Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Alten v.: Zu der Notiz: "Zwei unbekannte Lithographien Toulouse-Lautrecs"
DOI Artikel:
Glaser, Curt: Die 50 schönsten Bücher
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0198

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HENRI DU TOULOUSE-LAUTREC, FRAU IM BETT. GOUASCHE

BESITZER : MAX LIEBERMANN

ZU DER NOTIZ:
„Zwei unbekannte Lithographien Toulouse-Lautrecs"*
Gotthard Jedlicka machte mich liebenswürdigerweise darauf
aufmerksam, daß die von mir in Heft II dieser Zeitschrift
publizierte Lithographie „Frau im Bett" mit einer Gouasche
Lautrecs im Besitz Prof. Max Liebermanns eng zusammen-
hängt. Diese (s. Abb.) ist zweifellos die Studie für die Litho-
graphie, die nur in wenigen Einzelheiten — so in der Hin-
zufügung der graphisch höchst wirksamen schwarzen Schlei-
fen am Betthimmel — von ihr abweicht. Unsere Darstellung
gehört in den Zusammenhang der 1892 in den „maisons
closes" entstandenen Szenen, die unter dem Namen „Au lit"
bekannt sind. v. Alten

„DIE 50 SCHÖNSTEN BÜCH E R"
Ein Ausschuß von Preisrichtern, von dem es heißt, daß
er „in engem Einvernehmen mit den maßgebenden Verbän-
* Siehe „Kunst und Künstler" Jahrgang 29, Heft 2, Seite 77.

mocht.

den und Anstalten des Buchhandels, des Buch-
gewerbes, der Buchkunst und der Bibliophilie"
gewählt worden sei, hat es sich zur Aufgabe ge-
macht, aus der gesamten Produktion Deutsch-
lands alljährlich „die 50 schönsten Bücher" aus-
zuwählen. Er beruft sich dabei auf den Vorgang
der Vereinigten Staaten, der Niederlande, der
Tschechoslowakei und Englands, was nicht hin-
dern darf, daß Bedenken gegen das Unternehmen
mit aller Offenheit zur Sprache gebracht werden.

Zum ersten scheint es bedenklich, daß sich ein
Preisgericht konstituiert, dem sich vermutlich
keineswegs alle Betroffenen freiwillig zu unter-
werfen gewillt sind. Man entgegne nicht, es
gebe einen Nobelpreis, einen Kleistpreis und
eine Reihe anderer ähnlicher Auszeichnungen,
die ebenfalls ungefragt verabfolgt werden. Es
ist ein Unterschied, ob man eine einzelne Per_
sönlichkeit oder ein Werk heraushebt, oder ob
man ein halbes Hundert auszeichnet, was für alle
übrigen einer Herabsetzung gleichkommt.

Zum zweiten aber ist der Begriff des „schö-
nen Buches" so wenig greifbar, daß niemand,
auch nicht „durch hervorragende Sachkenntnis
ausgezeichnete" Preisrichter, die von dem Vor-
sitzenden der deutschen Buchkunststiftung be-
hauptete „Gewähr für eine nach rein sachlichen
Gesichtspunkten zu treffende Auswahl bieten"
kann. Die Jury hat in ihrer Auswahl allerdings
eine Weitherzigkeit bewiesen, die man bei eini-
gem Wohlwollen als Objektivität bezeichnen
kann. In dem sie allen gerecht zu werden be-
absichtigte, ist die Leipziger Jury gegen viele
aber ungerecht geworden. Hätte sie nur das
fortschrittliche Buch oder nur den Pressen-
druck, nur das Gebrauchsbuch oder nur das
illustrierte Werk berücksichtigt, so hätte sie
klare Grundsätze der Wertung aufzustellen ver-
entschuldigt sich selbst mit der Eile einer zu

spät begonnenen Sichtung. Es scheint aber, als sei dieser
Mangel, der im Jahre 1930 vermieden werden sollte, nicht
die einzige Fehlerquelle gewesen. Es ist nicht nur so, daß
jeder Kenner der Produktion mit Leichtigkeit ein paar Bü-
cher wird nennen können, die der Auszeichnung würdiger
oder zum mindesten gleich würdig gewesen wären wie die
gewählten. Das ganze Verfahren erscheint, so wie es ge-
handhabt wird, anfechtbar, und die Vorstellung, daß alle
Bücher, die nicht zu den „50" gehören, von nun an zur
zweiten Klasse gezählt werden sollen, läßt die Einrichtung
als solche in einem bedenklichen Lichte erscheinen. Es ist
eine sehr amerikanische Anschauung, daß man Schönheit
prämiieren könne, und daß es, wenn es Stufen der Schön-
heit gebe, auch etwas geben müsse, das die Auszeichnung
des Superlativs verdiene. Der Rummel der Schönheitsköni-
ginnen, mit dem sich die Welt amüsiert, sollte genügen.
Wir wünschen uns sehr viele schöne Bücher, aber wir ver-
zichten gern auf die „50 schönsten". Glaser

168
 
Annotationen