1?r
Aunsterzieherische werkarbeit in der Dorfschule
Von Erhard Höhne-Niederzahden
In einem verlorenen Winkel südlich Stettins liegt an
der Dder ein Dorf, von dem hicr dic Rede sein soll. Runst-
voll vcrzierte Gräber- und Scherbenfunde künden uns noch,
daß es einstmals ein bedeutungsvoller und sicherlich auch
heiß umstrittcncr platz gewcsen ist. Hcute jedoch kennen
nur wcnige Bürger der ehemaligen Brudersiedlung, der
die günstigcre Lage eine reiche Geschichte und vielfältige
Entwicklung verlieh — ich meine Stettin —, heute kennen
nur wenige für die Schönheiten der Natur begeisterte
Ausflügler unsern Grt. Von der Rultur seiner Dewohner
abcr spricht niemand. Und wer die rassisch wertmindernde
Geschichte dicses slawisch-germanischen wander- und Durch-
zugsgebietes ;u überblicken vermag, würde sich darüber
auch gar nicht wundern. Nichts an bäuerlicher oder Fischer-
kultur hat sich crhalten, wenn inan überhaupt annehmen
darf, daß hier eine solche Rultur vorhanden war. An Häu-
scrn und Stuben sindet man allenfalls die billigen Errun-
genschaften des warenhauskitsches.
Hat cs in solchem Dorf — und wie wenig Dörfer sehen
hierzulande anders aus! — und unter den Schwierigkeiten,
die der Dctrieb der Landschule ohnehin mit sich bringt,
noch Sinn, in den zwei Zeichenstunden jeder woche be-
wußte kunsterzieherische Arbcit ;u leisten;
Ach bejahe heute diese Frage.
Eine Ausstellung von Zeichen- und werkarbeiten in
Stettin gab uns, den Rindern und mir, jenen Schwung,
m it dem man auch auf cinem scheinbar verlorenen posten
bcharrlich wird. wir waren über;eugt: Vieles muß uns
gclingen! — Und jetzt, nach cinem halben Aahr bewußter
Arbcit, sind Dinge entstanden, die ;um wcnigsten hoffen
lasscn. Es ist fast, als würden Urbilder bei den Rindcrn
wicder lebcndig, als fänden in den Rasperlepuppen bci-
spielswcise die alten Götzen der Vorfahrcn einen neucn
wcg in unscre Dagc. Selbst die Eltern wollten nur schwcr
glauben, daß ihre Rinder ohne „vorlagen" und ohne
„Mithilfe" des Lehrers ihre 2lrbeiten angefertigt hätten.
Hol;figuren Llrbeiten aus einrr Dorfschule
Und wie leicht ist alles beschafft. Handliche Hol;stücke
gibt's auf jedcm Hof, ein Daschenmeffer hat ein rechter
Iunge immer bei sich, und hätten wir sonst noch werk-
;euge gebraUcht, sie wären auch in Ställen und Schuppcn
aufgetrieben worden. Und Lehm und Don; — wo ist nicht
wenigstens eins ;u finden; wir haben dies leichter auf
dem Lande als die Berufskameraden in den volksschulen
der Stadt.
Bei manch einem siegte so die Freude an der Arbeit
über die angeborenc Trägheit.
Im Laufe der Zeit entstanden immer beffere Arbeiten,
und cs ;eigte sich, daß auch in der Dorfschule wertvolle,
kunster;ieherische 2lrbeit gelcistet werden kann. Da gerade
die Rinder einer Dorsschule von Hause aus Erfahrungen
im Gebrauch der vcrschiedensten werk;cuge haben, scheinen
werkarbeiten für die Dorfschule besonders geeignet!
Oderkahne und Gchlepper aus Holz
Von Franz Haufschild-Pölitz (2lufbauschule)
Schlepper
2lufbauschule pölitz
wcnn ich aus den wcrkunterricht an unserer Schule ein-
gehe, muß ich etwas übcr die Lage und Umgcbung unsercr
Stadt sagen.
