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kunstsormcn einfach als Vorbilder, dann kann das auch bei
,'orgfältchcr wahl solcher Vorlagen vor allem deshalb
nicht zum wahren wcrt führen, weil diese ganze Umwelt,
aus der dicse alte Form hervorging, in fast allen nach-
ahmenden Fällcn nicht mehr da ist!
üeider wird das in einer konjunkturellen weise gegen-
wärtig zu ost gctan. Es cntsteht eine Volkskunstmode. Die
Mode kann alles. Sic hat keine Bcdenken, keine eigent-
liche wahl, aber auch das hat sie nicht, was sie volks-
künstlerisch haben müßte, die innere Dauer. wir dürfen
kcine Mode aus der alten Volkskunst machen. wir zer-
stören in diesem vermcintlichen (Uufblühen ihre bis jetzt
noch erhaltene Autorität als Runstform.
Eng nut der Mode vcrbunden ist der Begrisf der
Ware. Es ist unsere Ausgabe nicht, im Zug der warcn-
crzcugung in altcn Baucrnsormen mitzumachen. Auch hier
würde dic große schasfcnde Grundlage schlen und eine auf
Volkskunst angewandte 2lesthetik würde triumphieren,
aber kcinc Volkskunst. Das alles sind keine Ziele, die wir
in strenger Bcobachtung der alten Volkskunst gcwinnen.
Vielmchr lehrt sie uns gerade das Gegenteil der Mode
odcr des vcrsührcrischen Ausstellungsreizes, nämlich die
gestaltete Form als ties-inncrliche Besriedigung des Schaf-
scndcn sclbcr, nicht die „nur gelchrtc Form", sondern „die
gclicbte Forin". Ebcn an so gcartcten Formen ist das
schwäbische, bodenständige Schaffen M der Vergangenheit
so reich gewesen. Sie war reich an Dingen, die aus einer
gemeinsamen Grundhaltung, bedeutcnd für die Gemein-
schaft, in cnger, Verbundcnheit mit dem Erzeuger als
Sinnbild sciner selbst und seiner Volksgenoffen hervor-
gegangen ist. So wird diese enge Verflochtenheit sür uns
Erzieher der Wegweiser, wenn wir einer neuen, boden-
ständigen Runst aus die Spur kommen wollen (denn um
mehr als ein Ausspüren kann es sich wohl noch nicht
handeln).
Sie kann in der Schule beginnen mit der wahl solcher
Aufgaben, die wieder in einem persönlichen, samiliären,
gemeinschastlichen Lebenszusammenhang bestchen, dic dcm
Eigentum cine pcrsönliche Form geben und vor allem
nichts bloß Erdachtes, sondern etwas wirklichcs aus Fest
und Feier, Tag und Gahr voraussetzcn. Dic neue Gemcin-
schaft bietet schon mehr, als wir in der zur Vcrsügung
stehenden Zeit bewältigen könncn.
Und wenn wir nun dies nicht in dem Sinn tun, daß
wir uns bemühen, etwas möglichst „Volkskunstmäßiges"
;u erzielen, sondern eine Form aus der Schülerhand un-
serer Tage hervorgehen sehen wollen, die ebenso gerade
und sest gegründet ist an Seele und Lcib, wie die boden-
ständige Runst der Vergangenheit, dann wird dcr Ansang
scine Zukunft haben.
ItaIienischc M e i s t e r; e i ch n u n g e n. Einfüh-
rung und Auswahl von Luitpold Dußlec. r? S. und
4S wiedcrgaben aus Tafcln. prcstciverlag isZS. r.70 RM.
Ein neues prestelbuch, das in der Güte des Bilddrucks
wicder den hohen wert diescr Reihe erweist. Ausgezeich-
nct die Einlcitung, die der Eigenart des italienischen
„üissKno" gilt. Die Reihe der Belege geht durch vier
Iahrhunderte und spricht in allen Einzelheiten der immer
charaktcristischcn, bcispielhast ausgewählten Blätter von
deren graphischem üeben! Unnötig, noch eine besondere
Empsehlung anzusügen! Das hier gezeigte Titelbild —
Doltrassio — ist im Buch erhcblich größer und farbig.
