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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft II (Februar 1907)
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Trunk, Hans: Vortrag des Malers Trunk in Strassburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0027

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der Pariser Brüder Dupuis nach Möglichkeit Geltung und Verbreitung zu verschaffen.
Die Erkenntnis, dass das immerwährende Nachmachen von Vorlegeblätter für die
Kinder von geringem Nutzen sei, dass diese durch Vorführung plastischer Modelle
zum verständigen Beobachten verkürzter Formen zu gewöhnen seien und zum be-
wussten Sehen erzogen werden müssten, verhalf zur amtlichen Einführung der Methode
Dr. Stuhlmanns. Obgleich diese infolge des unzureichenden Lehrstoffes und der
umständlichen Behandlung desselben sich nicht auf die Dauer bewähren konnte,
so hat sie doch das Gute gestiftet, das Körperzeichnen allgemein in den Stoffplan
der Elementarschule eingeführt zu haben. Die Lehrerschaft begrüsste mit Freuden
die Abwechslung, die endlich das Körperzeichnen in das monotone Getriebe


des Zeichenunterrichts brachte, und doch dauerte es lange, ehe von dieser Neue-
rung der richtige Gebrauch gemacht werden konnte. Der gewohnte Schematismus steckte
zu tief und veranlasste eine unfreie, starre Behandlungsweise an Stelle einer malerischen
Auffassung. Ein bekannter Schulmann vertrat sogar allen Ernstes die Ansicht,
dass prismatische Körper, wie körperliche Gebilde überhaupt, vom Schüler mit
Lineal in parallelprojektiver Art darzustellen sei, weil er nie zu einer freien, gefühls-
mässigen Behandlungsweise gebracht werden könne. Dem behördlichen Erlass, der
das Körperzeichnen als besonderen Unterrichtsabschnitt einführte und regelte, wurde
von seifen der Lehrerschaft mit solchem Eifer entsprochen, als ob es auf etwas
anderes überhaupt nicht mehr ankäme und alles andere als nebensächlich zurück-
treten müsse. Wurde der Schüler nach langwierigen und mühevollen Arbeiten so
weit gebracht, eine plastische Wirkung ähnlich einer Photographie herauszubringen,
so konnte der Zweck als erreicht gelten. Nur glatte Flächen wollte der Lehrer
sehen, sauber, gleichmässig und fleckenlos, wobei es auf die Richtigkeit der Ton-
 
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