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Leil deffen gelegt, was hiec positiv zu werten ist. An je.
dem einzelnen Gegenstand, an jeder Figur sind weitere
klare Aufschlüffe Uber die wachstumslage der Bildekräfte
sowie Uberhaupt über die geistige Verfassung des Iungen
für denjenigen ;u gewinnen möglich, der sich die Mühe
gibt, aus Erfahrung und Runde heraus das bildnerische
Lun der Gugend ;u verstehen und ihre Bildsprache ;u
lesen und;u deuten.
Um noch klarer ;u werden, ein weiteres Beispiel (Ab-
bildung S).
Ein )4jähriges Mädchen hat es „gemacht". Nicht wenige
in der Rlaffe, die bisher in schlechten Händen gewesen ist,
machen den Lehrer auf die Arbeit aufmerksam mit den
Worten: „>Zier! Hildegard kann fein zeichnen, die hat
was „Schönes" gemacht!" Auch einige Rollegen finden die
Arbeit „sehr nett", und wenn man das Blatt in eine
Schülerausstellung brächte, so würden vielleicht zahlreiche
Besucher es ;u den befferen Ergebniffen des Unterrichts
zählen. Da die Arbeit in wirklichkeit aber genau so ver-
logen ist, wie Rlee's Mädchenbildnis, da sie nicht gewach-
sen ist, sondern lediglich fabriziert wurde, so beweist dieses
verhalten nur, daß Erzieher- wie Elternschaft sich ihrer
Verantwortung der Bildsprache unserer Iugcnd gegen-
über noch in sehr ünzureichendem Maße bewußt ist. Ge-
sichter und Figuren machen auf den ersten Blick ;war
einen „schöneren", „richtigeren" Eindruck als die bei Ab-
bildung 5 — wenigstens für denjenigen, der Rinderzeich-
nungen nicht ;u lesen versteht. Für den Einsichtigen sind
sie nur unverstandener Ritsch.
wir verlangen ;wei Dinge von jeder Schülerarbeit:
I.Einen Stoff, der es wert ist, gestaltet;u werden, also
lebenswahr und lebenswert ist.
r. Daß der Schüler von sich aus, von seinem Innern
her, für diesen Gehalt eine Form schafft, einen Aus-
druck findet, die dem Gehalt und der Natur des Rin-
des entsprechen.
Hier ist nichts von dem erfüllt. In wie hohem Maße
e» Ritsch und Lüge ist, das wird erst gan; sichtbar, wenn
man das farbige Original mit dem knallroten Schirm und
dem ebenso grellblauen Rleid sieht. Man sehe den pil;
im Vordergrunde, das „Bund Stroh"(?) unter dem Arm
des Iungen, das Geschmier des Grases in Schweinfurter
Grün usw. Es bleibt nichts als die schlechte technische Lei-
stung einer Abschreibe-Arbeit; und das, obgleich die Ge-
sichter „schöner" und „richtiger" sind als die des Reiters
;u Hornhausen, die der Brautbitter und die des Schupo-
mannes.
Nein, hier ist Rlarheit und wahrheit not:
wenn wir die Zeichnung des 4jährigen (Abb. 7) als echt
und gültig anerkennen, obgleich Gesicht und Figur nicht
„richtig" und „schön" sind — und wir müffen es an-
erkennen, weil es ja ein Rind in dem Alter, zum mindesten
aber dieses Rind, nicht anders kann —, dann müffen wir
auch der Bauersfrau (Abb. S) unsere Zustimmung geben.
Und wir sind deffen gewiß, daß bei cichtiger Führung aus
? und s einmal in der Gberstufe der Schule etwas wie
das Selbstbildnis (Abb. 9) werden kann, das nicht die
Arbeit einer besonders begabten Schülerin, aber doch das
Ergebnis fleißigen Bemühens einer Schülerin ist, die ge-
lernt hat, klar und wahr, und mit Sorgfalt und unter
Einsetzung aller Rraft an ihre bildnerischen Arbeiten ;u
gehen.
