Gesichtspunkten gerecht zu werden hat,
oft besonderen Schwierigkeiten begegnet,
was in einzelnen weniger befriedigenden
Fällen immerhin zu berücksichtigen ist.
Eines der interessantesten museumstech-
nischen Experimente ist der Theatersaal, in
dem die Figuren der asiatischen Schatten-
spiele transparent gezeigt werden. Hier
spricht das Ergebnis trotz aller dagegen gel-
tend zu machenden Einwände schließlich
doch für das Wagnis. Hans Eckstein
D'
ERNA DINKLAGE,'BLÜHENDE BAUME
MIT ERLAUBNIS VON J. B. NEUMANN UND GÜNTHER FRANKE, MÜNCHEN
Raums abgeschlossen, soweit bei einem lebendig geleiteten
Museum von Abschluß überhaupt je gesprochen werden kann.
Dank der unablässigen Bemühungen Lucian Schermans hat
das ein Halbjahrhundert in engen tristen Räumen über den
Hofgartenarkaden mehr eingepackte als aufgestellte Museum
1926 endlich eine seiner Bedeutung, dem wissenschaftlichen
und künstlerischen Wert seiner Objekte angemessene Unter-
kunft in dem vom Deutschen Museum damals geräumten
Bau an der Maximilianstraße erhalten. Die unter Mitwirkung
von Ludwig Segmiller als künstlerischem Berater und Ge-
stalter durchgeführte Aufstellungsart, auf der britischen Mu-
seumskonferenz unlängst als geeignetstes Vorbild für Europa
empfohlen, erstrebt eine auch den Laien wirklich fesselnde,
dem Lehrhaften und dem reinen Kunstgenuß möglichst
gleicherweise gerecht werdende Darbietung der mannig-
fachen Gegenstände, die Inhalt einer ethnographischen Samm-
lung sind. Durch sorgfältige Sichtung des zu zeigenden Ma-
terials und weiträumige Aufstellung ist der sonst oft so
qualvollen Überfülle gesteuert. An dem geographischen Prin-
zip der Anordnung ist im wesentlichen festgehalten. Der Be-
schauer wird jeweils von deu Gegenständen des Gebrauchs
zu den gewerblichen Produkten und zuletzt zu den Kult-
dokumenten (d.h. zugleich zur Kunst) geführt: dieser Stei-
gerung vom Profanen zum Kultischen entspricht eine Stei-
gerung in der farbigen Behandlung der Räume und die
Wandlung von möglichst zwangloser Zusammenfassung der
Einzelobjekte in Gruppen (bei Vermeidung bloß dekorativer
Aufmachung) zu einer strengeren Architektonik der Auf-
stellung. Die verschiedene farbige Behandlung der Räume
ist allerdings problematisch und für eine intensive Wirkung
der ausgestellten Gegenstände und Kunstwerke nicht durch-
weg günstig. Dieses Prinzip der gegen die Langeweile an-
kämpfenden Anordnung ist aber in so lebendiger Art durch-
geführt, daß der verfolgte Zweck tatsächlich erreicht ist. Be-
deutende Kunstwerke sind meist durch ihre Aufstellung vor
den übrigen Objekten hervorgehoben, was in vielen reinen
Kunstmuseen leider noch immer nicht der Fall ist, in einem
ethnographischen Museum aber, das noch außerkünstlerischen
BERLINER SECESSION
e schönste Arbeit der diesjährigen
Secessionsausstellung ist, so scheint
mir, die Plastik einer sitzenden Frau von Ger-
hard Mareks. Der Künstler nennt sie Kastalia,
was ein bißchen nach Klassizismus schmeckt.
