Maurer- unö Zimmermannsarbeit im Zeichenunterricht als
werkübung ganzer Nlaffen auf öer Nittelstufe
Von wilhelm Ralweit-Riel
Durch einen ministeriellen Erlaß waren im Schuljahr
1->;6 einige höhcre Schulen unserer provin;, darunter
auch unsere Oberschule, beauftragt, den Zcichenunterrichr
der Mittelschule (O III, 011) zeitweise durch werkarbeit
abzulösen.
Mit der werkarbeit ganzer Rlaffen ist nicht nur beab-
sichtigt, handwerkliche Renntniffe und Fertigkeit ;u ver-
mitteln, oder damit die Schüler durch cigene Versuche die
handwerkliche Leistung achten und schätzen lernen. Dem
werkunterricht auf dieser Stufe liegt vielmehr der Ge-
danke zugrunde, den Schülern in den typischen Entwick-
lungsjahren einen neuen Einsatz sür die künstlerische Ar-
beit;u bieten. Auf diesem wcge ist es vor allem möglich,
die Äugend auch ;ur Beurteilung eines Gebietes ;u er-
ziehen, dem im Leben eine weit größere Bedeutung ;u-
kommt als dem Bilde: es ist dies der reiche Formenschatz
der werkkunst. werkschaffen ist ebenso wichtig, ja viel-
leicht notwendiger als Bildgestaltung und Dildbetrach-
tung; denn daraus erwächst die Fähigkeit ;ur Bewertung
der uns nächstliegenden Dinge, denen wir auf Schritt und
Tritt begegnen, die wir ständig gebrauchen, mit denen wir
unsec 'Aeim schmücken. Das Gefühl für den Formwert
eines Gegenstandes wird am stärksten durch die eigne For-
mung eines werkstückes geweckt.
Unsere Versuche konnten sich nur auf bescheidene werk-
stattübungen erstrecken; denn als Arbeitsraum kam nur
der Zeichensaal in Frage, und als wcrkzeug war nur eini-
ges Gerät für den Segelflugmodellbau vorhanden. Die
Arbeit mußte ferner so eingerichtet werden, daß die werk-
stücke leicht fortzuräumen und nur geringe Aufwcndungen
für Ergänzungswerkzeuge und Material nötig waren.
S t o f f g e b i e t.
Durch die Beschränkung auf das L7achgestalten von
bodenständigen Bauformen fanden wir einen recht gang-
baren weg; er erforderte nur einfache „Maurer- und
Zimmermannsarbeit". Dieses Stoffgebiet bot zugleich Ge-
kegenheit, die Schüler an echten, blutnahen Formprägun-
gen in die heimischen Bauweisen einzuführen und sie dabei
den Ziegel- und Fachwerkbau als starken Ausdruck der
^eimat erleben ;u laffen.
Besondere Beachtung fandcn die Schmuckgebilde mit
altarischen Sinnzeichen. An diesen symbolischen Formen
lernten die Schüler nicht nur cin uraltes, volksgebundencs
Brauchtum, sondern auch die schönste Art ;u schmücken,
kcnnen.
Die Abbildung der Schautafeln I, II, III zeigen cinigc
proben der Arbeit eincr O III, rp Schüler — und cincr
OII, ;o Schüler.
Dafel I: Ziegelmuster in dcn verschiedcnartigstcn Vcr-
bänden von Bürger- und Bauernhäuscrn unserer pro-
vin;. Das Beispiel y ist ein beliebtes Zierstück über der
großen Tur an Dauernhäusern ipstholsteins.
Tafel II zeigt die bei uns Ublichen stcingeformten
Symbole: Mühle: r, ;, 4, 7, 1» .— ,Acyen- oder Donncr-
bcsen: 5, s. — Rechtkreuz: 11, >r. — Fachwerkglicd mit
Raute und Malkreu;: d. — Der Fisch: 1 zicrt das Fischer-
haus in Ellerbek-'Ricl. Ein seltcncs Beispicl eincr V7ach-
bildung dcr Hagalrune in Stein veranschaulicht S.
Tafel III umfaßt fünfzig Brettausschnittc, dic noch
hcute an Brettergiebeln und windbrettcrn niedersächsi-
schcr Bauernhäuser weitcrvcrerbt wcrden.
Dic auf den Tafcln II, III nachgcbildeten Sinn;eichen sind
»achstehcnd erläutcrt.
Tafel I: Einfache Backstein-Ziermuster.
2lrbeit der 0III. / Größe der Tafel: 106 zu cm/
Tafel II: Backsteinmuster mit symbolischen Zeichcn.
Arbeit dcr 0 II. / Größe der Tafel: 10S ;u S4 cm>
oisssoirss«
Tafel III: Drettausschnittc von Drettergicbeln und von
windbrcttern niedersächsischer Bauernhäuscr in Schlcswig-
^olstein. / Arbeit der O II. / Tafclgröße 155 ;u l>7 cm.
E r a r b c i t u n g.
