Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

DOI issue:
Heft 2 (Februar 1938)
DOI article:
Frantzen, Wilhelm: Wir benötigen "Kurzberichte aus Zeichensaal und Werkstatt": eine Bitte an die Praktiker um Mitarbeit
DOI article:
Grunow, Gertrud: Von der Farbe im Runden
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0040

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ren Schulen — sollten im dienstlichen Intereffe die jüngc-
ren Rameraden auf die fachliche Bedeutung der Zeit-
schrift hinweisen. wenn diese auch als Bildner von Natur
aus für psychologische, pädagogische und kunsttheoretische
Fragen meistens wenig übrig haben, so sollten sie sich
doch wenigstens als Erzieher, die sie ja schließlich nicht nur
so nebenbei werden wollen, an Hand von „Runst und Iu-
gend" auf dem laufenden halten. Diejenigen aber, die
unserm Blatt untreu geworden sind, sollten von jedem
Amtsgenoffen, der mit ihnen persönlich oder dienstlich ver-
kehct, einmal auf die neuen probleme hingewiesen und
daran erinnert werdcn, daß nur aus sich selbst schüpfende
Genies verteufelt sclten und daß wir alle auf gegenseitige
Hilfe angewiesen sind.

Mindestens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger
als die Erfaffung der eigentlichen Zeichenlehrer aber ist die
der Amtsgenoffen an den Volksschulen. Es ist erstaunlich,
welch prächtige Talente an einigen Stellen als Rünst-
erzieher tätig sind und neben der Form auch den weg
;u ihr kennen. Sie und die Dozenten für bildnevische Er-
ziehung an den Hochschulen für Lehrerbildung sollten alles
einseyen, um den gewiß nicht kleinen Rreis der ihnen
persönlich erreichbaren Erzieher weitgehend ;u erfaffen.
Es ist ein Iammer ;u sehen, wie die meisten Volksschul-
lehrer immer noch auf dem „Talent"standpunkt stehen,
mit dem sie dann die Verpflichtung ;u jeder weiteren
Selbstbildung so bequem ablehnen können. Das Schicksal
und die sich auf das Bildnerische hin ausströmende Lebens-
kraft ihcer Schüler und Schülerinnen läßt sie kalt, wäh-
rend es sie andererseits wiedec ärgert, daß die Iugend
ihren eigenen weg geht und auf Heimabenden, im Lager

und auf Fahrt Dinge betreibt, die doch offensichtlich Sache
der Schule seien. Immerhin: die erste Bresche ist ge-
schlagen und damit der weg freigelegt. Mancher Volks«
schullehrer wird bestimmt ;ugreifen, wenn er erst einmal
erfährt, daß ihm auch für den Zeichenuntcrricht ein kundi-
ger Führer ;ur Verfügung steht.

Auf eine Anregung des Hauptschriftleiters hin soll nun
künftig in jedem Heft eine besondere Seite mit dem Litel
„Rur;berichte aus Zeichensaal und werk-
statt" erscheinen. Hier sollen die praktiker aller Schul-
arten ;u worte kommen und in anschaulicher Darstellung
ihre Erfahrungen auf diesem oder jenem Gebiete mitteilen.
Die Fragen be;iehen sich auf längere Arbeitsgänge, ein-
;elne Stundenbilder, neu ;u erprobende werkmittel, Zei-
chensaal- und werkstatteinrichtungen, aufschlußreiche Be-
obachtungen usw.

Um diese Bericht-Seite von vornherein richtig ;u ge-
stalten, halte sich jeder Amtsgenoffe an solgende Richt-
linien: vlicht über die Dinge reden, sie vielmehr als
solche beschreibend vorführen. Vhne Umschweife auf den
Rern der Sache losgehen. Rür;e mit Anschaulichkeit ver-
binden. Selbst Stichworte genügen oft, um den Gang
einer Arbeit logisch ab;uwickeln. Einige Dildbelege bei-
fügen, wenn im Regelfall auch nur einer ;um 2lusdruck
kommen kann.

