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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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HONORE DAUMIER, DON QUIXOTE

SAMMLUNG BARON NAPOLEON GOURGAUD, PARIS
AUSGESTELLT IM MUSEUM OF MODERN ART, NEW YORK

BERLINER AUKTIONEN

Tn diesem Winter eines Mißvergnügens, das allenthalben zu
Krisen drängt, ist es sogar im scheinbar geordneten Be-
trieb der großen Versteigerungen zu einem richtigen „eclat"
gekommen. Es ist überflüssig, über den allgemein bekannten
und viel erörterten Verlauf der Kappel-Auktion hier noch
einmal zu berichten. Ihr praktisches Ergebnis war, daß von
vierundzwanzig Gemälden fünf verkaufe wurden: zwei weib-
liche Bildnisse von Gerard Dou, wovon das eine, Rembrandts
Mutter darstellend, für i 5 700 von Dr. Beets erworben wurde,
und das andere 5000 Mark brachte. H, Ball sicherte sich die
„Landschaft mit Baumgruppe" von David Teniers d. J. für
1600 Mark. Der mit 15000 ausgerufene „Rommelpot" von
Jan Steen wurde für 14 500 verkauft, Melchior d'IIondecoeters
„Henne mit Küchlein" für 5100 Mark.

Die ebenfalls unter der Leitung von Cassirer-Helbing am
25. und 26. November abgehaltene Versteigerung der Samm-
lung Tony Straus-Negbaur verlief ohne sensationelle Zwischen-
fälle. Der ganz private und intime, von einem unpräten-
tiösen persönlichen Geschmack bestimmte Charakter der
Sammlung brachte es mit sich, daß die erzielten Preise trotz
reger Beteiligung den Anschaffungspreis wohl nicht immer
erreichten. Von den Gemälden wurde das Familienbildnis
von Beeldemaker (1) für 1900 abgegeben, Pieter Molyns
„Landstraße in Dünenlandschaft" (8) für 1150, Bonaventura
Peeters' „Sturm an felsiger Küste" (9) für 1450, Leonard
Bramers wirkungsvolle Kupfertafel mit dem „Martyrium einer
Christin" (3) erreichte 2050 Mark. Die anmutige Ruinen-
landschaft mit badenden Nymphen von Cornelis van Poelen-
burgh (10) ging für 700 Mark an Dr. Schäffer. Das „Brust-
bild eines älteren Mannes" von Nicolaes Maes (6) brachte
1350 Mark. Die reizvolle Olstudie zu der Moliere-Szene
von Cornelis Troost im Kaiser-Friedrich-Museum fand mit
einem Ausrufpreis von 3000 Mark keinen Käufer.

Gute Preise erzielten vor allem die niederländischen
Barockzeichnungen, die den Hauptbestand der Sammlung
bildeten. Eine weibliche Aktstudie von Govaert Flinck (44)
wurde für 650 von Dr. Beets erworben, der u. a. auch die
zarte Aquarell- und Federzeichnung einer „Flachlandschaft
bei untergehender Sonne" von Lucas van Uden (98) für
2650 kaufte, das „Fregattengeschwader im Hafen" von Willem
van de Velde d. J. (102) für 950, sowie die gegenseitige
Vorzeichnung und Radierung zu der Folge von sechzig
radierten Landschaften von Jan van de Velde (101) für 110,
die klare, weiträumige Flachlandschaft von Hendrick Goltzius
(48) für 1250 Mark und zum gleichen Preis die weißgehöhte
Federzeichnung der III. Katharina (68) von der Hand des
Monogrammisten T J. Die dreizehn Federzeichnungen auf
Pergament von Jan Wierix (106—118) aus der Sammlung
Lanna, Prag, zierliche Illustration zur Schöpfungsgeschichte,
kamen auf 800 Mark. Die deutsche Renaissancezeichnung
war durch Hans Sebald Behams plastische Formenkalligraphie
des Bauern und der Bäuerin (25/26) vertreten, die zusammen
auf 2150 Mark stiegen. Unter den italienischen Zeichnungen
brachte die prachtvolle Sicherheit einer Madonnenskizze von
Agostino Carracci (31) 850 Mark, ebensoviel ein Kopf aus
der Nachfolge Leonardos da Vinci (61). Die wirkungsvolle
Darbietung eines „Beleuchteten Palastaufgangs" von Fran-
cesco Guardi (50) wurde mit 1400 Mark bewertet. Das kräftig

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