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wcndig, das uns gcstattete, den Höcker besondcrs ;u be-
arbeiten und auszustopfcn. So rvurde die charaktcristische
Gestalt von jedem Tier geformt und nun folgte die amü-
sante Aufgabe des Auswählens von Stoffen für die'llußen-
haut, die lustig gemustert sein durfte. So wählte z. B.
cine Schülerin für einen Löwen einen modefärbenen, ge-
musterten Stoff und schmückte ihn mit einer rotcn Baum-
wollmähnc. Die Zusammenstellung sah gut aus und sand
gcbührenden Beifall. Es entstanden Elcfanten, Dromedarc,
zwei Löwen, Därcn, Esel, Hund, Echse, pinguin, Hahn
und andcre Tiere- Die Zchcn und Schnäbel dcr Licrc wur-
den mit Draht vorgcbildct und mit Bast umnäht, wobci
nicht unerwähnt blciben darf, daß eine gewöhnliche Näh-
und Stopfnadcl nicht gcnügtc, crst die rundgebogcnc Modi-
stinnadel crmöglichte schwicrigc Stichc. Zulctzt wurden noch
Zicrstichc und Zicrnähte nach Geschmack und Bedarf ange.
bracht.
Die Begcisterung, die dicse gcforinten Dicre auch bei
dcn jüngeren Schülcrinncn auslöste, war mir ein Beweis,
daß ich init dcr wahl und dcr Ausführung der 2lufgabe
das Rechte gctroffcn hattc.
Abb. I. ^elene IungUng
Volks- und heimawerbundene Handwerkskunjk
Von Ronrad Scherzer- Nürnbern
Gedankcn zur ^lusmalung
Es ist erst wenige Aahre her, daß in Runst und Hand-
ivcrk allcs, was volkhaft und bodcnständig war, was trcu
zu cigenem Blut und wcsen, trcu ;u wertvollen Über-
lieferungcn und Gcstaltungsgesctzcn schuf und wirktc, in
dcn Hintcrgrund gedrängt, übergangen odcr totgcschwic-
gcn wurde. Aedcr, dcr sich chrlich dcutsch gab, dcr aus
dcm Volkscmpfindcn hcraus schüpftc imd zu ibin spraäi,
cincs Schullandhcim-Saalcs
wer tief und faustisch nach dcn letztcn, bciligstcn wahrhci-
tcn schürfte, wurde mit Schlagwürtcrn ivie „scntimcntal"
odcr „romantisch" vcrklcincrt und vcrächtlich gcmacht.
lllan wußte nicht mchr — odcr noch nicht, daß die cwigcn
Vlatiirgcsetzc künstlcrischcn iind siaiidwerklichcn Schaffens
durch Blut und Raffe gcbuiidcii sind, daß sic nicht alleiil
durcb Nlatcrial und Zwcck dikticrt ivcrdcn, ivic nns dics
wcndig, das uns gcstattete, den Höcker besondcrs ;u be-
arbeiten und auszustopfcn. So rvurde die charaktcristische
Gestalt von jedem Tier geformt und nun folgte die amü-
sante Aufgabe des Auswählens von Stoffen für die'llußen-
haut, die lustig gemustert sein durfte. So wählte z. B.
cine Schülerin für einen Löwen einen modefärbenen, ge-
musterten Stoff und schmückte ihn mit einer rotcn Baum-
wollmähnc. Die Zusammenstellung sah gut aus und sand
gcbührenden Beifall. Es entstanden Elcfanten, Dromedarc,
zwei Löwen, Därcn, Esel, Hund, Echse, pinguin, Hahn
und andcre Tiere- Die Zchcn und Schnäbel dcr Licrc wur-
den mit Draht vorgcbildct und mit Bast umnäht, wobci
nicht unerwähnt blciben darf, daß eine gewöhnliche Näh-
und Stopfnadcl nicht gcnügtc, crst die rundgebogcnc Modi-
stinnadel crmöglichte schwicrigc Stichc. Zulctzt wurden noch
Zicrstichc und Zicrnähte nach Geschmack und Bedarf ange.
bracht.
Die Begcisterung, die dicse gcforinten Dicre auch bei
dcn jüngeren Schülcrinncn auslöste, war mir ein Beweis,
daß ich init dcr wahl und dcr Ausführung der 2lufgabe
das Rechte gctroffcn hattc.
Abb. I. ^elene IungUng
Volks- und heimawerbundene Handwerkskunjk
Von Ronrad Scherzer- Nürnbern
Gedankcn zur ^lusmalung
Es ist erst wenige Aahre her, daß in Runst und Hand-
ivcrk allcs, was volkhaft und bodcnständig war, was trcu
zu cigenem Blut und wcsen, trcu ;u wertvollen Über-
lieferungcn und Gcstaltungsgesctzcn schuf und wirktc, in
dcn Hintcrgrund gedrängt, übergangen odcr totgcschwic-
gcn wurde. Aedcr, dcr sich chrlich dcutsch gab, dcr aus
dcm Volkscmpfindcn hcraus schüpftc imd zu ibin spraäi,
cincs Schullandhcim-Saalcs
wer tief und faustisch nach dcn letztcn, bciligstcn wahrhci-
tcn schürfte, wurde mit Schlagwürtcrn ivie „scntimcntal"
odcr „romantisch" vcrklcincrt und vcrächtlich gcmacht.
lllan wußte nicht mchr — odcr noch nicht, daß die cwigcn
Vlatiirgcsetzc künstlcrischcn iind siaiidwerklichcn Schaffens
durch Blut und Raffe gcbuiidcii sind, daß sic nicht alleiil
durcb Nlatcrial und Zwcck dikticrt ivcrdcn, ivic nns dics