Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

DOI issue:
Heft 11 (November 1938)
DOI article:
Schunck, Erika: Wir arbeiten Puppen für die Winterhilfe
DOI article:
Völker, August: Pappteller
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0222

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
)SS

vielc unscrer gan; großen Puppen bekommeu die Baby-
Ausstattung, die noch von dcn kleineren Geschwistern der
Schülerinnen vorhandcn ist, soweit sie nicht mehr sür
Menschenkinder verwendet wcrden kann. Die Madchen ler-
ney bald, daß einfache, kindliche Rleidung auch bei Puppen-
kindern schöner ist als schlecht verzierte oder verputzte, und
daß es sich schöner mit einer kindlich wirkenden Puppe als
mit einer halberwachsen aussehenden spielt. paffen einmal
die Farben nicht recht zusammen, so kann mit den Rlei-
dern getauscht werden; meist merken die Rinder schon
allein, was da zu ändern ist.

Der Zeichensaal steht in diesen wochen wie eine werk-
statt aus, die er ja auch eigentlich ist. Hier wird model-
liert und gezeichnct, dort zugeschnitten und genßht, wieder
an anderer Stclle geklebt, geleimt oder gemalt.

wir haben jetzt schon einige gan; reizend gesormte
Röpfe, jeder neue muß immcr bcffer als dec vorige wer-
den, sonst wird kcin Abguß von ihm gemacht. Die ersten,
schlcchteren Gipsnegative vernichten wir, damit unser Be-
stand mit den Iahren besser wird. An jedem winter Freuen
sich die Rinder aufs ncue aus diese Arbeit, ber der ste viel
Icrnen köniien. Da muß immer wieder beobachtet und ver-
sucht, Schlechtes vernichtet und Defferes angefangen wer-
den. Aede Schülerin weiß schon, bei welcher Arbeit sie sich
am meisten bewährt und meldet sich freiwillig dazu. Eine

Schülerin crzählte mir einmal mit besonders strahlendcn
Augen: „Vati hat mir bcim Abreiben des Ropfcs gehol-
fen, es hat ihm so viel Spaß gemacht." Und heute früh
bei der Hofaufsicht sagte mir eine andere, daß ihr Dater
gern ejnnial in die Schule kommen möchte, um zuzusehcn,
wie Äiy/He Puppen machen. Mit besonderem Jntereffe
betrachten die Rinder jetzt jede Porträtplastik, vor allem
jeden Rinderkopf.

Mit einem angesteckten Zettelchen, das kur; übcr die
Entstehung unserer Puppen berichtet, und einem andercn,
das vor Berührung des Ropfes mit Feuchtigkeit warnt,
werden alljährlich mindestens 50 Puppen der Sammelstelle
der NSV. übergeben, die sie zum Fest an Rinder armcr
Volksgenoffen verteilt. Sie mögen schon unter manchem
weihnachtsbaum Freude gemacht haben und manchem
Rind Erfüllung des größten wunsches gewesen sein. Und
unsern Rindern von der Pestalozzi-Schule in Berlin-Lich-
tenberg ist diese Arbeit für die winterhilfe ein Erlebnis,
das sie nie vergeffen werden. Und die alte, schöne wahr-
heit, daß Geben mehr Freude macht als Vllehmen, lcrnen
sie kennen, wenn sie am 14. Dezember an einen Gabentisch
in einer schlichten Stube denken, in der. unterm wcih-
nachtsbaum ein Rind die Puppe herzt, die sie mit vieler
Arbeit selbst für dieses Rind geschafsen haben — aus Zei-
tungspapier, Stoffresten und Flicken.

WpMlltt

Von Studienrat August Völker-Lübeck

wir wolltcn Pappteller bemalen, die auf dem weih-
nachtsmarkt zugunstcn der winterhilfe verkauft werden
sollten. An verschiedenen Rlaffen, von V bis O II, wurden
Entwürfc gemacht. Da das Dhema „winterhilfe" in den
Aahren vorher schon mehrfach behandelt worden war, fand
sich unter diesen Entwürfen nicht cben viel Neues. Ande-
rcs wieder, ;. B. Erzählendcs mit dem Nacheinander der
verschiedenen Vorgänge, konnte nicht so ohne weiteres in
die Rundform der Teller hineingebreitet oder -gereiht wer-
den. Aber die Aufgabe lockte, so und soviele Deller hatten
wir in Austrag bekommen, und vicle verlangten nach Be-
tätigung bei diescr Arbeit, bei der man zudem in stillem
Wettbewerb mit den andern Schulcn der Stadt sein Bcstes
tun wollte.