Tatsächlich mutet die Form auch etwas
klassizistisch-nazarenisch an, man glaubt im
ersten Augenblick vor einer hübschen Allegorie des Win-
ters aus dem Jahre 1820 etwa zu stehen. Dieses Stilisierte
und Konventionelle ist aber das Gewand einer echten und
starken Lebensempfindung, eines eigenartigen plastischen
Formgefühls und eines seltenen Sinnes für den Ausgleich von
Höhe und Tiefe, von Licht und Schatten, von Fläche und
Detail. Die Gestalt wirkt ebensosehr durch das Verhältnis-
leben der Formen wie durch ein mittelbar Menschliches. Hier
wird das Beste der modernen Skulptur — wenn auch in einer
mehr feinen und empfindsamen als in einer kräftigen Weise
— fortgesetzt; Gerhard Mareks ist innerhalb seiner Gene-
ration unsere beste Hoffnung.
Neben diesem glücklichen Werk gefiel am meisten der
große, mehr gezeichnete als gemalte Akt von Willy Jaeckel.
Rudolf Levy machte Eindruck mit einem Halbakt und einem
Blumenstrauß, mit einer Malweise, deren Vereinfachungen
nicht summarisch, sondern summierend sind. Wolf Röhricht
hat sich bis zu gewissen Graden von der eigenen Manier
befreit; seine „Früchte" sind ein neuer frischer Ansatz.
Sonst waren die bekannten, stets anwesenden Künstler
nicht immer zum besten vertreten, so daß die Ausstellung im
ganzen etwas matt wirkte.
Bei Dr. Alfred Gold stellte Oskar Moll kollektiv aus. In
seine Bilder ist eine neue Besinnung gekommen, die ihnen
eine festere Struktur gibt. Dafür ist zu großen Teilen jene
malerische Leichtigkeit aufgeopfert, die dem Talent Molls
bisher eigentümlich schien. Man sieht einen ernsten Maler
und verantwortlichen Menschen im Atelier sitzen und sich
rechtschaffen mühen, den Zeitgeist zu beschwören. Sicher mit
einem gewissen Erfolg. Aus allen Arbeiten aber seufzt es
auch leise: Schade, daß ich nicht mehr darf wie einst im Mai!
UM KRIXOLINE UND TOURNÜRE
(1830—1890)
Im Kunstgewerbehause Friedmann & Weber, Berlin, ist kürz-
lich eine eigenartige und durch ihren geschmackvollen
Aufbau anziehende Ausstellung beendet worden: „Um Krino-
oft besonderen Schwierigkeiten begegnet,
was in einzelnen weniger befriedigenden
Fällen immerhin zu berücksichtigen ist.
Eines der interessantesten museumstech-
nischen Experimente ist der Theatersaal, in
dem die Figuren der asiatischen Schatten-
spiele transparent gezeigt werden. Hier
spricht das Ergebnis trotz aller dagegen gel-
tend zu machenden Einwände schließlich
doch für das Wagnis. Hans Eckstein
D'
ERNA DINKLAGE,'BLÜHENDE BAUME
MIT ERLAUBNIS VON J. B. NEUMANN UND GÜNTHER FRANKE, MÜNCHEN
Raums abgeschlossen, soweit bei einem lebendig geleiteten
Museum von Abschluß überhaupt je gesprochen werden kann.