So stimmen wir also den oft „nicht richti-
gen" und „nicht schönen", ja defocmierten
Röpfen und Figuren unserer Iungen und
Mädchen nicht ;u, um bei der „Entartung"
;u landen, sondern um ;um Schönen, Richti-
gen und Grganischen ;u gelangew, um aus
den weg ;u führen, der gan; am Anfang mit
Abb. 9 bestimmt ist und an dessen Ziel, das
natürlich nie erreicht werden kann, etwa
die „Eva" Tilman R i e m e n s chn e i d e r s und
der Bamberger Reiter stehen.
wir Runsterzieher wiffen, daß wir damit der weisung
des Führers recht dienen, die er am Schluffe der diesjähri-
gen großen Rulturrede gab und die da lautet:
„So werden wir uns langsam ;ur wahren künstlerischen
Gewiffenhaftigkeit erziehen. Sie verhindert am ehesten das
Abgleiten in eine verderbliche, blasierte Uebersättigung.
Sie weitet das Auge und schärft das Gehör sür. die wun-
der der künstlerischen Arbeit in der unbegrenzten welt des
Rleinen. Sie wird mithelfen, einst ein ganzes Volk teil-
nehmen ;u laffen an der Entstehung und der Gestaltung
der gewaltigen nationalen Runstwerke, nicht nur im gro-
ben gesehen, sondern auch in dcn einzelnen Fcinheiten. Und
erst dann wird man wieder von einer wirklich neuen Runst-
epoche reden dürsen. Dann wird die Nachwelt einst vom
wunder einer Zeit berichten können, in der inmitten einer
der gewaltigsten politischen Erneuerungen der Geschichte,
unbeirrt durch allen Rampf und alle wirrnis der welt,
in den deutschen Landen die Rultur in reichster Entsaltung
;u blühen begann.
Unser Volk aber wird in stolzer Ehrfurcht dann dic
werke hüten, die wir heute einfügen in den ewigen Schatz
dcr Runst."
GemeinsHastsarberten
auf der Ausstelluny der fünften „Schülerolympiade" deutscher Schülervereinigungen
in Rumänien zu Biftritz/Nordsiebenbürgen, Ostern iozS
Von prof. Norbert Thomae, Bistritz-Bistrica, Rumänien.
vor zchn Iahren hat das Viertel-Millionen-Völkchen der
Siebenbürger Sachsen seinc „Schülerolympiade" geschaffen.
Die oberen Rlassen seiner fünf Rnabenmittelschulcn, sein
Lehrerseminar und eine Handelsschule vereinigten ihre
Schüler auf 4 Dage zu cdlem wettstreit auf allen Ge-
bieten ihrer Detätigung. Scither sind auch die außer-
siebenbürgischen deutschen Mittelschulen des Landes hinzu-
getreten und so halten nun die deutschen höheren Schüler
Rumäniens jedes zwcite Gahr in ciner anderen Stadt ihre
„Glympiade" ab. Trotz der weit im Lande zerstrcut liegen-
den Sicdlungen und der schlechten und teuren Verkehrs-
verbindungen kamen ;u den diesjährigen Ostertagen Uber
400 deutsche Schüler Rumäniens im Städtchcn Bistritz ;u-
sammen. Vor zwei Gahren schon hatten wic unsere Schüler-
olympiade aufs Beste vorbereitet, die Unterbringung der
Gäste, die Sichtung und Ausstellung dec bildnerischen Ar-
beitcn durchgesührt und nahezu fertig gestellt, als in letzter
Stunde ein Verbot die ^lbhaltung unmöglich inachte. Fast
unüberwindlich schcinende Schwierigkeiten crfülltcn uns
auch diesmal bis;ur letzten Stunde mit Dangcn. Aber —
cs ist geglückt!
