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Taubc. Blcisttstzeichuimg cincs l'i jährigcii Mädchens. Königiii Kathnrinastist, Stiittgart.
<St»dieiiasscssoriii Sicgcnegcr)
Ivciiii n üic'jvii Gnishttlm i»il »iiüdrdii Diiiste» be-
»»tzle, »m eiiie i» ster Äni»r »ichl stesehene Kom-
pvsiiiv», ei» „stiir lüiiistlerischcS Werk", wie er selber
snisle, z» mache». Sicheclich hnlle ciiich Dlirer eliie»
iiiiüsiezeichiiele» Berstniid, eiiie» K»»stverstii»d, mit
bem er >»» die Llrbeit sti»si. Er wiisste, wie er melhv-
disch bei seiiier Äüilerei vvisiiiisi, w»s er benötiffte,
Liiliviirse, Sliidie» »m Objckt, iliiteriiinluiisse», Ln-
siire», Fjriiisse» »sw. Aber diese Locsik diciite »icht
iisiend eiiicr Wisscnschnft, soiider» üer Kimst nlS
eiiicr Welt siir slch. Lliich ei» Kimstiverk ist »mso
werlvoller, je lojiischer sich seliie eiiiieliie» Teile ,i»
eiiier Eiiiheit verbinde». <DlirerS Ailüer i»it sremde»,
»ichl eiiiivniidsrei versln»de»em Eiiisliis; sliid keliieS-
ivcstü sei»e beslenll ^lber dn üie Vorniissetjiliicie» nls
Gcs»hlümns;i;ieS z» jedcm Ailde immer ivieder n»-
dere siiid, iverüc» nuch lros; nller Lvjiik i>» Ktiiist-
lerische» die Lrciebiiisse »ie jileich sci», ivie bei einer
mnlhemntische» Zelchiiii»«, bel der die AornuS-
setiuiisie» immer feststeheude Gesel;e si»d, ob »»»
Schiilie, Meier oder Mtillcr die Zeichiiuiui cieliefert
hnt.
Ilm ivnS stir schivniikeiiüe AornuSsesimine» i» der
Persöiilichkeit hniidelt es sich hier? Itm Änsse, Zcit,
Dorfnhre», Geburt, Crziehuiiji, Schicksnl, Liiidrücke,
Stimiiiiiiijic», n»S deiie» »»d durch die sich der Küiist-
ler eiilwlckelt hnt. Also iim höchst üiuikle Hliiker-
sirüiide, i» die ivir »ur »b »»d zu erfoljireich mit der
lcliivnche» Aleiidlnteriie »iiserer (LrkeiiiiliilSkrnst
liiiieiiileuchle» Köiiiic». Ltebenbel: Der Kuiistforscher
hnt nlso nlle» Aiilns;, sich vor dem Aiieiidliche» i»
üiescm Ltteiischlicheii ,;» hüte», iiidei» er immer wie-
der niif die jireisbnre Hiiiterlnsseiischnft eiueS Küusk-
lerü ,,»rückko»imt imd i» der Loupksnche die Frn-
sie» lünrt, die nls rei» küiistlerische der Gesknlliiiiji
wichtiji' siiid. ch> der ivechseliide» Mn»»igfnltij>kelt
der Meiischheit »iid deS iimereiuAle.usche» liegt dnS
GeheimiüS der küiistlcrische» Gesknlkuiigsnrte». 3hr
Wert ist jchivierlger ,;u beskiiiiiiic» nlS der der Dnr-
slelliing, desse» BornuSses;iiiige» durch rei» ver-
l>»iideSi»ns;ige Aetrnchlinijie» ni» Objekk für jede»
Zeiclmer die gleiche» bleihe».
Der Küiisller beiiöligt Werk,;eug uud Werkstoss.
Sic ,;wi»ge» lhm lhre Gesetze nuf. Aber sie behi».
üer» ih» »lcht nls lnstige Gegmer, soiider» gebe» ihm
überhnupt erst die Möglichkeit ,;um Schnffc», Sle
siiid so spröde, dns; »iir felnstes AerstnndiilS deS
KüiistlerS sie zuiii Lebe» bewegt u»d sie dem Ale»-
lche» ,;»»i Freuiide »incht. Dürer behnudelt el» bib-
lischeS Motiv i» drei, b,;w. vier Technike», l» der
Zeichiuiiig, dem Gemnlde, dei» Kupferstich uud dei»
Hol,;sch»itt imd erhnlk für dnSselbe Motlv dainil
vier verschiedene BehniidluiigSnrte» »»d Lösuiige».