E. p.
Anton Schroll-Wien, dcr Verlag des Brueghel-
Buches und der Gcmäldcbände mit dcn im ganzen und
dcn in Ausschnitten gcbrachten wicdergaben, die sämtlich
auch einzcln (je i.do RM.) ;u erhalten sind, zeigt den
Großdruck dcr „R i n d e r s p i e l e" an (öo ;u Sr cm,
rs RM.) als »eucn Albertinadruck. Dazu ein herrliches
Blumenstück von Ian Brueghel: Blumen in
blauer Vase (51 zu 40 cm, 15 RM.), auf das be-
sonders hingcwiesen sei. Ersreulich, festzustellen, daß die
Runstverlagc unsern wünschen immer näherrückcn!
Neuc Pipcr-Drucke: wilhelm von Robell: Blick
aus Degernsec (Nr. 101, ;; zu ;S cm, is RM.) und
Isarlandschast mit Blick aus München (LAr. 100, 5;
zu 40 cm, rr.50 XM.
Immer, wo man die zerstreut in dcn Galericn hängen-
den Robclls trisst, zwingcn sic dcn Blick, ihre beschau-
liche Naivität zu gcnicßen wie eine Nlclodie Haydns. Dic
absolutc Sichcrheit der VZaturbeobachtung, die Reinhcit
dcr Aussaffung, dic meisterhaste Rleinmalcrei mit ihrcr
emailhastcii Leuchtkrast lassen es bcdauern, daß w. v.
Robell d7dc-—>S55) nur wcnige Landschastcn dieser Art
<dic allc iim iSro licgcn) liiiitcrlaffcn hat. „Dcgernsce" ist
cine dieser perlcn, vor—drnen^äüch Rindcraugen blank
werden. Ist hicr „allgemeiner" schöner Tag, so bci dem
„Isar"-Bi!d ein weiches Abendlicht mit seinsten koloristi-
schen Besonderheiten. Dcn „Tegernsee" sollte man zum
Standgut für die Schul-bildsammlung rcchnen!
Der Verlag der Piper-Drucke zeigt noch cincn neuen,
sehr schönen L. D. Friedrich an (Nr. nr): Blick
ins Dal. Ferner eines der miniaturhaft cxaktcn BIu-
menstücke des niederländischen Barock: Davids de Hecm:
Blumenstrauß (llZr. 117, 40 RM.)
kunstsormcn einfach als Vorbilder, dann kann das auch bei
,'orgfältchcr wahl solcher Vorlagen vor allem deshalb
nicht zum wahren wcrt führen, weil diese ganze Umwelt,
aus der dicse alte Form hervorging, in fast allen nach-
ahmenden Fällcn nicht mehr da ist!
üeider wird das in einer konjunkturellen weise gegen-
wärtig zu ost gctan. Es cntsteht eine Volkskunstmode. Die
Mode kann alles. Sic hat keine Bcdenken, keine eigent-
liche wahl, aber auch das hat sie nicht, was sie volks-
künstlerisch haben müßte, die innere Dauer. wir dürfen
kcine Mode aus der alten Volkskunst machen. wir zer-
stören in diesem vermcintlichen (Uufblühen ihre bis jetzt
noch erhaltene Autorität als Runstform.
Eng nut der Mode vcrbunden ist der Begrisf der
Ware. Es ist unsere Ausgabe nicht, im Zug der warcn-
crzcugung in altcn Baucrnsormen mitzumachen. Auch hier
würde dic große schasfcnde Grundlage schlen und eine auf
Volkskunst angewandte 2lesthetik würde triumphieren,
aber kcinc Volkskunst. Das alles sind keine Ziele, die wir
in strenger Bcobachtung der alten Volkskunst gcwinnen.
Vielmchr lehrt sie uns gerade das Gegenteil der Mode
odcr des vcrsührcrischen Ausstellungsreizes, nämlich die
gestaltete Form als ties-inncrliche Besriedigung des Schaf-
scndcn sclbcr, nicht die „nur gelchrtc Form", sondern „die
gclicbte Forin". Ebcn an so gcartcten Formen ist das
schwäbische, bodenständige Schaffen M der Vergangenheit
so reich gewesen. Sie war reich an Dingen, die aus einer
gemeinsamen Grundhaltung, bedeutcnd für die Gemein-
schaft, in cnger, Verbundcnheit mit dem Erzeuger als
Sinnbild sciner selbst und seiner Volksgenoffen hervor-
gegangen ist. So wird diese enge Verflochtenheit sür uns
Erzieher der Wegweiser, wenn wir einer neuen, boden-
ständigen Runst aus die Spur kommen wollen (denn um
mehr als ein Ausspüren kann es sich wohl noch nicht
handeln).