pölitz licgt am Rande dcs Gdertalcs in schöncr, rei;-
voller Umgcbung. Der <l)rt bictct nichts, dic Umgebung
cntschädigt uns jedoch in jcdcr weise. Dic Gdcr, dcr Dam-
mansch, das Haff geben uns farbige, abwcchslungsreichc
Bilder. Da sind Scgelboote, Schlcppcr, Dampfcr allcr Art,
die unserc Gcwässer bclcben. Unser Hafen ist vollgcstopft
mit Rähnen und Booten, die Nkaterial fttr die im Bau
befindliche Fabrik bringen. Rrähne mit riesigcn Grcifern
frachten die Lastcn auf Lastwagen um. Das sind Eindrücke,
die wir von dcn Fcnstcrn unserer Schule crhaltcn. Es ist
selbstvcrständlich, daß ich im Zcichen- und vor allcm im
werkuntcrricht auf die Eigcnart unscrcr Landschaft cin-
gehe und meine Ausgaben danach stclle. Das Antcrcffc, das
die Aungen für das waffcr, sür Boote und Schiffc haben,
koinint mir natürlich cntgcgcn. Vor einigcn Aabccn licß
ich in dcn Dcrticn Schlcppcr bastcln. Eine Grundform
Aunsterzieherische werkarbeit in der Dorfschule
Von Erhard Höhne-Niederzahden
In einem verlorenen Winkel südlich Stettins liegt an
der Dder ein Dorf, von dem hicr dic Rede sein soll. Runst-
voll vcrzierte Gräber- und Scherbenfunde künden uns noch,
daß es einstmals ein bedeutungsvoller und sicherlich auch
heiß umstrittcncr platz gewcsen ist. Hcute jedoch kennen
nur wcnige Bürger der ehemaligen Brudersiedlung, der
die günstigcre Lage eine reiche Geschichte und vielfältige
Entwicklung verlieh — ich meine Stettin —, heute kennen
nur wenige für die Schönheiten der Natur begeisterte
Ausflügler unsern Grt. Von der Rultur seiner Dewohner
abcr spricht niemand. Und wer die rassisch wertmindernde
Geschichte dicses slawisch-germanischen wander- und Durch-
zugsgebietes ;u überblicken vermag, würde sich darüber
auch gar nicht wundern. Nichts an bäuerlicher oder Fischer-
kultur hat sich crhalten, wenn inan überhaupt annehmen
darf, daß hier eine solche Rultur vorhanden war. An Häu-
scrn und Stuben sindet man allenfalls die billigen Errun-
genschaften des warenhauskitsches.
Hat cs in solchem Dorf — und wie wenig Dörfer sehen
hierzulande anders aus! — und unter den Schwierigkeiten,
die der Dctrieb der Landschule ohnehin mit sich bringt,
noch Sinn, in den zwei Zeichenstunden jeder woche be-
wußte kunsterzieherische Arbcit ;u leisten;
Ach bejahe heute diese Frage.
Eine Ausstellung von Zeichen- und werkarbeiten in
Stettin gab uns, den Rindern und mir, jenen Schwung,
m it dem man auch auf cinem scheinbar verlorenen posten
bcharrlich wird. wir waren über;eugt: Vieles muß uns
gclingen! — Und jetzt, nach cinem halben Aahr bewußter
Arbcit, sind Dinge entstanden, die ;um wcnigsten hoffen
lasscn. Es ist fast, als würden Urbilder bei den Rindcrn
wicder lebcndig, als fänden in den Rasperlepuppen bci-
spielswcise die alten Götzen der Vorfahrcn einen neucn
wcg in unscre Dagc. Selbst die Eltern wollten nur schwcr
glauben, daß ihre Rinder ohne „vorlagen" und ohne
„Mithilfe" des Lehrers ihre 2lrbeiten angefertigt hätten.
Hol;figuren Llrbeiten aus einrr Dorfschule
Und wie leicht ist alles beschafft. Handliche Hol;stücke
gibt's auf jedcm Hof, ein Daschenmeffer hat ein rechter
Iunge immer bei sich, und hätten wir sonst noch werk-
;euge gebraUcht, sie wären auch in Ställen und Schuppcn
aufgetrieben worden. Und Lehm und Don; — wo ist nicht
wenigstens eins ;u finden; wir haben dies leichter auf
dem Lande als die Berufskameraden in den volksschulen
der Stadt.
Bei manch einem siegte so die Freude an der Arbeit
über die angeborenc Trägheit.
Im Laufe der Zeit entstanden immer beffere Arbeiten,
und cs ;eigte sich, daß auch in der Dorfschule wertvolle,
kunster;ieherische 2lrbeit gelcistet werden kann. Da gerade
die Rinder einer Dorsschule von Hause aus Erfahrungen
im Gebrauch der vcrschiedensten werk;cuge haben, scheinen
werkarbeiten für die Dorfschule besonders geeignet!
Oderkahne und Gchlepper aus Holz
Von Franz Haufschild-Pölitz (2lufbauschule)
Schlepper
2lufbauschule pölitz
wcnn ich aus den wcrkunterricht an unserer Schule ein-
gehe, muß ich etwas übcr die Lage und Umgcbung unsercr
Stadt sagen.
pölitz licgt am Rande dcs Gdertalcs in schöncr, rei;-
voller Umgcbung. Der <l)rt bictct nichts, dic Umgebung
cntschädigt uns jedoch in jcdcr weise. Dic Gdcr, dcr Dam-
mansch, das Haff geben uns farbige, abwcchslungsreichc
Bilder. Da sind Scgelboote, Schlcppcr, Dampfcr allcr Art,
die unserc Gcwässer bclcben. Unser Hafen ist vollgcstopft
mit Rähnen und Booten, die Nkaterial fttr die im Bau
befindliche Fabrik bringen. Rrähne mit riesigcn Grcifern
frachten die Lastcn auf Lastwagen um. Das sind Eindrücke,
die wir von dcn Fcnstcrn unserer Schule crhaltcn. Es ist
selbstvcrständlich, daß ich im Zcichen- und vor allcm im
werkuntcrricht auf die Eigcnart unscrcr Landschaft cin-
gehe und meine Ausgaben danach stclle. Das Antcrcffc, das
die Aungen für das waffcr, sür Boote und Schiffc haben,
koinint mir natürlich cntgcgcn. Vor einigcn Aabccn licß
ich in dcn Dcrticn Schlcppcr bastcln. Eine Grundform