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Zwej Aufgaben zum Thema „Raumliches Zeichnen"
„Der Brunnen" und „Holzftoß"
Von Iosef Rneer, Ulm-Söflingen
I.
„Der römische Brunnen" von L. F. Meyer.
Aufsteigt der Strahl
Und fallend gießt er voll der Marmorschale Xund,
Die. sich vcrschleiernd, überfließt
In cincr zweiten Schale Grund.
Die zweite gibt, sie wird ;u reich,
Der dritten wallend ihre Flut
Und jede nimmt und gibt zuglcich
Und stcomt und ruht.
s, ^
Schülerzeichnung „Der römische 2-runncn".
17 2>ahre alt, Bleistiftzeichnung.
Hier ist aus einer anschaulichen Formbeschreibung ein
Meisterwcrk der Sprache cntstanden. Diese sachliche Rürze
mit der überschaucnden, sinnbildlichen Abrundung im
Schlußvcrs fordert auch als Zcichnung eine solche Rlar-
stellung. Es wcrden die dreifach. übereinandergelagcrten
Brunnenschalen mit der möglichsten Rlarheit herausge-
bildet und aufcinander abgestimmt. Die Stärke der Rreis-
rundung darf nicht nach cinem Schema konstruiert wcr-
den, sondern allein dic Anschaulichkeit entscheidet. Dic
stützenden Zwischenglieder regen zu allerlei Erfindungen
an, und werden bei einer anschließcnden Runstbetrachtung,
bei der der Maulbronner Brunnen nicht fehlen darf, noch
besonders behandclt. Der wafferschlcicr, der über dem
Ganzen liegt, soll nichts unklar machen, sondern als Motiv
für sich schaubar herausgearbeitet werden. Gerade das
VVasser macht bei dieser Aufgabe Schwierigkeiten, die sich
am besten so bewältigen laffcn, wenn man die fallenden
Wafferwände beachten und in Verbindung mit den drei
Schalen zeichnen läßt. —
ll.
Bei einer Aufgabe „Hitlerjugend am Lagerfcucr" zeigte
es sich, daß bei 14—15jährigen Aungen ein sachliches An-
tereffe da war, die »Aolzscheiter für die Feuerstelle so ;u
schichten, daß man sieht, wie die einzelncn Stücke überein-
ander und durcheinander liegen. Ich habe nun diese Auf-
gabe aus dem für dieses Alter ;u reichen Zusammenhang
gelöst, der ja die Gefahr in sich trägt, daß die vielen
Einzelheiten vom Schüler nicht klar genug gcfaßt werden
könncn. Beim Thema Sonnwendfeuer wurde dann dieses
Einzelmotiv herausgearbeitet. Die Schüler sollten nun
abgebrochene, abgehackte, gesägte Holzscheiter und Aestc
möglichst klar übereinanderlegen, kurze, lange, dicke und
dünne Stücke mit verschiedener Rinde und verschiedener
Farbe in ihrer räumlichen Lage klar zeichnen und malen.
Den Gegenstand dieser Aufgabe hat jeder schon auf irgend
eine ZVeise erlebt. Der Vorstellungsinhalt ist deshalb leicht
klarzulegen. Das Ziel der Führung durch den Lehrer ist,
daß jeder Schüler die räumliche Lage seiner Vorstellungs-
und Gestaltungsreife gemäß löst. Es besteht hier keine
Möglichkeit mit konstruktiven Hilfsmitteln die Raum-
wirkung ;u erreichen. Ein ungefähres Erinnerungsbild
;u versuchen, wird durch die Aufgabcnstcllung so gut wie
unmöglich gemacht, da der Arbeitsgang von einem Stück
zum anderen schreitet, und die Forderung, jcdcs Einzelne
;u charakterisiercn, verbietet, ein unklarcs Durcheinandcr
;u geben. Daß diesc Hölzcr nicht brennen, sondern die
Flammen über den Hölzern schwcbcn, ist für diese jugend-
liche Lage durchaus sachlich. Die Flammen sind ja über
dcn Hölzern, und die einmal fertig gezcichneten Stücke
dürfen nicht durch darüber gemalte Flammen wicder ge-
stört werdcn. Diese Aufgabe kann schon von 14-Aährigen
bewältigt werden. Leider sind die (farbigen) Blätter
zur ZViedergabe kaum geeignet. —
Im einzelnen wurden gearbeitet: Hampelmann (Laub-
sägetechnik mit Bemalung), Roß und Reiter in der Spiel-
zeugschachtel (Sägetechnik mit einfacher pinselmalerei),
die Puppe für das HZV. (Sägcn, Schneiden, Rapseln von
Rundstäben, Bemalen), zeitgemäße Gebildbrot-Formen
(Schwäbische Springerlcmodel-Schnitzcn, Vlegativschnitt),
wcihnachtsschmuck (Dierkreiszcichen, Runcn, Symbole —
Laubsägcarbcit), die bemalte Spanschachtel (als Spielzeug-
schachtel — einfache pinselmalerei), bewegliches Spielzeug
(Holzarbeit).