Sie kann in der Schule beginnen mit der wahl solcher
Aufgaben, die wieder in einem persönlichen, samiliären,
gemeinschastlichen Lebenszusammenhang bestchen, dic dcm
Eigentum cine pcrsönliche Form geben und vor allem
nichts bloß Erdachtes, sondern etwas wirklichcs aus Fest
und Feier, Tag und Gahr voraussetzcn. Dic neue Gemcin-
schaft bietet schon mehr, als wir in der zur Vcrsügung
stehenden Zeit bewältigen könncn.
Und wenn wir nun dies nicht in dem Sinn tun, daß
wir uns bemühen, etwas möglichst „Volkskunstmäßiges"
;u erzielen, sondern eine Form aus der Schülerhand un-
serer Tage hervorgehen sehen wollen, die ebenso gerade
und sest gegründet ist an Seele und Lcib, wie die boden-
ständige Runst der Vergangenheit, dann wird dcr Ansang
scine Zukunft haben.
ItaIienischc M e i s t e r; e i ch n u n g e n. Einfüh-
rung und Auswahl von Luitpold Dußlec. r? S. und
4S wiedcrgaben aus Tafcln. prcstciverlag isZS. r.70 RM.
Ein neues prestelbuch, das in der Güte des Bilddrucks
wicder den hohen wert diescr Reihe erweist. Ausgezeich-
nct die Einlcitung, die der Eigenart des italienischen
„üissKno" gilt. Die Reihe der Belege geht durch vier
Iahrhunderte und spricht in allen Einzelheiten der immer
charaktcristischcn, bcispielhast ausgewählten Blätter von
deren graphischem üeben! Unnötig, noch eine besondere
Empsehlung anzusügen! Das hier gezeigte Titelbild —
Doltrassio — ist im Buch erhcblich größer und farbig.
E. p.
Anton Schroll-Wien, dcr Verlag des Brueghel-
Buches und der Gcmäldcbände mit dcn im ganzen und
dcn in Ausschnitten gcbrachten wicdergaben, die sämtlich
auch einzcln (je i.do RM.) ;u erhalten sind, zeigt den
Großdruck dcr „R i n d e r s p i e l e" an (öo ;u Sr cm,
rs RM.) als »eucn Albertinadruck. Dazu ein herrliches
Blumenstück von Ian Brueghel: Blumen in
blauer Vase (51 zu 40 cm, 15 RM.), auf das be-
sonders hingcwiesen sei. Ersreulich, festzustellen, daß die
Runstverlagc unsern wünschen immer näherrückcn!
Neuc Pipcr-Drucke: wilhelm von Robell: Blick
aus Degernsec (Nr. 101, ;; zu ;S cm, is RM.) und
Isarlandschast mit Blick aus München (LAr. 100, 5;
zu 40 cm, rr.50 XM.
Immer, wo man die zerstreut in dcn Galericn hängen-
den Robclls trisst, zwingcn sic dcn Blick, ihre beschau-
liche Naivität zu gcnicßen wie eine Nlclodie Haydns. Dic
absolutc Sichcrheit der VZaturbeobachtung, die Reinhcit
dcr Aussaffung, dic meisterhaste Rleinmalcrei mit ihrcr
emailhastcii Leuchtkrast lassen es bcdauern, daß w. v.
Robell d7dc-—>S55) nur wcnige Landschastcn dieser Art
<dic allc iim iSro licgcn) liiiitcrlaffcn hat. „Dcgernsce" ist
cine dieser perlcn, vor—drnen^äüch Rindcraugen blank
werden. Ist hicr „allgemeiner" schöner Tag, so bci dem
„Isar"-Bi!d ein weiches Abendlicht mit seinsten koloristi-
schen Besonderheiten. Dcn „Tegernsee" sollte man zum
Standgut für die Schul-bildsammlung rcchnen!
Der Verlag der Piper-Drucke zeigt noch cincn neuen,
sehr schönen L. D. Friedrich an (Nr. nr): Blick
ins Dal. Ferner eines der miniaturhaft cxaktcn BIu-
menstücke des niederländischen Barock: Davids de Hecm:
Blumenstrauß (llZr. 117, 40 RM.)