mit 4800 Mark bewertet, das „Modell" von 1909 (25) mit
3800 Mark.
Weniger Anklang fand die für die Anhänger des Nach-
kriegs-Beckmann überraschend brave und gesellschaftlich
diskrete, tonschöne Produktion des Vorkriegs-Beckmann. Die
„Dame im grauen Pelz" (2) ging für 1 550 Mark weg, das ernste
Selbstbildnis (7) mit 1150, das „Rosenstilleben" (10) mit 700.
Dagegen blieben neben einigen, offenbar „auf Bestellung"
angefertigten Porträts nicht nur die schwülen Oligkeiten der
„Judith undHolofernes" und des „Faschingfestes" unverkauft,
sondern auch Landschaftsaspekte von herbem Reiz, wie die
märkischen Hermsdorfstudien und die wolkendunkle Land-
schaft bei Neundorf.
Während einige von Ilabermanns polierten Niedlichkeiten
für 300, 180, 260 Mark Abnehmer fanden (31, 32, 36), konnte
Zügels solides „Ochsengespann" (68) mit 1300 zugeschlagen
werden. Hodlers „Morgenlandschaft am Thuner See", eine
klare, grünblau geschichtete Vedute (45) erzielte 4500, sein
Porträt des Sekretärs der Liga für Menschenrechte (46) 6000,
ebensoviel „Der Holzfäller" (47), 3000 das „Weib, das sich
umdreht" (48), 3500 Mark der „Stehende Knabe" (50). Für
Röslers schlichtes „Landhaus" (56) gab man 420, für die
„Landschaft am See" (55) 300 Mark. Slevogts „Reiterbildnis"
(59) wurde für43ooMark erworben. Kolbes kauerndes Marmor-
Mädchen ging für 1000 Mark weg. Ein Sammler aus Buenos
Aires kaufte den Perseus von Corinth, Hodlers Morgenland-
schaft und Porträt und Beckmanns Rosenstilleben. Die städti-
sche Galerie München erwarb Corinths Rudererbildnis.
Die beiden Annexe aus Berlin und Breslau brachten will-
kommene Ausspannung nach der großformatigen Vorkriegs-
aktualität der allzu „reichen" Großkaufmanns-Sammlung
Simms. Ein leises Stadtbild von Menzel, „Dächer im Schnee"
(75), mit der reinen Anschauung weißlich überhauchter und
graugebildeter Dinge, kam auf 8800, seine malerische Kreide-
zeichnung einer „Sängerin" (76) auf 3200 Mark. Ein„ Apfelstill-
leben" von Schuch (86), köstlich im Schimmer asphaltener,
grauer und roter Töne, silberner und gläserner Gegenstände,
wurde mit 10 000 Mark erkämpft. Spitzwegs beschauliche Szene,
die wesentlich besser ist als ihr Titel „Der gähnende Mönch"
(89), wurde für 9400 Mark erworben. Slevogts Gartenbild (87)
wurde für 6700 abgegeben, Liebermanns gedämpftes, meister-
liches Interieur mit dem strickenden Mädchen (74) erzielte
11000. Von mehr biographisch-psychologischem als künst-
lerischem Interesse war das ganz frühe „Selbstbildnis" des
sechzehnjährigen Anselm Feuerbach (70), im Jahr seines Ein-
tritts in die Düsseldorfer Kunstschule gemalt, es brachte
3500. Seine in den siebziger Wiener Jahren gemalte hero-
Einige Preise der Auktion Max von Heyl (Helbing, München):
Tizian, Bildnis des Gabriel Tardino 73000; Venus und Adonis
65 000 Mark. Feuerbach, Nanna (1870 gemalt) 10000; Alci-
biades (Kreidezeichnung) 1700 Mark. Für ein Pastell Len-
bachs (Wilhelm I.) wurden 3500 bezahlt, für ein Olbildnis
Bismarcks 7100 Mark. Gobelins: Brüsseler Wandteppich (der
wunderbare Fischzug) 14500 (Böhler); andere Wandteppiche
erzielten zwischen 4000 und 5000 Mark. Antike Bildwerke:
Frauenkopf von einem attischen Grabmal 16000; Büste einer
Römerin 24000; Hermes (4. Jahrhundert v. Chr.) 13 600 Mark.
isch-idyllische Landschaft (72), in sparsamen Stufungen von
Schwarz und Grün angelegt, sicherte sich die Dresdener
Galerie für 14700. Karl Blechens tintig-grauer „Galgenberg
bei Gewitterstimmung", eine trotz „literarischer" Melancholie
des Vorwurfs schlichte und bannende Vision menschlicher
Verlassenheit, wurde für 3400 Mark verkauft.