Bcfricdigt und innerlich bereichcrt und gestärkt in
Leil deffen gelegt, was hiec positiv zu werten ist. An je.
dem einzelnen Gegenstand, an jeder Figur sind weitere
klare Aufschlüffe Uber die wachstumslage der Bildekräfte
sowie Uberhaupt über die geistige Verfassung des Iungen
für denjenigen ;u gewinnen möglich, der sich die Mühe
gibt, aus Erfahrung und Runde heraus das bildnerische
Lun der Gugend ;u verstehen und ihre Bildsprache ;u
lesen und;u deuten.
Um noch klarer ;u werden, ein weiteres Beispiel (Ab-
bildung S).
Ein )4jähriges Mädchen hat es „gemacht". Nicht wenige
in der Rlaffe, die bisher in schlechten Händen gewesen ist,
machen den Lehrer auf die Arbeit aufmerksam mit den
Worten: „>Zier! Hildegard kann fein zeichnen, die hat
was „Schönes" gemacht!" Auch einige Rollegen finden die
Arbeit „sehr nett", und wenn man das Blatt in eine
Schülerausstellung brächte, so würden vielleicht zahlreiche
Besucher es ;u den befferen Ergebniffen des Unterrichts
zählen. Da die Arbeit in wirklichkeit aber genau so ver-
logen ist, wie Rlee's Mädchenbildnis, da sie nicht gewach-
sen ist, sondern lediglich fabriziert wurde, so beweist dieses
verhalten nur, daß Erzieher- wie Elternschaft sich ihrer
Verantwortung der Bildsprache unserer Iugcnd gegen-
über noch in sehr ünzureichendem Maße bewußt ist. Ge-
sichter und Figuren machen auf den ersten Blick ;war
einen „schöneren", „richtigeren" Eindruck als die bei Ab-
bildung 5 — wenigstens für denjenigen, der Rinderzeich-
nungen nicht ;u lesen versteht. Für den Einsichtigen sind
sie nur unverstandener Ritsch.
wir verlangen ;wei Dinge von jeder Schülerarbeit:
I.Einen Stoff, der es wert ist, gestaltet;u werden, also
lebenswahr und lebenswert ist.
r. Daß der Schüler von sich aus, von seinem Innern
her, für diesen Gehalt eine Form schafft, einen Aus-
druck findet, die dem Gehalt und der Natur des Rin-
des entsprechen.
Hier ist nichts von dem erfüllt. In wie hohem Maße
e» Ritsch und Lüge ist, das wird erst gan; sichtbar, wenn
man das farbige Original mit dem knallroten Schirm und
dem ebenso grellblauen Rleid sieht. Man sehe den pil;
im Vordergrunde, das „Bund Stroh"(?) unter dem Arm
des Iungen, das Geschmier des Grases in Schweinfurter
Grün usw. Es bleibt nichts als die schlechte technische Lei-
stung einer Abschreibe-Arbeit; und das, obgleich die Ge-
sichter „schöner" und „richtiger" sind als die des Reiters
;u Hornhausen, die der Brautbitter und die des Schupo-
mannes.
Nein, hier ist Rlarheit und wahrheit not:
wenn wir die Zeichnung des 4jährigen (Abb. 7) als echt
und gültig anerkennen, obgleich Gesicht und Figur nicht
„richtig" und „schön" sind — und wir müffen es an-
erkennen, weil es ja ein Rind in dem Alter, zum mindesten
aber dieses Rind, nicht anders kann —, dann müffen wir
auch der Bauersfrau (Abb. S) unsere Zustimmung geben.
Und wir sind deffen gewiß, daß bei cichtiger Führung aus
? und s einmal in der Gberstufe der Schule etwas wie
das Selbstbildnis (Abb. 9) werden kann, das nicht die
Arbeit einer besonders begabten Schülerin, aber doch das
Ergebnis fleißigen Bemühens einer Schülerin ist, die ge-
lernt hat, klar und wahr, und mit Sorgfalt und unter
Einsetzung aller Rraft an ihre bildnerischen Arbeiten ;u
gehen.
