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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 29.1931

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Heft 12
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Bruno Taut, Die neue Baukunst in Europa und
Amerika. Verlag Julius Hoffmann, Stuttgart 1929.

Das Buch enthält eine von Taut verfaßte, ausgezeichnete
Einleitung. Zunächst weist er die historischen Grundlagen
des neuen Bauens nach, wobei die objektive Charakterisierung
des Jugendstils zum Besten gehört, was über diese Zeit
geschrieben wurde. Mit der gleichen ruhigen Überlegenheit
spricht er sodann über die soziologischen Grundlagen heu-
tiger Architektur und führt diese schließlich in Grundrissen
und Photos vor, eingeteilt nach Industriebauten, Geschäfts-
häusern, Wohnblöcken, Einzelhäusern, Schulen, Kranken-
häusern, Theaterbauten und Kirchen. Vor allem aber ist das
Buch durch die von jedem Dogma sich fernhaltende Ein-
stellung des Verfassers lesenswert.

F. R. Yerbury, Moderne Bauten in Europa. Verlag
Ernst Wasmuth, Berlin 1929.

Der Wert dieses Buches, das aus 145 Tafeln und ganz
wenigen Seiten Text besteht, liegt nicht so sehr in der
getroffenen Auswahl, die stark den monumental repräsen-
tativen Fassadenbau berücksichtigt, als in der Möglichkeit,
auch die selten publizierten englischen und skandinavischen
Bauten kennen zu lernen. Selbstverständlich sind auch die
wichtigsten Architekten Deutschlands, Frankreichs und Hol-
lands durch ihre großen Bauwerke vertreten.

Leopold Zahn, Moderne Pariser Bauten. Verlag
der Reihe. Berlin 1930.

Es muß als ein besonderes Verdienst angesehen werden,
daß die bisher in vielen Zeitschriften verstreuten neuen
Pariser Bauten endlich in Buchform vereinigt sind. In 100 Ab-
bildungen lernt man die Bauten Perrets, Freyssinets, Mallet-
Stevens, Lurqats und Corbusiers kennen. Die kurze, von
Zahn verfaßte Einleitung setzt sich kritisch mit der moder-
nen französischen Baukunst auseinander.

Karl Freckmann, Kirchenbau. Ratschläge und Bei-
spiele. Verlag Herder & Co., G.m.b.H., Freiburg i. Br., 1931.

Wie der Untertitel schon zum Ausdruck bringt, handelt
es sich bei vorliegendem Werk um ein praktisches Hand-
buch für jene Kreise, die „sich mit dem Neubau eines
Gottesbaues befassen müssen". In vorbildlicher Weise wer-
den alle praktischen Fragen, wie Bauprogramm und Bau-
platz, Fragen des Grundrisses, der Raumgestaltung und des
Materials, zur Sprache gebracht. In einem letzten Kapitel
werden dann noch allgemeine Formfragen angeschnitten, wo-
durch das Buch auch Interesse hat für den mehr vom all-
gemein Künstlerischen aus urteilenden Laien. Mit Recht
lehnt der Verfasser eine gedankenlose Übernahme der für
den Profanbau maßgebenden reinen Zweckgesinnung ab
und damit auch die Anwendung neuer Materialien wie
Eisenbeton nur der „modernen" Gesinnung wegen. Man ge-
winnt aus diesem vorzüglich ausgestatteten und reich illu-
strierten Buch die Überzeugung, daß die sakralen Form-
probleme nur wenig mit denen der heutigen profanen Bau-
kunst zu tun haben und es ist nur konsequent, wenn der
Verfasser die Frage, ob der Geist der heutigen Zeit auch
einen neuen Geist der Kirche darstellt, auf das entschie-
denste verneint.

Das Deutsche Hygienemuseum in Dresden.
Hübsch Verlag, Berlin 1930.

Das jüngste Werk des jetzt wieder in Dresden wirkenden
Architekten Wilhelm Kreis wird hier in einigen das Innere
und Äußere wiedergebenden Abbildungen vorgeführt. Die
Einleitung gibt eine kurze Lebensgeschichte des Architekten
und eine Würdigung seines Schaffens.

Werner Hegemann, Reihenhaus-Fassaden. Verlag
Ernst Wasmuth, Berlin 1929.

Das Buch gibt einen Überblick der Wohn- und Ge-
schäftshausfassaden von der Renaissance bis zur heutigen
Zeit. In 500 Abbildungen ist ein großes, teilweise auch sel-
ten publiziertes Material zusammengetragen, das sicherlich
anregend wirken wird. Gewiß wird es Fassaden geben, so-
lange gebaut wird, aber der Begriff „Fassade", wie ihn H.
vertritt, nämlich als rein ästhetisches Gebilde ohne jede
Beziehung zu dem Geistig-Zwecklichen, dem ein Gebäude
neben Praktisch-Zwecklichem dient, ist äußerst gefährlich.
Durch diese Einstellung kann man weder der vergangenen
Baukunst gerecht werden, noch den Bemühungen, unserer
— und nicht etwa einer „klassizistischen" — Kultur Aus-
druck zu verleihen.

LeCorbusier und Pierre Jeanneret. Ihr Gesamt-
werk von 1910—1929. Verlag Dr. H. Girsberger & Co.
Zürich 1930.

Erst durch diese ausgezeichnete Veröffentlichung kann
man sich ein Bild von dem so viel umstrittenen Architekten
machen. Man lernt ihn als einen genialen und sehr eigen-
willigen Künstler kennen. Man sieht, daß weniger seine
meist als „Einzelkunstwerke" gedachten Bauten für uns vor-
bildlich sind, als seine unerhörte Befähigung, jede traditio-
nelle Bindung bei der Konzeption neuer Bauaufgaben zu-
nächst auszuschalten und nur aus ihren besonderen Bedin-
gungen heraus zu schaffen. Dieses wirklich freie Denken
fehlt so vielen Architekten unserer Zeit, auch oft den mo-
dernsten unter ihnen. Aus diesem Grunde lohnt sich die
Lektüre dieses Buches außerordentlich, wenn auch Corbusier
und seine Werke eine sehr vereinzelte Erscheinung bleiben
werden.

Otto Schubert, Architektur und Weltanschauung.
Paul Neff Verlag, Berlin 193 1.

Jede große Baukunst war Ausdruck der weltanschau-
lichen Ideen ihrer Zeit. Auch wir werden erst zu einer voll-
kommenen Baukultur gelangen, wenn ein neuer „Mythos"
sich herausgebildet hat. Aus dieser Erkenntnis heraus weist
der Verfasser die enge Verbindung von Architektur und
Weltanschauung in den vergangenen Stilperioden nach. Aber
man muß bei der Lektüre dieses Buches, dessen Verfasser
für die Bedürfnisse unserer Zeit durchaus Verständnis zu
haben scheint, doch fragen, ob es gerade heute einen Sinn
hat, auf diese an sich so selbstverständliche, aber für unsere
suchende Zeit auch ebenso gefahrvolle Verknüpfung in dieser
ganz allgemeinen Form hinzuweisen.

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