Vorbericht
Am 5. Dezember wird die dritte und letzte der in Berlin
befindlichen großen Sammlungen der Graphik Adolph Menzels
von den Firmen C. G.Boerner aus Leipzig und Paul Graupe in
Berlin aus dem Besitz des Herrn Ginsberg versteigert wer-
den. Die Dorgerlohsche war schon vor dem Krieg aufgelöst
worden, die Lessingsche wurde nach dem Krieg geschlossen
von der Wiener Albertina übernommen. Elfried Bock, dem
der Menzel-Sammler Ginsberg entscheidende Anregung und
Hilfe verdankt, erklärt in seiner den Auktionskatalog ein-
leitenden Würdigung, die Auflösung der „größten Menzel-
Sammlung, die sich je in Privatbesitz befunden hat", sei
ein „merkwürdiges und für den Eingeweihten spannendes
Ereignis". Er erzählt, wie der zufällige Ankauf einzelner
Menzelblätter, deren Identifizierung nach Dorgerlohs Katalog
nicht restlos gelang, dem Besitzer Anregung zu einer streng
systematisch angelegten Menzel-Sammlung gab. Durch un-
gewöhnliches Sammlergeschick und durch die Möglichkeit,
große Mittel dafür einzusetzen, gelang es Herrn Ginsberg
nicht nur, die Hauptstücke der Sammlungen Dorgerloh, Auf-
seesser, Skarbina, Grohmann in seinen Besitz zu bringen,
sondern vor allem unauffindbare Raritäten wie den Toten-
kopfhusar (von der Furchauschen biegsamen Platte gedruckt),
das geschabte Selbstporträt, die Steindrucke der Vier Mönche,
die Probedrucke zu den Versuchen mit Pinsel und Schab-
eisen, die unzerschnittenen Drucke der zwölf Neujahrskarten,
den einzig bekannten Druck des „Volkstanzes" von 1833,
die Radierung der seltenen Meininger Speisekarte, das Ori-
ginal des Spiegels der weißen Rose mit Menzels Begleit-
notizen. Den größten Reiz geben der Sammlung die sehr
zahlreichen Atz- und Frühdrucke und die großen Probedruck-
serien der bekannten Werke. Die Varianten der Holzschnitte,
mit einer großen Anzahl früher Plattenzustände — die man
erst durch Bocks grundlegende Arbeit eigentlich kennen lernte
— in zarten Chinadrucken, werden, wie Bock findet, an
künstlerischem Wert Handzeichnungen anzunähern sein.
Großes Interesse werden die seltenen Bücher mit Illustra-
tionen des jungen Menzel erregen, ferner ein Autographen-
bündel und eine kleine Serie kostbarer Originalzeichnungen
und Aquarelle. M. Eisenstadt
Gut bezahlt wurden auch antike Terrakotten und Gold-
schmuckarbeiten.
*
Im kommenden Frühjahr werden bei Herrn. Ball und Paul
Graupe zwei wichtige Sammlungen versteigert: die Samm-
lung von Goldschmidt-Rothschild, Berlin, und die Sammlung
Hans Wendland, Lugano. Beide Sammlungen enthalten im
wesentlichen Kunst und Kunsthandwerk des achtzehnten Jahr-
hunderts in Frankreich.
NEUNUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, DRITTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. NOVEMBER, AUSGABE AM 1. DEZEMBER
NEUNZEHNHUNDERTDREISSIG. FÜR DIE REDAKTION VERANTWORTLICH: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON
BRUNO CASSIRER, BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER G.M.B.H., LEIPZIG
3800 Mark.
Weniger Anklang fand die für die Anhänger des Nach-
kriegs-Beckmann überraschend brave und gesellschaftlich
diskrete, tonschöne Produktion des Vorkriegs-Beckmann. Die
„Dame im grauen Pelz" (2) ging für 1 550 Mark weg, das ernste
Selbstbildnis (7) mit 1150, das „Rosenstilleben" (10) mit 700.
Dagegen blieben neben einigen, offenbar „auf Bestellung"
angefertigten Porträts nicht nur die schwülen Oligkeiten der
„Judith undHolofernes" und des „Faschingfestes" unverkauft,
sondern auch Landschaftsaspekte von herbem Reiz, wie die
märkischen Hermsdorfstudien und die wolkendunkle Land-
schaft bei Neundorf.
Während einige von Ilabermanns polierten Niedlichkeiten
für 300, 180, 260 Mark Abnehmer fanden (31, 32, 36), konnte
Zügels solides „Ochsengespann" (68) mit 1300 zugeschlagen
werden. Hodlers „Morgenlandschaft am Thuner See", eine
klare, grünblau geschichtete Vedute (45) erzielte 4500, sein
Porträt des Sekretärs der Liga für Menschenrechte (46) 6000,
ebensoviel „Der Holzfäller" (47), 3000 das „Weib, das sich
umdreht" (48), 3500 Mark der „Stehende Knabe" (50). Für
Röslers schlichtes „Landhaus" (56) gab man 420, für die
„Landschaft am See" (55) 300 Mark. Slevogts „Reiterbildnis"
(59) wurde für43ooMark erworben. Kolbes kauerndes Marmor-
Mädchen ging für 1000 Mark weg. Ein Sammler aus Buenos
Aires kaufte den Perseus von Corinth, Hodlers Morgenland-
schaft und Porträt und Beckmanns Rosenstilleben. Die städti-
sche Galerie München erwarb Corinths Rudererbildnis.
Die beiden Annexe aus Berlin und Breslau brachten will-
kommene Ausspannung nach der großformatigen Vorkriegs-
aktualität der allzu „reichen" Großkaufmanns-Sammlung
Simms. Ein leises Stadtbild von Menzel, „Dächer im Schnee"
(75), mit der reinen Anschauung weißlich überhauchter und
graugebildeter Dinge, kam auf 8800, seine malerische Kreide-
zeichnung einer „Sängerin" (76) auf 3200 Mark. Ein„ Apfelstill-
leben" von Schuch (86), köstlich im Schimmer asphaltener,
grauer und roter Töne, silberner und gläserner Gegenstände,
wurde mit 10 000 Mark erkämpft. Spitzwegs beschauliche Szene,
die wesentlich besser ist als ihr Titel „Der gähnende Mönch"
(89), wurde für 9400 Mark erworben. Slevogts Gartenbild (87)
wurde für 6700 abgegeben, Liebermanns gedämpftes, meister-
liches Interieur mit dem strickenden Mädchen (74) erzielte
11000. Von mehr biographisch-psychologischem als künst-
lerischem Interesse war das ganz frühe „Selbstbildnis" des
sechzehnjährigen Anselm Feuerbach (70), im Jahr seines Ein-
tritts in die Düsseldorfer Kunstschule gemalt, es brachte
3500. Seine in den siebziger Wiener Jahren gemalte hero-
Einige Preise der Auktion Max von Heyl (Helbing, München):
Tizian, Bildnis des Gabriel Tardino 73000; Venus und Adonis
65 000 Mark. Feuerbach, Nanna (1870 gemalt) 10000; Alci-
biades (Kreidezeichnung) 1700 Mark. Für ein Pastell Len-
bachs (Wilhelm I.) wurden 3500 bezahlt, für ein Olbildnis
Bismarcks 7100 Mark. Gobelins: Brüsseler Wandteppich (der
wunderbare Fischzug) 14500 (Böhler); andere Wandteppiche
erzielten zwischen 4000 und 5000 Mark. Antike Bildwerke:
Frauenkopf von einem attischen Grabmal 16000; Büste einer
Römerin 24000; Hermes (4. Jahrhundert v. Chr.) 13 600 Mark.
isch-idyllische Landschaft (72), in sparsamen Stufungen von
Schwarz und Grün angelegt, sicherte sich die Dresdener
Galerie für 14700. Karl Blechens tintig-grauer „Galgenberg
bei Gewitterstimmung", eine trotz „literarischer" Melancholie
des Vorwurfs schlichte und bannende Vision menschlicher
Verlassenheit, wurde für 3400 Mark verkauft.
