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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — 1.1907

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Heft IX (September 1907)
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Kolb, Gustav: Der 1. Verbandstag des Verbands süddeutscher Zeichenlehrervereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.31624#0110

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mach er, die Erschienenen, worauf der Verbandsvorsitzende Erhardt den Tätigkeits-
bericht der Verbandsleitung erstattete. Er führte folgendes aus:
„Als vor etwa 3 Jahren der Verein badischer Zeichenlehrer gegründet wurde, sah er
sich auch gleich nach einer Fachzeitschrift um. Damals trat er in Verbindung mit dem
Verein württembergischer Zeichenlehrer, konnte aber vorerst aus finanziellen Gründen dessen
Zeitschrift „Der Zeichenlehrer“ nicht als Vereinsorgan einführen; doch hielt er an dem
Gedanken, ein für die süddeutschen Vereine gemeinschaftliches Fachorgan zu erstreben, fest;
vielfach unterstützt durch die Anregungen elsässischer und württembergischer Zeichenlehrer.
Der Verwirklichung der Idee stellten sich aber plötzlich durch die Spaltung des württem-
bergischen Vereins Hindernisse entgegen, die jedoch glücklicherweise nach mancherlei
inneren Kämpfen verhältnismässig rasch beseitigt werden konnten. Denn schon am 18. April
vorigen Jahres war die Idee soweit gereift, dass die vier beteiligten Vereine je zwei Ver-
treter nach Stuttgart zur Besprechung dieser Angelegenheit entsenden konnten. Die beiden
württemb er gischen Vereine hatten nicht nur gut geleitete, sondern auch finanziell gut
fundierte Fachzeitschriften, und diese einer neuen preiszugeben, ohne eine Bürgschaft für
deren Lebensfähigkeit zu haben, berechtigte zu einigem Bedenken; letztere aber reiften den
Gedanken an einen engeren Zusammenschluss in einem Verbände aus, so dass sich sämtliche
Delegierten für die Gründung eines Verbandes aussprachen und sich nur noch die Zu-
stimmung ihrer Mitglieder vorbehielten. An der Hand eines Entwurfs von Herrn Professor
Huberich einigte man sich über die wichtigsten Punkte der Satzungen und der Bestimmungen
für die neue Fachzeitschrift, und eine Kommission sollte sich mit der weiteren Ausarbeitung
des Entwurfs beschäftigen, damit derselbe den einzelnen Vereinen vorgelegt werden konnte.
Am 6. August kamen die Vorsitzenden der vier Vereine, Trunk, Strassburg, Professor
Schmidt und Professor Huberich, Stuttgart, Erhardt, Heidelberg, zur endgültigen Zusammen-
fassung der von den einzelnen Vereinen gemachten Vorschläge in Karlsruhe zusammen.
Am 11. November versammelten sich die Mitglieder sämtlicher Vereine zur Gründung
des Verbands wiederum in Karlsruhe. Gleichzeitig wurde auch die Gründung der Fach-
zeitschrift, welche „Kunst und Jugend“ benannt werden sollte, ausgesprochen. Druck und
Verlag der Zeitschrift wurde der Firma Decker & Hardt in Stuttgart übertragen. Die
Organisation des Verbandes wurde vorgenommen. (Verlesung des Protokolls.) I. Vorsitzender:
Erhardt, Heidelberg; Stellvertreter und Schriftführer: Trunk, Strassburg; Rechner: Bender,
Karlsruhe; Redakteur: Kolb, Göppingen.
Es war noch vieles vorzubereiten, bevor man mit einer gewissen Beruhigung ins erste
Verbandsjahr eintreten konnte. Besonders wurde der Aufstellung des Voranschlags die
grösste Sorgfalt gewidmet. Am 29. Dezember v. J. trat der Verbands- und Pressausschuss
in Stuttgart zusammen, um einen genauen Geschäftsplan für 1907 aufzustellen und die Vor-
bereitungen zur I. Hauptversammlung zu treffen. Als Versammlungsort war Stuttgart vor-
gesehen. Zu Beginn des Jahres erhielt der Plan einer badischen Landeszeichenausstellung
festere Formen, der Verbandsvorsitzende trug sich mit dem Gedanken, die Verbands-
versammlung nach Karlsruhe zu verlegen und zwar in die Zeit jener Ausstellung. Die
Ausschussmitglieder erklärten sich damit einverstanden, nur war es sehr schwierig, die den
Verbandsmitgliedern gelegenste Zeit herauszufinden. Der jetztgewählte Zeitpunkt liegt
leider für die Kollegen aus Elsass-Lothringen nicht günstig, da ihre Ferien noch nicht
begonnen haben; aber sie möchten diese Ausnahme entschuldigen, es liess sich absolut nichts
anderes machen.
Am 2. Mai d. J. fand in Berlin eine Vorbesprechung des Londoner Kongresses, welcher
1908 in Aussicht genommen ist, statt. Die Einladung hierzu kam so kurz vorher, dass eine
schriftliche Einholung der Meinungen, ob sich der Verband daran beteiligen sollte oder nicht,
von den Ausschussmitgliedern zu spät beantwortet wurde. Die Einladung ging von Hamburg
aus sonderbarer Weise nach Berlin und geschah jedenfalls nicht, um den Herren von Dresden,
München und Heidelberg Kosten und Weg zu ersparen. Der Verbandsvorsitzende beant-
wortete die Einladung folgendermassen: „Der Verband süddeutscher Zeichenlehrervereine ist
gerne bereit, Ihre Bestrebungen zur Förderung des Zeichenunterrichts zu unterstützen und
wird durch den Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter, vorbehaltlich der Bestätigung durch
den Verbandsausschuss, bei Ihren Verhandlungen vertreten sein.“
Da der Vorsitzende selbst zu festgesetztem Termin nicht abkömmlich war, übernahm
Herr Trunk die Mission, wurde aber in allerletzter Stunde (telegraphisch) zurückgehalten,
weil durch mittlerweile eingetroffene Erklärungen, die Meinungsverschiedenheiten ergaben,
der Vorsitzende eine Verantwortung nicht mehr übernehmen wollte.
Vor einiger Zeit erhielt der Vorsitzende vom Verbandsrechner eine Klarstellung der
Rechnungslage, welche keineswegs günstige Resultate zeigte und darauf hinwies, dass der
Abonnementspreis für unsere Zeitschrift in sehr schlechtem Verhältnis zum Selbstkosten-
preis stünde.
Was die Führung der Zeitschrift anlangt, glaubt die Verbandsleitung dem Redakteur
für seine rührige Tätigkeit den wärmsten Dank aussprechen zu müssen; sie richtet aber
zugleich auch an die Mitglieder die Bitte, ihn nach Kräften zu unterstützen, nicht allein
durch Schrift, sondern auch durch Zeichnungen. Und wenn ein Manuskript da oder dort
einen Strich erdulden muss, so fallen Sie nicht gleich über den Unfehlbaren von Göppingen
her; er will nur das Beste für unsere Sache und vom Guten das Beste für unsere Zeitschrift.
 
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