Dank der unablässigen Bemühungen Lucian Schermans hat
das ein Halbjahrhundert in engen tristen Räumen über den
Hofgartenarkaden mehr eingepackte als aufgestellte Museum
1926 endlich eine seiner Bedeutung, dem wissenschaftlichen
und künstlerischen Wert seiner Objekte angemessene Unter-
kunft in dem vom Deutschen Museum damals geräumten
Bau an der Maximilianstraße erhalten. Die unter Mitwirkung
von Ludwig Segmiller als künstlerischem Berater und Ge-
stalter durchgeführte Aufstellungsart, auf der britischen Mu-
seumskonferenz unlängst als geeignetstes Vorbild für Europa
empfohlen, erstrebt eine auch den Laien wirklich fesselnde,
dem Lehrhaften und dem reinen Kunstgenuß möglichst
gleicherweise gerecht werdende Darbietung der mannig-
fachen Gegenstände, die Inhalt einer ethnographischen Samm-
lung sind. Durch sorgfältige Sichtung des zu zeigenden Ma-
terials und weiträumige Aufstellung ist der sonst oft so
qualvollen Überfülle gesteuert. An dem geographischen Prin-
zip der Anordnung ist im wesentlichen festgehalten. Der Be-
schauer wird jeweils von deu Gegenständen des Gebrauchs
zu den gewerblichen Produkten und zuletzt zu den Kult-
dokumenten (d.h. zugleich zur Kunst) geführt: dieser Stei-
gerung vom Profanen zum Kultischen entspricht eine Stei-
gerung in der farbigen Behandlung der Räume und die
Wandlung von möglichst zwangloser Zusammenfassung der
Einzelobjekte in Gruppen (bei Vermeidung bloß dekorativer
Aufmachung) zu einer strengeren Architektonik der Auf-
stellung. Die verschiedene farbige Behandlung der Räume
ist allerdings problematisch und für eine intensive Wirkung
der ausgestellten Gegenstände und Kunstwerke nicht durch-
weg günstig. Dieses Prinzip der gegen die Langeweile an-
kämpfenden Anordnung ist aber in so lebendiger Art durch-
geführt, daß der verfolgte Zweck tatsächlich erreicht ist. Be-
deutende Kunstwerke sind meist durch ihre Aufstellung vor
den übrigen Objekten hervorgehoben, was in vielen reinen
Kunstmuseen leider noch immer nicht der Fall ist, in einem
ethnographischen Museum aber, das noch außerkünstlerischen
BERLINER SECESSION
e schönste Arbeit der diesjährigen
Secessionsausstellung ist, so scheint
mir, die Plastik einer sitzenden Frau von Ger-
hard Mareks. Der Künstler nennt sie Kastalia,
was ein bißchen nach Klassizismus schmeckt.
Tatsächlich mutet die Form auch etwas
klassizistisch-nazarenisch an, man glaubt im
ersten Augenblick vor einer hübschen Allegorie des Win-
ters aus dem Jahre 1820 etwa zu stehen. Dieses Stilisierte
und Konventionelle ist aber das Gewand einer echten und
starken Lebensempfindung, eines eigenartigen plastischen
Formgefühls und eines seltenen Sinnes für den Ausgleich von
Höhe und Tiefe, von Licht und Schatten, von Fläche und
Detail. Die Gestalt wirkt ebensosehr durch das Verhältnis-
leben der Formen wie durch ein mittelbar Menschliches. Hier
wird das Beste der modernen Skulptur — wenn auch in einer
mehr feinen und empfindsamen als in einer kräftigen Weise
— fortgesetzt; Gerhard Mareks ist innerhalb seiner Gene-
ration unsere beste Hoffnung.
Neben diesem glücklichen Werk gefiel am meisten der
große, mehr gezeichnete als gemalte Akt von Willy Jaeckel.
Rudolf Levy machte Eindruck mit einem Halbakt und einem
Blumenstrauß, mit einer Malweise, deren Vereinfachungen
nicht summarisch, sondern summierend sind. Wolf Röhricht
hat sich bis zu gewissen Graden von der eigenen Manier
befreit; seine „Früchte" sind ein neuer frischer Ansatz.
Sonst waren die bekannten, stets anwesenden Künstler
nicht immer zum besten vertreten, so daß die Ausstellung im
ganzen etwas matt wirkte.
Bei Dr. Alfred Gold stellte Oskar Moll kollektiv aus. In
seine Bilder ist eine neue Besinnung gekommen, die ihnen
eine festere Struktur gibt. Dafür ist zu großen Teilen jene
malerische Leichtigkeit aufgeopfert, die dem Talent Molls
bisher eigentümlich schien. Man sieht einen ernsten Maler
und verantwortlichen Menschen im Atelier sitzen und sich
rechtschaffen mühen, den Zeitgeist zu beschwören. Sicher mit
einem gewissen Erfolg. Aus allen Arbeiten aber seufzt es
auch leise: Schade, daß ich nicht mehr darf wie einst im Mai!
UM KRIXOLINE UND TOURNÜRE
(1830—1890)
Im Kunstgewerbehause Friedmann & Weber, Berlin, ist kürz-
lich eine eigenartige und durch ihren geschmackvollen
Aufbau anziehende Ausstellung beendet worden: „Um Krino-