Vorbericht
Am 5. Dezember wird die dritte und letzte der in Berlin
befindlichen großen Sammlungen der Graphik Adolph Menzels
von den Firmen C. G.Boerner aus Leipzig und Paul Graupe in
Berlin aus dem Besitz des Herrn Ginsberg versteigert wer-
den. Die Dorgerlohsche war schon vor dem Krieg aufgelöst
worden, die Lessingsche wurde nach dem Krieg geschlossen
von der Wiener Albertina übernommen. Elfried Bock, dem
der Menzel-Sammler Ginsberg entscheidende Anregung und
Hilfe verdankt, erklärt in seiner den Auktionskatalog ein-
leitenden Würdigung, die Auflösung der „größten Menzel-
Sammlung, die sich je in Privatbesitz befunden hat", sei
ein „merkwürdiges und für den Eingeweihten spannendes
Ereignis". Er erzählt, wie der zufällige Ankauf einzelner
Menzelblätter, deren Identifizierung nach Dorgerlohs Katalog
nicht restlos gelang, dem Besitzer Anregung zu einer streng
systematisch angelegten Menzel-Sammlung gab. Durch un-
gewöhnliches Sammlergeschick und durch die Möglichkeit,
große Mittel dafür einzusetzen, gelang es Herrn Ginsberg
nicht nur, die Hauptstücke der Sammlungen Dorgerloh, Auf-
seesser, Skarbina, Grohmann in seinen Besitz zu bringen,
sondern vor allem unauffindbare Raritäten wie den Toten-
kopfhusar (von der Furchauschen biegsamen Platte gedruckt),
das geschabte Selbstporträt, die Steindrucke der Vier Mönche,
die Probedrucke zu den Versuchen mit Pinsel und Schab-
eisen, die unzerschnittenen Drucke der zwölf Neujahrskarten,
den einzig bekannten Druck des „Volkstanzes" von 1833,
die Radierung der seltenen Meininger Speisekarte, das Ori-
ginal des Spiegels der weißen Rose mit Menzels Begleit-
notizen. Den größten Reiz geben der Sammlung die sehr
zahlreichen Atz- und Frühdrucke und die großen Probedruck-
serien der bekannten Werke. Die Varianten der Holzschnitte,
mit einer großen Anzahl früher Plattenzustände — die man
erst durch Bocks grundlegende Arbeit eigentlich kennen lernte
— in zarten Chinadrucken, werden, wie Bock findet, an
künstlerischem Wert Handzeichnungen anzunähern sein.
Großes Interesse werden die seltenen Bücher mit Illustra-
tionen des jungen Menzel erregen, ferner ein Autographen-
bündel und eine kleine Serie kostbarer Originalzeichnungen
und Aquarelle. M. Eisenstadt
Gut bezahlt wurden auch antike Terrakotten und Gold-
schmuckarbeiten.
*
Im kommenden Frühjahr werden bei Herrn. Ball und Paul
Graupe zwei wichtige Sammlungen versteigert: die Samm-
lung von Goldschmidt-Rothschild, Berlin, und die Sammlung
Hans Wendland, Lugano. Beide Sammlungen enthalten im
wesentlichen Kunst und Kunsthandwerk des achtzehnten Jahr-
hunderts in Frankreich.
NEUNUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, DRITTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. NOVEMBER, AUSGABE AM 1. DEZEMBER
NEUNZEHNHUNDERTDREISSIG. FÜR DIE REDAKTION VERANTWORTLICH: KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON
BRUNO CASSIRER, BERLIN. GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER G.M.B.H., LEIPZIG