner zufälligen Entstehung während einer Zu-
sammenkunft mit dem gleichaltrigen Fürsten von
Anhalt und der reizenden Verarbeitung der Rüstung
ganz besondere Beachtung), ferner zwei höchst wert-
volle Passionsdarstellungen der Kölnischen Schule
um 1350 (Stolzenfels), eine nicht minder seltene
Truhe mit Reliefdarstellungen des Stammbaums Jesse
(um 1480 Babelsberg) und endlich die wundervolle
Caritas Hans Baidungs, die lange in der Galerie in
Sanssouci hing (Erasmuskapelle, Schloß Berlin).
Neben ihnen die schönen Brüsseler Wirkarbeiten des
frühen sechzehnten Jahrhunderts von der Löwenburg

und jenes merkwürdige Holzbildnis eines Gelehrten
um 1520 (Königsberg), das der Donauschule nahe-
steht.

Schließlich sind aus der ehemaligen Hausbibliothek
im Schloß noch einige Handschriften, Bücher und
Einbände zur Ausstellung gebracht und bezeugen
die vielfach unterschätzte Wichtigkeit dieses nun-
mehr gleichfalls der Schlösserverwaltung unter-
stehenden Instituts. So findet sich hier u. a. ein
Psalterium, illuminierte Handschrift der zweiten
Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts aus Tournai,
ferner ein Livre d'Heures mit Holzschnitten von
Simon Vostre, Paris 1494, und aus neuerer Zeit das
Manuskript eines Singspiels „Die Maske" von
E. T. A. Hoffmann (1799) mit eigenhändiger, sehr
reizender Umschlagzeichnung. An den Wänden
einige Schloßanansichten.

Alle diese Dinge sind in ausstellungstechnisch
vorbildlicher Weise zusammengestellt. Man kann
über ihre Auswahl und Unterbringung in ganz we-
nigen Fällen verschiedener Ansicht sein, doch dürfte
die Diskussion darüber lediglich dazu beitragen, den
auf liebevolle und eingehende Betrachtung der
Schlösser zielenden Sinn der Ausstellung zu erhärten.

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