Anschammgsgut
für die Werkbetrachtung im Handarbeitsunterricht
Dozentin Annemarie Zieting-^annover
Innerhalb der MädchcnerziehunA fällt dem Handarbeits-
unterricht die Aufgabe ;u, Renntnis von deutschen werk-
schätzen — besonders denen des Frauenfleißes — ;u ver«
mitteln. Das ist eine kulturelle Arbeit, die bisher stark
vernachlässigt wordcn ist. wertvolles Rulturgut muß da-
durch lebendig erhalten werden, daß es Menschen wieder
kennen lernen, es ;u würdigen wiffen und es als ZuganZ
;u dem geistigen und seelischen Leben der Vorfahren und
des Volkes ;u nützen verstehen. Außerdem sind die über-
lieferten handwerklichcn Er;eugniffe unübertresfliche Vor-
bilder für eigenes, ausdrucksmäßig-werkliches Schassen.
Es sind wahrscheinlich immer schon einmal Dinge der
Volkskunst, des Handwerks oder des Runstgewerbes ;ur
Anregung und Vertiefung der praktischen Arbeit im
Unterricht ge;eigt worden. Diese Arbeit darf aber nicht
den Lharakter des Gelegentlichen behalten. Sie muß als
besonders betreutes Gebiet planvoll und stusenmäßig auf-
bauend dem Handarbeitsunterricht eingefügt werden.
„werkbetrachtung" in der Handarbeit entspricht der
L ildbetrachtung beim Zeichnen und hat das gleiche kunst-
er;ieherische Ziel.
Die werkbetrachtunI umsaßt:
1. Die wertvollen Teptilien der Volkskunst, des Lür-
gerhauses, der wcrkstatt und Heimarbeit; da;u Tracht
und Mode.
Da;u gehören: Stickereien, webereien, Rnüpfereien,
Strickereien, Rlöppeleien, 2lufnäh- und perlarbeiten,
Flechtereien und putzmachereien; Dild und Ausdruck der
Tracht, Entwicklung und gegenwärtiger Stand der Mode.
r. Außerdem müffen die Mädchen solche werklichen Er-
;eugniffe kennenlcrnen, die mit Haus und Heim, dem wir-
kungsbereich der Frau, in enger Be;iehung stehen. Sie
müffen wert und Unwert im Hausrat unterscheiden lernen.
Hierhin gehören: Geschirre, Geräte, Möbel, Schmuck
usw. aus Hausfleiß, Handwerk, Industrie. tlnd ;war müs-
sen Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart nahe-
gebracht und verständlich gemacht werden.
;. Als weiteres Gebiet ist das Spiel;eug in die werk-
betrachtung cin;ube;iehen. Volkstümliches Spiel;eug trägt
eine besondere. Innigkeit und Rraft des 2lusdrucks, so daß
es wieder ;u Rindern gebracht werden muß.
4. An der starken Anteilnahme an allem Zeitgeschehen
wird das handwerklichc Schaffen, das in unserer Zeit wie-
der besonders gewürdigt wird und viele Aufträge crhält,
in seiner Entwicklung und Auswirkung beobachtet.
Die Anteilnahme richtet sich auf:
Handwerkliches wirken im Heimatbe;irk, Ausstellungen,
Ergebniffe im Reichsberusswettkampf, Laienschaffen in
den verschiedenen Gemeinschaften. —
6. Die Auswahl der werkgüter,
die man in dcr Folge der Schuljahre den Rindern nahe-
bringen will, wird von der Heimat aus bcstimmt. Da
suchen wir die Schätze der Frauenarbeit aus, die Er;eug-
niffe des Hausfleißcs, der Handwerksstätten, der Manu-
fakturen und Betricbe. vleben den überlicserten Dingen,
die >,ch in Museen und gelegcntlich auch im privatbesiy
befinden, ;. T. nur durch Bilder ;u ;eigen sind, müffen
auch die Stellen gefunden werden, die heute noch gültig
arbeiten, sei es, daß noch irgendwo gewebt, gestickt, ge-
klöppelt wird, oder daß noch eine werkstatt getreu ihrer
Tradition töpfert, blaudruckt, Hol; bearbeitet, sei cs, daß
Betriebe serienmäßig guten Hausrat schaffen und damit
Verkaufsstellen beliefern. Diese Dinge auf;u;eigen und sie
1. Vierländer Stickerei in Rreu;stich.
r. Lebensbaum in Rrcu;stich (aus dem Hcst „Volkstum
in Niedersachsen" des Vatcrländischen lNuseums,
Hannover).
Gcgcnbeispielen wirksam gegcnübcr;ustcllcn, ist im Hinblick
auf die spätercn Aufgaben der Mädchen, als Bctrcucrinnen
dcs Hauscs, besondcrs wichtig und crnst ;u nchmcn.
