Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0129
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Heft 3
DOI Artikel:Scheffler, Karl: Barlachs Bronzen
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ERNST BARLACH, DER KUSS II. BRONZE
AUSGESTELLT IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN. NEUERWERBUNG DER ÖSTERREICHISCHEN GALERIE, WIEN
BARLACHS BRONZEN
VON
KARL SCHEFFLER
E. BARLACH, SELBSTBILDNIS
AUSGEST. IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM
NEOFOT-FOTAG
Die zwanzig Bronzen Ernst Barlachs, die jetzt in der Galerie Alfred
Flechtheim wirkungsvoll aufgestellt sind, erscheinen im Vergleich
mit den gewohnten Holzplastiken des Künstlers fast wie ein Stück Auto-
biographie. Es ist als gehörten sie mit zu dem „Selbsterzählten Leben",
nachdem sie jetzt, zum Teil nach vielen Jahren erst, aus der Verschwiegen-
heit des Ateliers zum Vorschein gekommen sind. Sie geben eine Vor-
stellung von einem intimeren Barlach. Seine Holzplastiken haben immer
etwas Programmatisches, jede einzelne ist wie das Monument einer Welt-
anschauung. Das erklärt, neben dem, was durch Technik und Material
bedingt wird, den strengeren Stil. In den Bronzen spielt das Talent un-
befangener, es ist reiner nur mit sich selbst beschäftigt. Diese Bronzen
sind mehr Gebilde der Improvisation und augenblicklicher Eindrücke.
Sie verhalten sich zu den Holzplastiken ein wenig wie Naturstudien des
Malers zu seinen im Atelier anspruchsvoller ausgeführten Bildern. Der
kleinere Maßstab der Bronzen unterstützt diesen Vergleich. Zum Teil
stellen sie Entwürfe für später ausgeführte Holzplastiken dar. Beispiele
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AUSGESTELLT IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN. NEUERWERBUNG DER ÖSTERREICHISCHEN GALERIE, WIEN
BARLACHS BRONZEN
VON
KARL SCHEFFLER
E. BARLACH, SELBSTBILDNIS
AUSGEST. IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM
NEOFOT-FOTAG
Die zwanzig Bronzen Ernst Barlachs, die jetzt in der Galerie Alfred
Flechtheim wirkungsvoll aufgestellt sind, erscheinen im Vergleich
mit den gewohnten Holzplastiken des Künstlers fast wie ein Stück Auto-
biographie. Es ist als gehörten sie mit zu dem „Selbsterzählten Leben",
nachdem sie jetzt, zum Teil nach vielen Jahren erst, aus der Verschwiegen-
heit des Ateliers zum Vorschein gekommen sind. Sie geben eine Vor-
stellung von einem intimeren Barlach. Seine Holzplastiken haben immer
etwas Programmatisches, jede einzelne ist wie das Monument einer Welt-
anschauung. Das erklärt, neben dem, was durch Technik und Material
bedingt wird, den strengeren Stil. In den Bronzen spielt das Talent un-
befangener, es ist reiner nur mit sich selbst beschäftigt. Diese Bronzen
sind mehr Gebilde der Improvisation und augenblicklicher Eindrücke.
Sie verhalten sich zu den Holzplastiken ein wenig wie Naturstudien des
Malers zu seinen im Atelier anspruchsvoller ausgeführten Bildern. Der
kleinere Maßstab der Bronzen unterstützt diesen Vergleich. Zum Teil
stellen sie Entwürfe für später ausgeführte Holzplastiken dar. Beispiele
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