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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 2
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GUSTAVE COURBET, DIE LESENDE. 1872. 61 ; 72,5 cm

AUSGESTELLT IN DER GALERIE WERTHEIM, BERLIN

WOLFGANG RUBER

Martin Weinberger, Wolfgang Huber. Mit 135 Ab-
bildungen. Leipzig, Insel-Verlag, 1930.

Wolf Huber, der Passauer Maler und Zeichner, zählt zu
den ganz echten künstlerischen Kräften der Dürerzeit, ge-
hört zu denen, die Unvergleichbares zum Ruhme der Epo-
che beigetragen haben. Eine neuere Monographie über den
Meister fehlte bisher und die kunstliebenden wie die fach-
wissenschaftlichen Kreise verlangten nach ihr. Dieser dop-
pelten Anforderung entsprechend, hat der Münchner Kunst-
historiker Weinberger ein kluges Buch geschrieben, das
durch Kennerschaft und Scharfsinn der Darstellung aus-
gezeichnet ist. Ein besonderes wissenschaftliches Verdienst
scheint mir in der Beleuchtung des nach Salzburg tendieren-
den Kunstkreises zu liegen, mit dem sich Huber in der
ersten bekannt gewordenen Phase seines Schaffens berührt.
Und zu begrüßen ist es, daß mit der alten Hypothese auf-
geräumt wird, Huber habe die Lehre Altdorfers, des genia-
len Naturentdeckers und faszinierenden Koloristen, genos-

sen. In einem Punkte aber, der für die Auffassung von
Hubers künstlerischer Position sehr wesentlich ist, scheint
mir Weinberger zu irren, in der Ansetzung seines Geburts-
datums um das Jahr 1490. Er neigt dazu, den Künstler
schon nahe an die bewußte Renaissance-Generation heran-
zurücken und nennt ihn schließlich einen Altersgenossen
Holbein des Jüngeren. Dagegen sprechen nicht nur die frü-
hen Daten seiner ersten erhaltenen, schon sehr persönlichen
Arbeiten, sondern auch der leidenschaftliche Charakter sei-
nes Werkes. Daß er allerdings innerhalb der ersten aufbau-
enden Generation schon zu den Jüngeren gehört, bezeugt
er vor allem durch die Dynamik seines Gemäldestils. In
seinen Landschaftszeichnungen aber, die wesentlich seinen
Nachruhm ausmachen, enthüllt er eine noch ganz entdecker-
mäßige Liebe zum Erdboden als dem Träger der Natur.
In diesen in reicher Zahl erhaltenen Schöpfungen spiegelt
sich aufs reinste der Entwicklungsprozeß eines langen kon-
sequenten Künstlerlebens. Koch

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