Fier siud nlso »icht die Antur nls Aorbild und die
Komposilioii nls Phniitnsicbild nllei» i»ns;gebe»d ge-
wesc» sür dle Gestnlluiig. Dns Hnndwerkliche ynt
milgejproche».
Damit ist »u» keiiieSwegS ,;ugeskn»de», dns; nlso
jede »ichf »nkurähiiliche Zeichnung' Auspruch nuf
eine» künstlerische» Werk erheben kcmn. Cs ist jn
denkbnr, dns; wir ohne Mühe und iiniere» Zu-
samiiieiihaiig nuf ciiici» Blntk Papier eiiüge Gera-
de» uiid Kurveii geichne», Krelse und Nechtecke
dnMischeii sehen uiid dnii» behnupken, dnS sei Ge-
stnltuug. Wen» wir nuf eine derartlge Sache de»
AuSdruck einer inodische» Mache anwende», dan»
tuu wir dns, iim die Wlllkür zu kemizeichnen, mik
der wir ohne die Aornusset;u»ge» deS Ernstes, der
1ieber,;eugu»g, der Fähigkeit und des WillenS zur
eiiiheltliche» Eiitivicklung unserer Anlngen -die reine
Geskaltuiig eineS Plcasso oder Klee iiachmacheii. Ilnd
,;wnr unvollskäiidig verstnnde» »nchninche», wle viele
Modejüiig'liiige der Kunst ünS heuke »och fllr genial
hnlte».
Stimmk unsere Behauptung, die Dnrstellung hiuge
nuSschlies;l!ch vom Objekt iiiid die Gestnltung hinge
nusschlieülich voin Sübjekt nb? Stelle» wir unS vor,
wir gäbe» Liebermanii, Klee und Slevogt de» Auf-
trng, sie sollten jenen Schrnnk dort hinten in der
Lcke ,;eich»en. WnS würden sie tun? Sie fragten
zunächst einmal wo,;u das den» eigentlich dienen
sollte und weigern sich mit dieser Frnge schon in
Gednnke», das Ding ernstlich vorzunehmen. Wir
erwidern, es handlc sich uin eine spätere Aerviel-
Taubc. Blcisttstzeichuimg cincs l'i jährigcii Mädchens. Königiii Kathnrinastist, Stiittgart.
<St»dieiiasscssoriii Sicgcnegcr)
Ivciiii n üic'jvii Gnishttlm i»il »iiüdrdii Diiiste» be-
»»tzle, »m eiiie i» ster Äni»r »ichl stesehene Kom-
pvsiiiv», ei» „stiir lüiiistlerischcS Werk", wie er selber
snisle, z» mache». Sicheclich hnlle ciiich Dlirer eliie»
iiiiüsiezeichiiele» Berstniid, eiiie» K»»stverstii»d, mit
bem er >»» die Llrbeit sti»si. Er wiisste, wie er melhv-
disch bei seiiier Äüilerei vvisiiiisi, w»s er benötiffte,
Liiliviirse, Sliidie» »m Objckt, iliiteriiinluiisse», Ln-
siire», Fjriiisse» »sw. Aber diese Locsik diciite »icht
iisiend eiiicr Wisscnschnft, soiider» üer Kimst nlS
eiiicr Welt siir slch. Lliich ei» Kimstiverk ist »mso
werlvoller, je lojiischer sich seliie eiiiieliie» Teile ,i»
eiiier Eiiiheit verbinde». <DlirerS Ailüer i»it sremde»,
»ichl eiiiivniidsrei versln»de»em Eiiisliis; sliid keliieS-
ivcstü sei»e beslenll ^lber dn üie Vorniissetjiliicie» nls
Gcs»hlümns;i;ieS z» jedcm Ailde immer ivieder n»-
dere siiid, iverüc» nuch lros; nller Lvjiik i>» Ktiiist-
lerische» die Lrciebiiisse »ie jileich sci», ivie bei einer
mnlhemntische» Zelchiiii»«, bel der die AornuS-
setiuiisie» immer feststeheude Gesel;e si»d, ob »»»
Schiilie, Meier oder Mtillcr die Zeichiiuiui cieliefert
hnt.