Von der Vermittlung dcr werklichcn Rulturgütcr der
Heimat geht der Untcrricht aus. Darübcr hinaus sollen
die Mädchcn möglichst die charaktcristischstcn Dinge der
deutschen Landschaftcn kennen lcrncn: ;. B. das Spicl;eug
aus dem Er;gebirge, aus Thüringcn, Nürnbcrg, Bcrchtcg-
gaden, die ostprcußischcn Rniipsteppiche, als besondcrs hoch-
für die Werkbetrachtung im Handarbeitsunterricht
Dozentin Annemarie Zieting-^annover
Innerhalb der MädchcnerziehunA fällt dem Handarbeits-
unterricht die Aufgabe ;u, Renntnis von deutschen werk-
schätzen — besonders denen des Frauenfleißes — ;u ver«
mitteln. Das ist eine kulturelle Arbeit, die bisher stark
vernachlässigt wordcn ist. wertvolles Rulturgut muß da-
durch lebendig erhalten werden, daß es Menschen wieder
kennen lernen, es ;u würdigen wiffen und es als ZuganZ
;u dem geistigen und seelischen Leben der Vorfahren und
des Volkes ;u nützen verstehen. Außerdem sind die über-
lieferten handwerklichcn Er;eugniffe unübertresfliche Vor-
bilder für eigenes, ausdrucksmäßig-werkliches Schassen.
Es sind wahrscheinlich immer schon einmal Dinge der
Volkskunst, des Handwerks oder des Runstgewerbes ;ur
Anregung und Vertiefung der praktischen Arbeit im
Unterricht ge;eigt worden. Diese Arbeit darf aber nicht
den Lharakter des Gelegentlichen behalten. Sie muß als
besonders betreutes Gebiet planvoll und stusenmäßig auf-
bauend dem Handarbeitsunterricht eingefügt werden.
„werkbetrachtung" in der Handarbeit entspricht der
L ildbetrachtung beim Zeichnen und hat das gleiche kunst-
er;ieherische Ziel.
Die werkbetrachtunI umsaßt:
1. Die wertvollen Teptilien der Volkskunst, des Lür-
gerhauses, der wcrkstatt und Heimarbeit; da;u Tracht
und Mode.
Da;u gehören: Stickereien, webereien, Rnüpfereien,
Strickereien, Rlöppeleien, 2lufnäh- und perlarbeiten,
Flechtereien und putzmachereien; Dild und Ausdruck der
Tracht, Entwicklung und gegenwärtiger Stand der Mode.
r. Außerdem müffen die Mädchen solche werklichen Er-
;eugniffe kennenlcrnen, die mit Haus und Heim, dem wir-
kungsbereich der Frau, in enger Be;iehung stehen. Sie
müffen wert und Unwert im Hausrat unterscheiden lernen.
Hierhin gehören: Geschirre, Geräte, Möbel, Schmuck
usw. aus Hausfleiß, Handwerk, Industrie. tlnd ;war müs-
sen Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart nahe-
gebracht und verständlich gemacht werden.
;. Als weiteres Gebiet ist das Spiel;eug in die werk-
betrachtung cin;ube;iehen. Volkstümliches Spiel;eug trägt
eine besondere. Innigkeit und Rraft des 2lusdrucks, so daß
es wieder ;u Rindern gebracht werden muß.
4. An der starken Anteilnahme an allem Zeitgeschehen
wird das handwerklichc Schaffen, das in unserer Zeit wie-
der besonders gewürdigt wird und viele Aufträge crhält,
in seiner Entwicklung und Auswirkung beobachtet.
Die Anteilnahme richtet sich auf:
Handwerkliches wirken im Heimatbe;irk, Ausstellungen,
Ergebniffe im Reichsberusswettkampf, Laienschaffen in
den verschiedenen Gemeinschaften. —
6. Die Auswahl der werkgüter,
die man in dcr Folge der Schuljahre den Rindern nahe-
bringen will, wird von der Heimat aus bcstimmt. Da
suchen wir die Schätze der Frauenarbeit aus, die Er;eug-
niffe des Hausfleißcs, der Handwerksstätten, der Manu-
fakturen und Betricbe. vleben den überlicserten Dingen,
die >,ch in Museen und gelegcntlich auch im privatbesiy
befinden, ;. T. nur durch Bilder ;u ;eigen sind, müffen
auch die Stellen gefunden werden, die heute noch gültig
arbeiten, sei es, daß noch irgendwo gewebt, gestickt, ge-
klöppelt wird, oder daß noch eine werkstatt getreu ihrer
Tradition töpfert, blaudruckt, Hol; bearbeitet, sei cs, daß
Betriebe serienmäßig guten Hausrat schaffen und damit
Verkaufsstellen beliefern. Diese Dinge auf;u;eigen und sie
1. Vierländer Stickerei in Rreu;stich.
r. Lebensbaum in Rrcu;stich (aus dem Hcst „Volkstum
in Niedersachsen" des Vatcrländischen lNuseums,
Hannover).
Gcgcnbeispielen wirksam gegcnübcr;ustcllcn, ist im Hinblick
auf die spätercn Aufgaben der Mädchen, als Bctrcucrinnen
dcs Hauscs, besondcrs wichtig und crnst ;u nchmcn.
Von der Vermittlung dcr werklichcn Rulturgütcr der
Heimat geht der Untcrricht aus. Darübcr hinaus sollen
die Mädchcn möglichst die charaktcristischstcn Dinge der
deutschen Landschaftcn kennen lcrncn: ;. B. das Spicl;eug
aus dem Er;gebirge, aus Thüringcn, Nürnbcrg, Bcrchtcg-
gaden, die ostprcußischcn Rniipsteppiche, als besondcrs hoch-