GB
gebracht. In grösseren Staaten vollzog sich die Neuordnung der Lehrerbildung
rasch, in kleinen dagegen hielt man bis in die neueste Zeit herein zäh an der
seither gewohnten Verquickung des allgemeinbildenden Zeichenunterrichts und des
gewerblichen fest; der Zeichenlehrer musste ein Doppelwesen verkörpern, sobald er
seine Tätigkeit an einer gewerblichen Lehranstalt und zugleich an einer höheren
Schule ausübte. Obgleich man ein Menschenalter hindurch an dieser Behandlungs-
weise festhielt, hat z. B. Württemberg damals, während der Amtsdauer des Präsi-
denten v. Steinbeis, seinen anerkannten Erfolg im Gewerbeschulwesen erreichen
können, was sich z. T.
dadurch erklären lässt,
dass der Zeichenlehrer
bei seinem zwiegearteten
Beruf den Schwerpunkt
seines Schaffens der ge-
w erb li ch en F o rtb ildun gs -
schule zuwandte, deren
Förderung ihm als prak-
tischen Kunsthandwer-
ker natürlich näher lag,
als der Unterricht an
der höheren Schule. Je
mehr aber mit der Zeit
das allgemeine Zeichnen
sich von der Vormund-
schaft des gewerblichen
losmachte und seinen
eigenen Weg ging, um
so schärfer prägte sich
der Unterschied aus in
der Betätigung des
Lehrers, was manchmal
zu scharfen und hitzigen
Aus ein an ders etzungen
unter Kollegen führte.
Der neuartige Zeichen-
unterricht begann, an
das Können und die
Abbildung 1.
Arbeitskraft des Lehrers erhöhte Anforderungen zu stellen, sodann beklagte sich die
Handwerkerschaft immer lauter über unzureich ende Leistungen der gewerblichen Schulen
gegenüber den Bedingungen, die mit der industriellen Entwicklung Zusammenhängen.
Neue Zeiten erfordern neue Mittel, der Zeichenlehrer ist mit dem Unterricht der
höheren Schule vollauf in Anspruch genommen und überlässt den andern Teil dem
Gewerbelehrer, und wenn bei Württemberg von einer Kompromissprüfung die Rede
war. so ist diese eben für die Uebergangszeit berechnet und wird bald einer solchen
Platz machen, die mit den Einrichtungen der Nachbarländer besser im Einklang steht.
Betrachten wir den Zeichenlehrer für sich allein, so begegnen wir überall der
Frage, soll er mehr Schulmeister sein oder ausgesprochen Künstler? Bald wird
gebracht. In grösseren Staaten vollzog sich die Neuordnung der Lehrerbildung
rasch, in kleinen dagegen hielt man bis in die neueste Zeit herein zäh an der
seither gewohnten Verquickung des allgemeinbildenden Zeichenunterrichts und des
gewerblichen fest; der Zeichenlehrer musste ein Doppelwesen verkörpern, sobald er
seine Tätigkeit an einer gewerblichen Lehranstalt und zugleich an einer höheren
Schule ausübte. Obgleich man ein Menschenalter hindurch an dieser Behandlungs-
weise festhielt, hat z. B. Württemberg damals, während der Amtsdauer des Präsi-
denten v. Steinbeis, seinen anerkannten Erfolg im Gewerbeschulwesen erreichen
können, was sich z. T.
dadurch erklären lässt,
dass der Zeichenlehrer
bei seinem zwiegearteten
Beruf den Schwerpunkt
seines Schaffens der ge-
w erb li ch en F o rtb ildun gs -
schule zuwandte, deren
Förderung ihm als prak-
tischen Kunsthandwer-
ker natürlich näher lag,
als der Unterricht an
der höheren Schule. Je
mehr aber mit der Zeit
das allgemeine Zeichnen
sich von der Vormund-
schaft des gewerblichen
losmachte und seinen
eigenen Weg ging, um
so schärfer prägte sich
der Unterschied aus in
der Betätigung des
Lehrers, was manchmal
zu scharfen und hitzigen
Aus ein an ders etzungen
unter Kollegen führte.
Der neuartige Zeichen-
unterricht begann, an
das Können und die
Abbildung 1.
Arbeitskraft des Lehrers erhöhte Anforderungen zu stellen, sodann beklagte sich die
Handwerkerschaft immer lauter über unzureich ende Leistungen der gewerblichen Schulen
gegenüber den Bedingungen, die mit der industriellen Entwicklung Zusammenhängen.
Neue Zeiten erfordern neue Mittel, der Zeichenlehrer ist mit dem Unterricht der
höheren Schule vollauf in Anspruch genommen und überlässt den andern Teil dem
Gewerbelehrer, und wenn bei Württemberg von einer Kompromissprüfung die Rede
war. so ist diese eben für die Uebergangszeit berechnet und wird bald einer solchen
Platz machen, die mit den Einrichtungen der Nachbarländer besser im Einklang steht.
Betrachten wir den Zeichenlehrer für sich allein, so begegnen wir überall der
Frage, soll er mehr Schulmeister sein oder ausgesprochen Künstler? Bald wird