Ilm ivnS stir schivniikeiiüe AornuSsesimine» i» der
Persöiilichkeit hniidelt es sich hier? Itm Änsse, Zcit,
Dorfnhre», Geburt, Crziehuiiji, Schicksnl, Liiidrücke,
Stimiiiiiiijic», n»S deiie» »»d durch die sich der Küiist-
ler eiilwlckelt hnt. Also iim höchst üiuikle Hliiker-
sirüiide, i» die ivir »ur »b »»d zu erfoljireich mit der
lcliivnche» Aleiidlnteriie »iiserer (LrkeiiiiliilSkrnst
liiiieiiileuchle» Köiiiic». Ltebenbel: Der Kuiistforscher
hnt nlso nlle» Aiilns;, sich vor dem Aiieiidliche» i»
üiescm Ltteiischlicheii ,;» hüte», iiidei» er immer wie-
der niif die jireisbnre Hiiiterlnsseiischnft eiueS Küusk-
lerü ,,»rückko»imt imd i» der Loupksnche die Frn-
sie» lünrt, die nls rei» küiistlerische der Gesknlliiiiji
wichtiji' siiid. ch> der ivechseliide» Mn»»igfnltij>kelt
der Meiischheit »iid deS iimereiuAle.usche» liegt dnS
GeheimiüS der küiistlcrische» Gesknlkuiigsnrte». 3hr
Wert ist jchivierlger ,;u beskiiiiiiic» nlS der der Dnr-
slelliing, desse» BornuSses;iiiige» durch rei» ver-
l>»iideSi»ns;ige Aetrnchlinijie» ni» Objekk für jede»
Zeiclmer die gleiche» bleihe».
Der Küiisller beiiöligt Werk,;eug uud Werkstoss.
Sic ,;wi»ge» lhm lhre Gesetze nuf. Aber sie behi».
üer» ih» »lcht nls lnstige Gegmer, soiider» gebe» ihm
überhnupt erst die Möglichkeit ,;um Schnffc», Sle
siiid so spröde, dns; »iir felnstes AerstnndiilS deS
KüiistlerS sie zuiii Lebe» bewegt u»d sie dem Ale»-
lche» ,;»»i Freuiide »incht. Dürer behnudelt el» bib-
lischeS Motiv i» drei, b,;w. vier Technike», l» der
Zeichiuiiig, dem Gemnlde, dei» Kupferstich uud dei»
Hol,;sch»itt imd erhnlk für dnSselbe Motlv dainil
vier verschiedene BehniidluiigSnrte» »»d Lösuiige».
Fier siud nlso »icht die Antur nls Aorbild und die
Komposilioii nls Phniitnsicbild nllei» i»ns;gebe»d ge-
wesc» sür dle Gestnlluiig. Dns Hnndwerkliche ynt
milgejproche».
Damit ist »u» keiiieSwegS ,;ugeskn»de», dns; nlso
jede »ichf »nkurähiiliche Zeichnung' Auspruch nuf
eine» künstlerische» Werk erheben kcmn. Cs ist jn
denkbnr, dns; wir ohne Mühe und iiniere» Zu-
samiiieiihaiig nuf ciiici» Blntk Papier eiiüge Gera-
de» uiid Kurveii geichne», Krelse und Nechtecke
dnMischeii sehen uiid dnii» behnupken, dnS sei Ge-
stnltuug. Wen» wir nuf eine derartlge Sache de»
AuSdruck einer inodische» Mache anwende», dan»
tuu wir dns, iim die Wlllkür zu kemizeichnen, mik
der wir ohne die Aornusset;u»ge» deS Ernstes, der
1ieber,;eugu»g, der Fähigkeit und des WillenS zur
eiiiheltliche» Eiitivicklung unserer Anlngen -die reine
Geskaltuiig eineS Plcasso oder Klee iiachmacheii. Ilnd
,;wnr unvollskäiidig verstnnde» »nchninche», wle viele
Modejüiig'liiige der Kunst ünS heuke »och fllr genial
hnlte».
Stimmk unsere Behauptung, die Dnrstellung hiuge
nuSschlies;l!ch vom Objekt iiiid die Gestnltung hinge
nusschlieülich voin Sübjekt nb? Stelle» wir unS vor,
wir gäbe» Liebermanii, Klee und Slevogt de» Auf-
trng, sie sollten jenen Schrnnk dort hinten in der
Lcke ,;eich»en. WnS würden sie tun? Sie fragten
zunächst einmal wo,;u das den» eigentlich dienen
sollte und weigern sich mit dieser Frnge schon in
Gednnke», das Ding ernstlich vorzunehmen. Wir
erwidern, es handlc sich uin eine spätere Aerviel-