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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 11
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Schütz, Wolfgang: Eine Unbekannte Grabstätte in der Mark
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https://doi.org/10.11588/diglit.7610#0460

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lag. Die Arbeiten gingen sehr langsam von statten, da der
carrarische Marmor auf dem Wasserwege aus Italien bezogen
werden mußte. Auch die Werksteine für die Wand ließen
ärgerlich lange auf sich warten. Viele unmutige Briefe und
Entschuldigungen gehen hin und her und versuchen die Ver-
zögerung zu erklären. Der Kostenanschlag Trippeis vom
26. Mai 1838 schließt mit 168 Talern ab, einer für damalige
Zeiten nicht unerheblichen Summe.

Rauch wich von der hergebrachten Urnenform ab zugun-
sten der neuen von Schinkel eingeführten klassischen Grab-
malform und schuf eine reich skulpierte Stele mit dem Brust-
bild des Verstorbenen, von fünf Sternen umgeben (Abb. 5); der
darunter befindliche Teil bezeichnet Beschäftigung und Ver-
dienste. Ein Genius mit Maßstab und Wasserurne weist
hin auf die Regulierung der Oder; das Füllhorn mit Blumen
sowie die Korngarben und der Obstbaum deuten auf den Er-
folg der Maßnahmen. Der untere Teil erinnert mit einem
schönen Relief pflügender Stiere an den Hauptberuf des
Landwirts' (Abb. 1).

Vorläufig behielt Rauch die Führung. An fünfter Stelle
steht das Grabmal der im September 1848 verstorbenen
Charlotte, Gräfin von Itzenplitz genannt von Friedland, das

1 Rauch erhielt für beide Denkmale 1380 Taler Honorar.

vielleicht lieblichste von allen (Abb. 6). Der Künsrler hat
abermals eine Stele gewählt und eine Figur in Relief dar-
gestellt.

Wo Rauch tätig war, pflegt Fr. Tieck nicht zu fehlen. So
finden wir in der sechsten Nische ein von Schinkel entwor-
fenes und von dem Bildhauer Friedrich Tieck für die 1831
verstorbene Marianne, Gräfin von Itzenplitz geb. Gräfin
BernsdorfF, gefertigtes Grabmal.

Wiederum ist es eine marmorne Stele mit einem Portrait-
medaillon sowie einem Relief, welches den Todesengel dar-
stellt, der die Mutter entführt. Darunter die Inschrifttafel.

In den folgenden beiden Nischen sind künstlerisch wert-
lose Marmorkreuze zur Aufstellung gelangt und bestätigen
wie so oft den Kulturverfall der fünfziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts, während an neunter Stelle noch einmal der
Versuch gewagt wird, für die 1853 verstorbene Marie Gräfin
von Itzenplitz geb. von Kröcher ein würdiges Monument
durch Hugo Hagen zu schaffen. Als Ausklang der Reihe
kann es sich künstlerisch nicht im entferntesten mit den
andern messen. Es ist nur verschieden durch seinen Relief-
schmuck.

Den müde gewordenen Klassizismus Rauchscher Prägung
fühlt man nur zu deutlich.

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