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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 3 ( März 1938)
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Böttcher, Robert: Reichslehrgang der Gausachbearbeiter für Kunsterziehung und Werkunterricht, 23. bis 29. Januar im Haus der Deutschen Erziehung, Bayreuth: Kunsterzieherische Ausrichtung im NS-Lehrerbund
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0050

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Zweiter Tag: r5. 2>anuariy;S.

Iver Sörensen: Bildnerische Erzichung
inderVolksschule.

Dcr Zeichen- und werkunterricht der Volksschule hat
die Ausgabe, die angcborene natürliche Bildsprache dcs
deutschen Rindes ;u erhalten und;u bereichern. Das bedeu-
tet keineswegs den Ver;icht auf Leistung, sondcrn crmög-
licht sie erst.

Die ehrlichen, bildnerischen Arbeiten des cinfachen Volks-
menschcn entsprcchen in ihrem Formenschay der alten dcut-
schcn Volkskunst. Das darf aber nicht da;uführen, künftlich
cine Volkskunst ;üchten ;u wollen. vielmchr kommt es
darauf an, den Schüler ;u befähigen, unbefangen in eige-
ner Bildsprache die Dinge seincr heutigen Umwclt aus-
;udrücken.

Eine Orientierung an den Raumproblemen der „hohen
Runst" hemmt die cigenwüchsige Sprachc des Rindes. Die
pcrspektive gehört deshalb nicht in die Volksschule.

In seiner eigenen Arbeit gewinnt der Schüler Ehrfurcht
vor dcn großen Leistungen unserer deutschen Runst. Er
erlcbt so dic hohe Rultur seiner Vorfahren aus früher
Vor;eit tief und nachhaltig. Der wandschmuck hat dcm
bildnerischrn Faffungsvermögen der Rinder Rechnung ;u
tragen.

Zeichnerische Aufgaben, die von andern Fächern aus
gestellt werden, lassen stch bci Förderung und pflege der
natürlichen Bildsprache klarer und anschaulicher lösen, als
cs sonst der Fall war. Es ist aber bei solchen Aufgaben
wohl ;u bedenken, daß die bildnerische Er;iehung ihre
cigene 2lufgabe hat, die von keinem andcren Fach gelöst
werden kann. Linear;eichnen als darstellende Geometrie
gehört nicht in den Zeichenunterricht.

Es ist auch nicht Aufgabe des Zeichenunterrichts, eine
möglichst große An;ahl von Dechniken ;u vermitteln. Im
Zeichnen wie im werkcn dicnt das jewcilige werkvcrfah-
rcn der Entfaltung des kindlichen Ausdrucks. Die pflege
dcr natürlichen Bildsprache führt ;u cinem vertieften Er-
lcbnis der Volksgemeinschaft. In allcn Altersstufen wcr-
den Gemeinschaftsarbeitcn möglich, die durch den sachlichen
Zwang der Arbeit jedem Ein;elnen seinen Platz ;uweisen.
Diese Gemeinschaftsarbeiten bilden eine der wertvollsten
cr;iehlichen Möglichkeiten, die wir besitzen.

Grö;ingcr, Stuttgart: Aufbau des werk-
unterrichts in der Volksschule.

(Durch Erläuterung des im Auftrag der Reichsamtslei-
tung des NSLB. von einer Rommission erarbcitctcn
Lehrplanes.)

wclches sind die L e i t g e d a n k cn -

I.Die Weltanschauung des Nationalso;ialismus muß
auch hiec Grundlage sein.

s) 2lufgabe der Volksschule: die deutsche Iugcnd ;ur
Teilnahme am Arbcits- und Rulturleben unscres
Volkes ;u befähigen (Rcichser;iehungsministerium).
b) Das Arbeitslcben verlangt eine ncue Arbeitsgcsin-
nung — Arbeit ist Dicnst am Volke.

r. Die fachlichcn Aufgaben: Bctrcuung allcr praktisch-
tcchnischcn Anlagcn des Rindes.

;. Das Lind in seiner Entwicklungsstufe. — praktische
Arbeit ist kindesgemäßer- d. h. „handgreiflich", sinn-
fällig, wirklichkeitsverbundcn. Daraus ergebcn stch
Ziel und weg.

