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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 10
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Kunstausstellungen
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Gronau, Georg: Kunstwissenschaft und Expertise, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0435

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JOSEPH HAYDN, BRIEF DES VIERUNDSIEBZIG JÄHRIGEN

„KUNSTWISSENSCHAFT UND EXPERTISE"*

Professor Dr. Beenken bemüht sich, zwischen meinem
Bellinibuch und meinen übrigen Arbeiten einen Wesens-
unterschied zu konstruieren. Diejenigen, welche mich kennen,
wissen, wie haltlos diese Behauptung ist, und daß ich das
volle Recht habe, für dieses Buch das Beiwort „integer",
das er so gütig ist anderen Arbeiten von mir zuzuerkennen,
zu beanspruchen. Jede gegenteilige Behauptung ist unwahr.
Aber wer eine so schiefe Vorstellung von der Tätigkeit des
Experten hat, wie Dr. Beenken, muß notwendig zu solchen
Behauptungen verführt werden. Allerdings hat er in einem
recht: ich bin nicht so glücklich wie er, daß mir „eine
einzige, vielleicht sehr kurze Prüfung" (eines Bildes) genügt,
um ein Urteil zu fällen, eingedenk eines Wortes meines
Lehrers Carl Justi: „Der erste Eindruck kann den Gescheite-
sten täuschen". Wirklich, Experten pflegen in ihrer Arbeit
gründlicher zu sein, als offenbar — d. h. wenn man Dr. Been-
kens Worten Glauben schenken darf— moderne Universitäts-
lehrer; denn sie wissen, welche Verantwortlichkeit ihrer
Arbeit anhaftet, geht es doch um ihr Ansehen zugleich als
Kenner wie als Menschen. Wenn ich in meiner Erwiderung
nicht auf alles, was Dr. Beenken vorgebracht hat, eingegangen

'Anmerkung der Redaktion: Mit diesem Schlußwort Dr.
Gronaus beenden wir die Debatte. Wir haben die Erklärung Prof.
Beenken vorgelegt. Er ineint, daß sie nicht geeignet sei, ihn zu einer
Zurücknahme oder Einschränkung seiner Verwürfe zu veranlassen. Was
die „kurze Prüfung" betreffe, habe er nur gemeint, daß sie zu einem
Nein sehr häufig genüge. Von einer positiven Bestimmung verlange
er freilich mehr.

bin, so geschah es nur, weil ich keine räumliche Möglichkeit
dazu hatte. Erklären will ich aber, daß eine „Abhängigkeit
meiner Person vom Handel" niemals bestanden hat; die
gegenteilige Behauptung ist unwahr. Gronau

RICHARD FAHNKOW

Dieser Kunsttischler blickt in den ersten Julitagen auf
fünfzig Jahre einer selbständigen Handwerkertätigkeit
zurück. Es ziemt sich bei dieser Gelegenheit des ausgezeich-
neten Arbeiters ebenso zu gedenken, wie man eines erfolg-
reichen Künstlers gedenkt. Fahnkow, der etwa fünfundsiebzig
Jahre alt, aber immer noch tätig ist, repräsentiert sein Hand-
werk von der allerbesten Seite. Seit fünfzig Jahren hat er
in einer wahrhaft meisterlichen Weise Möbel gebaut. Sein
Name ist eng der Bewegung unseres Kunstgewerbes ver-
knüpft. Er hat für van de Velde und Endeil Möbel ange-
fertigt und neuerdings wieder für Tessenow, er hat seiner-
zeit die Reichsbank eingerichtet, das Kupferstichkabinett,
Teile der Berliner Museen und sehr viele vornehme Bürger-
wohnungen. Und er erlebt nun, wie so viele, das traurige
Geschick, daß die Zeit über seine hochwertige Handarbeit
hinweggehen will. Auch eine solche charaktervolle Hand-
werkergestalt sollte zur Unterstützung durch Aufträge ver-
pflichten. Geht Fahnkows Werkstatt ein, so verschwindet
wiederum ein Bestes, das wir haben, so verschwindet im
Chaos einer, der in seinem Bereich ein Meister war und
der mit böchstet Verantwortung gearbeitet hat. K. Sch.

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