So griff ich, da die Deller in Rürze fertig sein mußten,
auf geeignete Arbeiten aus den letzten Iahren zurück, und
bald hatte ich an dreißig Aungen beim werk, mit Neuem
oder Aclterem in neuer Aufmachung die Pappflächen ;u
schinücken.

Einfachheit in Form und Farbe, Flächigkeit in der Ge-
staltung mit dem pinsel waren geboten. Aus der Art der
gelieferten Deller abcr ergab sich, daß drei getreNnte Zonen
für die Bearbeitung in Bctracht kamen und auseinander-
gehalten werden mußtcn: der aufgewölbte Außenrand mit
dem 2luf und Ab seiner wellpreffung, der Annenrand mit
seiner glatten Fläche und, von ihm abgesetzt durch ver-
tiefte prcffung, die Rreisfläche der Dellermitte. Es ergab
sich weitcr, daß von diesen drei Zoncn der Außenrand mit
seiner wölbung und wcllung am schwierigsten ;u behan-
deln war, aber auch gar nicht, wenn dcr Schmuck der bei-
den andcren zur Zufriedenheit gelöst war, behandclt ;u
werden brauchte. So wurde er auch nur in wcnigen Fällcn
in die Bcarbcitung mit einbczogcn.

Ausschlaggebcnd für dic thematische Behandlung dcs
Anncnrandcs wurdc das Dhema für die lNitte. Da war
untcr dcn Arbcitcn cincr Guintancrs aus scincr Scptazeit
ei» büiitcr Ballonhaufcn — Erinnerung an das Volksfest.

Als dieser Ballonhaufen auf der Tellermitte neu erstandcn
war, fand sich von sclbst, daß als Rahmenschmuck für den
Innenrand am besten etwas weiteres vom Volkssest sich
cignen würde, und es entstand als Randzierde ein Rran;
von — würstchen mit Schleifen dazwischen, in zwei von
den in der Mitte hauptsächlich vorkommenden Farben gc-
halten. Ein anderer Guintaner wollte gern seinen blaucn
Sipo aus der Sexta wieder verwenden, und als Schmuck-
rand um diesen Sipo in der Mitte begann sich alsbald,
in Blau und ein paar anderen Farben, ein ganzes Verkehrs-
karussel von Fußgängern und Rraftwagen der verschicden-
sten Art ;u drehen. Zu ciner Vase mit Strauß kam cinc
Rcihung von Blumcn und Blättern, ;u ciner Füllung mit
Früchten cine solche von Herbstblättern und klcinercn
Früchten. Einer der Gewandtesten reihte um seine große
Traube nicht nur eine äußere, sich schließende Ranke mit
wcinlaub, kleineren Drauben, Gläscrn und Flaschen, son-
dern auch noch eine lockere innere Rahmung von Früchtcn
und Blättern.

Schwieriger war es, solche Rahmenreihungen für sol-
gcndes einigermaßcn geschloffen ;u gestalten: Da war ein
„Narr" von einem Guartaner, schwar; auf rotem Grund.
Abcr dcr Aunge hatte auf dicscm roteii Grund allerhand
„närrische" Zeichen im Pappton ausgespart; also — Wic-
derholung derselben Zeichen in Schwar; auf dcm Anncn-
rand, losc verbunden durch ein rotes Band. Ein Unter-
tcrtianer hatte ein Andianerzelt neu cntworfen, schwar;
auf weiß, mit Andianern rund herum; auf dcm Inncnrand
indianische Bogenschützen abwechselnd mit am Marterpfahl
Gcfeffclten. Es wäre ein bißchen viel und ;u cintönig gc-
wordcn, das nun noch zwanzig« und mehrmal ;u wiedcr-
holcis. Ein klciner Hinweis, cin klcincs probestück im
Skizzcnbuch — und bald füllte sich die Runde, vielleicht
nicht iinmcr cinwandfrci in dcr Zeichnung, abcr doch deko-
rativ rccht gut mitsprcchend, mit Gcbüsch odcr Röhricht
rings ;um gcschloffcncn Rranz. Zu einem Nlittclstück »ach
eincr Zeichnung eincs altcn Tischcs aus dem lNuseum, mit
 
Annotationen