Gberreg.-Rat Gaßmann) Stuttgart, besprach Fragen
dcs ZVcrkunterrichts in den württembergischen Volks-
schulen. Ram. Sicgmann von der Abt. Erziehung und
Unterricht im VlSLB. stellte uns unsere Aufgabe als
IVcrklehrer im Dienste dcr Fest- und Feiergestaltung, be-
sondcrs auf dem Lande, klar vor Augen. Ram. Buh-
m ülle r, Stuttgart, rief uns in cincr ,FVerkpredigt"
übcr „die ZVahrhcit^diu^-Fsrrrr^^ruf zllr^ rechtcn VVerk-
gesinnung. Ram. Hils sprach über „Volksvcrbundene
werkarbeit", ZVerklehrer A e t t e r, Hcilbronn, über die
werkarbeitenherstellung und ihren Vcrkauf für das
ZVHZV. in Heilbronn. Ram. R 0 di von Schloßberg
(Bopfingen) gab Einblick i„ scin ZVerk- und Runstschaf-
fcn in der Landschule. Ammer wiedcr, angeregt durch dic
praktische Arbeit, wurden die Bezichungen der Arbeits-
und Runsterziehung, die Frage „vonr Entwurf zur werk-
gerechten Form" und Aehnliches, bcsprochen. Filme unter-
stützcn die Ausführungen.
I„ „Der Deutsche Erzieher" (Nr. 50, Aahrg. io;7)
ivurdc dcr Lchrcrschaft eingehcnder Bcricht, untcrstützt
durch Fotos und Zeichnungen, über dic im Rurs gcleistete
Arbcit gegcben.
Grözingcr,
Gaufachbcratcr für Arbeitserzielrung nnd
ZVerkunterricht.
Zwej Aufgaben zum Thema „Raumliches Zeichnen"
„Der Brunnen" und „Holzftoß"
Von Iosef Rneer, Ulm-Söflingen
I.
„Der römische Brunnen" von L. F. Meyer.
Aufsteigt der Strahl
Und fallend gießt er voll der Marmorschale Xund,
Die. sich vcrschleiernd, überfließt
In cincr zweiten Schale Grund.
Die zweite gibt, sie wird ;u reich,
Der dritten wallend ihre Flut
Und jede nimmt und gibt zuglcich
Und stcomt und ruht.
s, ^
Schülerzeichnung „Der römische 2-runncn".
17 2>ahre alt, Bleistiftzeichnung.
Hier ist aus einer anschaulichen Formbeschreibung ein
Meisterwcrk der Sprache cntstanden. Diese sachliche Rürze
mit der überschaucnden, sinnbildlichen Abrundung im
Schlußvcrs fordert auch als Zcichnung eine solche Rlar-
stellung. Es wcrden die dreifach. übereinandergelagcrten
Brunnenschalen mit der möglichsten Rlarheit herausge-
bildet und aufcinander abgestimmt. Die Stärke der Rreis-
rundung darf nicht nach cinem Schema konstruiert wcr-
den, sondern allein dic Anschaulichkeit entscheidet. Dic
stützenden Zwischenglieder regen zu allerlei Erfindungen
an, und werden bei einer anschließcnden Runstbetrachtung,
bei der der Maulbronner Brunnen nicht fehlen darf, noch
besonders behandclt. Der wafferschlcicr, der über dem
Ganzen liegt, soll nichts unklar machen, sondern als Motiv
für sich schaubar herausgearbeitet werden. Gerade das
VVasser macht bei dieser Aufgabe Schwierigkeiten, die sich
am besten so bewältigen laffcn, wenn man die fallenden
Wafferwände beachten und in Verbindung mit den drei
Schalen zeichnen läßt. —
ll.