So stimmen wir also den oft „nicht richti-
gen" und „nicht schönen", ja defocmierten
Röpfen und Figuren unserer Iungen und
Mädchen nicht ;u, um bei der „Entartung"
;u landen, sondern um ;um Schönen, Richti-
gen und Grganischen ;u gelangew, um aus
den weg ;u führen, der gan; am Anfang mit
Abb. 9 bestimmt ist und an dessen Ziel, das
natürlich nie erreicht werden kann, etwa
die „Eva" Tilman R i e m e n s chn e i d e r s und
der Bamberger Reiter stehen.
wir Runsterzieher wiffen, daß wir damit der weisung
des Führers recht dienen, die er am Schluffe der diesjähri-
gen großen Rulturrede gab und die da lautet:
„So werden wir uns langsam ;ur wahren künstlerischen
Gewiffenhaftigkeit erziehen. Sie verhindert am ehesten das
Abgleiten in eine verderbliche, blasierte Uebersättigung.
Sie weitet das Auge und schärft das Gehör sür. die wun-
der der künstlerischen Arbeit in der unbegrenzten welt des
Rleinen. Sie wird mithelfen, einst ein ganzes Volk teil-
nehmen ;u laffen an der Entstehung und der Gestaltung
der gewaltigen nationalen Runstwerke, nicht nur im gro-
ben gesehen, sondern auch in dcn einzelnen Fcinheiten. Und
erst dann wird man wieder von einer wirklich neuen Runst-
epoche reden dürsen. Dann wird die Nachwelt einst vom
wunder einer Zeit berichten können, in der inmitten einer
der gewaltigsten politischen Erneuerungen der Geschichte,
unbeirrt durch allen Rampf und alle wirrnis der welt,
in den deutschen Landen die Rultur in reichster Entsaltung
;u blühen begann.
Unser Volk aber wird in stolzer Ehrfurcht dann dic
werke hüten, die wir heute einfügen in den ewigen Schatz
dcr Runst."
GemeinsHastsarberten
auf der Ausstelluny der fünften „Schülerolympiade" deutscher Schülervereinigungen
in Rumänien zu Biftritz/Nordsiebenbürgen, Ostern iozS
Von prof. Norbert Thomae, Bistritz-Bistrica, Rumänien.
vor zchn Iahren hat das Viertel-Millionen-Völkchen der
Siebenbürger Sachsen seinc „Schülerolympiade" geschaffen.
Die oberen Rlassen seiner fünf Rnabenmittelschulcn, sein
Lehrerseminar und eine Handelsschule vereinigten ihre
Schüler auf 4 Dage zu cdlem wettstreit auf allen Ge-
bieten ihrer Detätigung. Scither sind auch die außer-
siebenbürgischen deutschen Mittelschulen des Landes hinzu-
getreten und so halten nun die deutschen höheren Schüler
Rumäniens jedes zwcite Gahr in ciner anderen Stadt ihre
„Glympiade" ab. Trotz der weit im Lande zerstrcut liegen-
den Sicdlungen und der schlechten und teuren Verkehrs-
verbindungen kamen ;u den diesjährigen Ostertagen Uber
400 deutsche Schüler Rumäniens im Städtchcn Bistritz ;u-
sammen. Vor zwei Gahren schon hatten wic unsere Schüler-
olympiade aufs Beste vorbereitet, die Unterbringung der
Gäste, die Sichtung und Ausstellung dec bildnerischen Ar-
beitcn durchgesührt und nahezu fertig gestellt, als in letzter
Stunde ein Verbot die ^lbhaltung unmöglich inachte. Fast
unüberwindlich schcinende Schwierigkeiten crfülltcn uns
auch diesmal bis;ur letzten Stunde mit Dangcn. Aber —
cs ist geglückt!
Bcfricdigt und innerlich bereichcrt und gestärkt in