Iede unfruchtbare polemik unterlaffen, falls die gleiche
Frage mal verschieden gelöst worden sein sollte. Ieder
sage positiv nur das, was er sür sich erfahren hat. Die
Amtsgenoffen, die die Berichte laufend versolgen, werden
ja schon aus eigener Rraft feststellen, wo sich die Anschau-
ungen berühren und wo und wieweit sie auseinandergehen.

Von der ^arbe im Runden

Von Gertrud Grunow-^amburg

wenn das Auge ein weilchen auf das weiße einer
weißen Fläche oder auf die Farbe einer farbigen Fläche
schaut, erscheint ihm das weiß oder die Farbe an der
Stelle, auf die es blickt, sehr bald intensiver leuch-
tend und die leuchtende Farbe beginnt sich in Rreis-
form bis;u einem bestimmten Maße aus;ubreiten. Blickt
das Auge in größerer Festigkeit, tritt die Farbe sofort
in dieser runden Form in Erscheinung. Der Durch-
schnitt des Rreises beträgt gewöhnlich i oder r cm je
nach der Ron;entration des blickenden Auges; er kann sehr
vergräßert werden, wenn man das Gesichtsfeld erweitert,
nur tritt mit der Vergrüßerung dann ;ugleich eine Min-
derung der Leuchtkrast der Farbe ein.

wenn wir nun das weiße oder cine Farbe nicht hin-
sichtlich ihrer Leuchtkraft in rundcr Erschei-
nungsform, sondern vornehmlich räumlich gc-
spannt„ ausgebreitet bis an die runde Gren;c
empfinden, verschwindet die Durchsichtigkeit und
die Farbe wird u n durchsichtig, ihre räumliche 2lrt
f l ä ch i g.

Betrachten wir jetzt einmal die Farbe in kreisrunder Aus-
breitung als einen Anhalt und eine räumliche Haltungs-
form, und betonen wir Eincs gegenüber dem Andern, und
;war die Farbe der runden Lorm gcgenüber! Die Farbcn
weiß, Gelb, Blau, Rot, die Mischungen Grün, Grünblau,
Rot- und Blauviolett, ferner Grau, Silber und Braun
sollen ein;eln innerhalb der runden Raumform mit dem
Auge in solcher wcise wieder und wieder erfaßt und
empfunden werden. Dadurch kon;cntriert sich jede Farbe
inncrhalb der runden Räumlichkeit und breitet sich dann
innerhalb des Runden in eigener Räuinlichkeitsform
aus. weiß bleibt wie biskcr in rundcr Form, Gelb cr-

scheint in liegender, flachlicher Ellipsenform, Rot in Rreu;-
form, Gelbrot in aufrechtftehender Ellipsenform, Blau
in quadratischer Form, die einfachen Mischungen Rotvio-
lett und Blauviolett breiten sich aus als auf der Spitze
stehendes Guadrat (bei Rotviolett in der Anschauung der
Form in Teilung oben und unten, bei Blauviolett in Tei-
lung links und rechts), Grün und Grünblau erscheinen in
Rhombusform, je in verschiedener Richtung, Silber und
Grau wieder in ;wei Rhombusformen unterschiedlicher
Richtung.

Versuchen wir nun jede der Farben in dieser cigenen
Räumlichkeitsform kon;entrisch ;u erleben. Das bedeutet
cine vertiefte Verinnerlichung. Mit dieser Ver-
innerlichung geht eine Zustandsvcränderung der Farbe ein-
her; sie verliert für das 2luge ihre Farbigkeit und resul-
tiert in einer Zuständlichkeit, in welchec sie für unser Gc-
fühl als Farbmaterial in Erscheinung tritt.

weiß - Tusche

Blau — Aquarell

Rot - <vel

Gelb — Firnis, Lack

Silber — Rreide, Rohle
Rotviolett — Por;ellan-Farbe
Blauviolctt — Glas-Farbe
Grünblau — Pastell-Farbc
Grün — Tinte
Grau — Druckerschwär;e

Braun — gewöhnliches Anstrcichmatcrial, oder,
in höherer Empfindungsweise, etwa
für Spritzarbeit verwandtes Material

Ai» Gefühl des Farbmaterials vermag der Mensch
wcnn cr genügend befähigt und lebendig ist, um den Ein
 
Annotationen