DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:Heise, Carl Georg: Der Maler Masereel: Ausstellung in der Galerie Viktor Hartberg
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0179
FRANS MASEREEL, VORLESER UND KRANKE. 1925. AQUARELL
AUSGESTELLT IN DER GALERIE VICTOR HARTHERG, BERLIN
DER MALER MASEREEL
AUSSTELLUNG IN DER GALERIE VICTOR HARTBERG
VON
CARL GEORG HEISE
A ls Graphiker hat der in Paris lebende vlämische
L Meister Frans Masereel sich einen europäischen
Namen gemacht. Genau dort hat er mit seiner
revolutionären Zeichenkunst eingesetzt, wo auf ge-
samteuropäisches Einverständnis am wenigsten zu
rechnen war: im Genf der Kriegszeit, in einer
aufrührerisch pazifistischen Karikaturen-Zeitung,
der er jahrelang seine besten Kräfte zur Verfügung
gestellt hat. Alles, was dann in logischer Fortent-
wicklung dieser Kurzschrift der Zeitsatire in Zeich-
nung und Holzschnitt gefolgt ist, wird menschlich
gespeist aus der ganz auf sich selbst gestellten, un-
zeitgemäßen Leidenschaft der Weltverbundenheit.
Als nun aber, unendlich rascher als das der ge-
ächtete Weltbürger zu hoffen gewagt, ein nicht
im Wollen und Wirken, wohl aber in geheimer
Sehnsucht geeintes Europa diesen Aufrufen der
Menschlichkeit, wie sie die zahllosen holzgeschnit-
tenen Bilderbücher propagieren, in allen Ländern
der Erde zu raschem Erfolg geholfen hatte, da sah
sich der Künstler nicht am Ziel, sondern zurück-
geworfen an den Anfang. Seine Kunst lebt nicht
149
AUSGESTELLT IN DER GALERIE VICTOR HARTHERG, BERLIN
DER MALER MASEREEL
AUSSTELLUNG IN DER GALERIE VICTOR HARTBERG
VON
CARL GEORG HEISE
A ls Graphiker hat der in Paris lebende vlämische
L Meister Frans Masereel sich einen europäischen
Namen gemacht. Genau dort hat er mit seiner
revolutionären Zeichenkunst eingesetzt, wo auf ge-
samteuropäisches Einverständnis am wenigsten zu
rechnen war: im Genf der Kriegszeit, in einer
aufrührerisch pazifistischen Karikaturen-Zeitung,
der er jahrelang seine besten Kräfte zur Verfügung
gestellt hat. Alles, was dann in logischer Fortent-
wicklung dieser Kurzschrift der Zeitsatire in Zeich-
nung und Holzschnitt gefolgt ist, wird menschlich
gespeist aus der ganz auf sich selbst gestellten, un-
zeitgemäßen Leidenschaft der Weltverbundenheit.
Als nun aber, unendlich rascher als das der ge-
ächtete Weltbürger zu hoffen gewagt, ein nicht
im Wollen und Wirken, wohl aber in geheimer
Sehnsucht geeintes Europa diesen Aufrufen der
Menschlichkeit, wie sie die zahllosen holzgeschnit-
tenen Bilderbücher propagieren, in allen Ländern
der Erde zu raschem Erfolg geholfen hatte, da sah
sich der Künstler nicht am Ziel, sondern zurück-
geworfen an den Anfang. Seine Kunst lebt nicht
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