Die Unterlagen für unsern lNodellbau licfcrtcn hanpt-
sächlich meine cigenen Aufzeichnungcn und cinige gclichenc
Lichtbildcr. Das Studium der Vorbilder an Ort und
Stclle durch die Schülec mußte der Rahreszcit (iAovembcr
werkübung ganzer Nlaffen auf öer Nittelstufe
Von wilhelm Ralweit-Riel
Durch einen ministeriellen Erlaß waren im Schuljahr
1->;6 einige höhcre Schulen unserer provin;, darunter
auch unsere Oberschule, beauftragt, den Zcichenunterrichr
der Mittelschule (O III, 011) zeitweise durch werkarbeit
abzulösen.
Mit der werkarbeit ganzer Rlaffen ist nicht nur beab-
sichtigt, handwerkliche Renntniffe und Fertigkeit ;u ver-
mitteln, oder damit die Schüler durch cigene Versuche die
handwerkliche Leistung achten und schätzen lernen. Dem
werkunterricht auf dieser Stufe liegt vielmehr der Ge-
danke zugrunde, den Schülern in den typischen Entwick-
lungsjahren einen neuen Einsatz sür die künstlerische Ar-
beit;u bieten. Auf diesem wcge ist es vor allem möglich,
die Äugend auch ;ur Beurteilung eines Gebietes ;u er-
ziehen, dem im Leben eine weit größere Bedeutung ;u-
kommt als dem Bilde: es ist dies der reiche Formenschatz
der werkkunst. werkschaffen ist ebenso wichtig, ja viel-
leicht notwendiger als Bildgestaltung und Dildbetrach-
tung; denn daraus erwächst die Fähigkeit ;ur Bewertung
der uns nächstliegenden Dinge, denen wir auf Schritt und
Tritt begegnen, die wir ständig gebrauchen, mit denen wir
unsec 'Aeim schmücken. Das Gefühl für den Formwert
eines Gegenstandes wird am stärksten durch die eigne For-
mung eines werkstückes geweckt.
Unsere Versuche konnten sich nur auf bescheidene werk-
stattübungen erstrecken; denn als Arbeitsraum kam nur
der Zeichensaal in Frage, und als wcrkzeug war nur eini-
ges Gerät für den Segelflugmodellbau vorhanden. Die
Arbeit mußte ferner so eingerichtet werden, daß die werk-
stücke leicht fortzuräumen und nur geringe Aufwcndungen
für Ergänzungswerkzeuge und Material nötig waren.
S t o f f g e b i e t.
Durch die Beschränkung auf das L7achgestalten von
bodenständigen Bauformen fanden wir einen recht gang-
baren weg; er erforderte nur einfache „Maurer- und
Zimmermannsarbeit". Dieses Stoffgebiet bot zugleich Ge-
kegenheit, die Schüler an echten, blutnahen Formprägun-
gen in die heimischen Bauweisen einzuführen und sie dabei
den Ziegel- und Fachwerkbau als starken Ausdruck der
^eimat erleben ;u laffen.
Besondere Beachtung fandcn die Schmuckgebilde mit
altarischen Sinnzeichen. An diesen symbolischen Formen
lernten die Schüler nicht nur cin uraltes, volksgebundencs
Brauchtum, sondern auch die schönste Art ;u schmücken,
kcnnen.
Die Abbildung der Schautafeln I, II, III zeigen cinigc
proben der Arbeit eincr O III, rp Schüler — und cincr
OII, ;o Schüler.
Dafel I: Ziegelmuster in dcn verschiedcnartigstcn Vcr-
bänden von Bürger- und Bauernhäuscrn unserer pro-
vin;. Das Beispiel y ist ein beliebtes Zierstück über der
großen Tur an Dauernhäusern ipstholsteins.
Tafel II zeigt die bei uns Ublichen stcingeformten
Symbole: Mühle: r, ;, 4, 7, 1» .— ,Acyen- oder Donncr-
bcsen: 5, s. — Rechtkreuz: 11, >r. — Fachwerkglicd mit
Raute und Malkreu;: d. — Der Fisch: 1 zicrt das Fischer-
haus in Ellerbek-'Ricl. Ein seltcncs Beispicl eincr V7ach-
bildung dcr Hagalrune in Stein veranschaulicht S.
Tafel III umfaßt fünfzig Brettausschnittc, dic noch
hcute an Brettergiebeln und windbrettcrn niedersächsi-
schcr Bauernhäuser weitcrvcrerbt wcrden.
Dic auf den Tafcln II, III nachgcbildeten Sinn;eichen sind
»achstehcnd erläutcrt.
Tafel I: Einfache Backstein-Ziermuster.
2lrbeit der 0III. / Größe der Tafel: 106 zu cm/
Tafel II: Backsteinmuster mit symbolischen Zeichcn.
Arbeit dcr 0 II. / Größe der Tafel: 10S ;u S4 cm>
oisssoirss«
Tafel III: Drettausschnittc von Drettergicbeln und von
windbrcttern niedersächsischer Bauernhäuscr in Schlcswig-
^olstein. / Arbeit der O II. / Tafclgröße 155 ;u l>7 cm.
E r a r b c i t u n g.
Die Unterlagen für unsern lNodellbau licfcrtcn hanpt-
sächlich meine cigenen Aufzeichnungcn und cinige gclichenc
Lichtbildcr. Das Studium der Vorbilder an Ort und
Stclle durch die Schülec mußte der Rahreszcit (iAovembcr