Bei einer Aufgabe „Hitlerjugend am Lagerfcucr" zeigte
es sich, daß bei 14—15jährigen Aungen ein sachliches An-
tereffe da war, die »Aolzscheiter für die Feuerstelle so ;u
schichten, daß man sieht, wie die einzelncn Stücke überein-
ander und durcheinander liegen. Ich habe nun diese Auf-
gabe aus dem für dieses Alter ;u reichen Zusammenhang
gelöst, der ja die Gefahr in sich trägt, daß die vielen
Einzelheiten vom Schüler nicht klar genug gcfaßt werden
könncn. Beim Thema Sonnwendfeuer wurde dann dieses
Einzelmotiv herausgearbeitet. Die Schüler sollten nun
abgebrochene, abgehackte, gesägte Holzscheiter und Aestc
möglichst klar übereinanderlegen, kurze, lange, dicke und
dünne Stücke mit verschiedener Rinde und verschiedener
Farbe in ihrer räumlichen Lage klar zeichnen und malen.
Den Gegenstand dieser Aufgabe hat jeder schon auf irgend
eine ZVeise erlebt. Der Vorstellungsinhalt ist deshalb leicht
klarzulegen. Das Ziel der Führung durch den Lehrer ist,
daß jeder Schüler die räumliche Lage seiner Vorstellungs-
und Gestaltungsreife gemäß löst. Es besteht hier keine
Möglichkeit mit konstruktiven Hilfsmitteln die Raum-
wirkung ;u erreichen. Ein ungefähres Erinnerungsbild
;u versuchen, wird durch die Aufgabcnstcllung so gut wie
unmöglich gemacht, da der Arbeitsgang von einem Stück
zum anderen schreitet, und die Forderung, jcdcs Einzelne
;u charakterisiercn, verbietet, ein unklarcs Durcheinandcr
;u geben. Daß diesc Hölzcr nicht brennen, sondern die
Flammen über den Hölzern schwcbcn, ist für diese jugend-
liche Lage durchaus sachlich. Die Flammen sind ja über
dcn Hölzern, und die einmal fertig gezcichneten Stücke
dürfen nicht durch darüber gemalte Flammen wicder ge-
stört werdcn. Diese Aufgabe kann schon von 14-Aährigen
bewältigt werden. Leider sind die (farbigen) Blätter
zur ZViedergabe kaum geeignet. —
Im einzelnen wurden gearbeitet: Hampelmann (Laub-
sägetechnik mit Bemalung), Roß und Reiter in der Spiel-
zeugschachtel (Sägetechnik mit einfacher pinselmalerei),
die Puppe für das HZV. (Sägcn, Schneiden, Rapseln von
Rundstäben, Bemalen), zeitgemäße Gebildbrot-Formen
(Schwäbische Springerlcmodel-Schnitzcn, Vlegativschnitt),
wcihnachtsschmuck (Dierkreiszcichen, Runcn, Symbole —
Laubsägcarbcit), die bemalte Spanschachtel (als Spielzeug-
schachtel — einfache pinselmalerei), bewegliches Spielzeug
(Holzarbeit).
Gberreg.-Rat Gaßmann) Stuttgart, besprach Fragen
dcs ZVcrkunterrichts in den württembergischen Volks-
schulen. Ram. Sicgmann von der Abt. Erziehung und
Unterricht im VlSLB. stellte uns unsere Aufgabe als
IVcrklehrer im Dienste dcr Fest- und Feiergestaltung, be-
sondcrs auf dem Lande, klar vor Augen. Ram. Buh-
m ülle r, Stuttgart, rief uns in cincr ,FVerkpredigt"
übcr „die ZVahrhcit^diu^-Fsrrrr^^ruf zllr^ rechtcn VVerk-
gesinnung. Ram. Hils sprach über „Volksvcrbundene
werkarbeit", ZVerklehrer A e t t e r, Hcilbronn, über die
werkarbeitenherstellung und ihren Vcrkauf für das
ZVHZV. in Heilbronn. Ram. R 0 di von Schloßberg
(Bopfingen) gab Einblick i„ scin ZVerk- und Runstschaf-
fcn in der Landschule. Ammer wiedcr, angeregt durch dic
praktische Arbeit, wurden die Bezichungen der Arbeits-
und Runsterziehung, die Frage „vonr Entwurf zur werk-
gerechten Form" und Aehnliches, bcsprochen. Filme unter-
stützcn die Ausführungen.
I„ „Der Deutsche Erzieher" (Nr. 50, Aahrg. io;7)
ivurdc dcr Lchrcrschaft eingehcnder Bcricht, untcrstützt
durch Fotos und Zeichnungen, über dic im Rurs gcleistete
Arbcit gegcben.
Grözingcr,
Gaufachbcratcr für Arbeitserzielrung nnd
ZVerkunterricht.