Aunst- und werkschaffen sind wur;elmäßig verbunden,
werdcn darum in der Grundschule noch cinheitiich gcpflcgt.
Doch auf dcr Gbcrstufe der Volksschule dient der Runst-
unterricht vorwiegend der pflcge der bildnerischcn Rräfte,
der wcrkuntcrricht der pflege dcr praktisch-tcchnischen
Rräfte. Sie müffen abcr aus dcrsclben Grundhaltung hcr-
aus gcpflegt werdcn, aus der Gan;hcit dcs Schullcbcns
heraus dcn Stoff nehmen (Dic Gemeinschaftcn, >n dcncn

das Rind lebt — Haus«, Rlaffen-, Schul«, Dorf-, Volks-
gemeinschaft) und mitwirken ;ur gan;heitlichen Entwick-
lung des Schülers. Dies wird erlcichte.t durch den (in der
Xegel) einen Lehrer, der den Schüler in allen Lächern
unterrichtct.

Darum sind die ein;elnen 2lrbeitsfelder und Arbeits-
wcisen gleichwertig.

<v r ga n i s at o r i sch ist ;weistündiger pflichtunter-
richt im werken für jeden Schüler des 5.—S. Schuljahres
jcden Schulkörpers ;u fordern.

Der Lehrplan erscheint im Mär;heft des „Nati 0 nal-
s 0 ; i a l i s t i s ch e n B i l d u n g s w e s e n s".

Drittcr Tag: rö. Ianuar )y;S.

wilhelm Frantzen, Hannover:

Gcsamtaufbau der bildnerischen Er;ie-
hung a» der höheren Schule.

Frantzen entwickelte über;eugend, wie grade in der höhc-
ren Schule mit ihrer fachlichen 2lufgliederung die bildne-
rische Er;iehung eine wesentliche Missiön hat und in viel
höherem Maße und tieferen Sinne ;u ciner cchten Ron-
;entration bei;utragen vermag, als es noch oft gesehen
wird.

Dies Maß und dieser Sinn liegt bei der pflege dcs
anschaulichen Denkens und Schaffens! Nic
dürfe vergeffen werden, daß das anschaulichc Denken die
Grundlage auch des wiffenschaftlichen Denkens ist. 2luch
da, wo die bildnerischen Rräfte ;u eignen Leistungen ent-
wickelt und gefördert werden, ist der wert einer Führung
;u echter 2lnschauung in der Bindung an seelische und ras-
sische Grundhaltungen untrennbar von jeder Art höherer
Bildung.

2lnhand einer Lichtbildreihe wies Frantzcn die Unter-
schiede in der erreichbaren Entschiedcnhcit und Höhe dcr
anschaulichen Formgestaltung auf (vgl. da;u die Bildcr
in „Runst und Iugend", Heft 7/l§;7, S. )4S). In dec
Ausstellungshalle hatte Frantzen dcn Längsschnitt des Er-
reichbaren von der Sexta bis ;ur prima an den verschicdc-
nen Arbeitsgebieten vor Augen gerückt. —

was die Grundschule im Gestalten pflege, habe die
höhere Schule organisch fort;usetzcn. Im weitercn 2lufbau
werde immer noch die problematik der pubcrtäts;eit
überschätzt; cs läge allein an der Führung durch dcn Er-
;ieher und an scinem cignen Schaffcnsverhältnis ;ur
Natur, wcn hier Brüche aufträtcn odcr aber garnicht erst
;u ciner Gefahr werden.

Die Wcrkarbcit sei an das Gcstaltcn gebundcn, bedürfe
abcr, um an gan;en Rlaffen nutzbringend ihre so außer-
ordentlich wichtigen er;ieherischcn wcrte ;u entfaltcn,
cines besondcrcn platzcs im Schulplan! Von der werk-
arbeit aus erfolge ;ugleich dcr bedcutsame Schritt ;um
konstruktiven werk;eichnen.

Die Runstbetrachtung müffe von Anfang an in cngstcr
Vcrbindung mit dcm eignen Gcstaltcn der Schüler bc-
trieben wcrdcn. Sie sctze eine stcte Dcrcitschaft dcs Er;ic-
hers voraus: beste G.uellen;u kennen, bcreit ;u habcn und
;u nutzen. In der Obcrstufe müffe gelegentlich cinc sinn-
volle Nachgestaltung solchcr wcrke stattfinden, die dcr
bildnerischen Spannwcite dcr Iugcndlichcn gcmäß scicn.

Frantzcn hatte das Mögliche gctan, um in cincr knap-
pcn Zcitspannc allc cntschcidcnden Fragcn dcs llnterrichts-
aufbaus vor;ubringcn. Das Rapitcl Schriftgcstaltung, das
eigentlich da;ugchörtc, mußte wcgfallcn, da Meistcr Spit-
;cnpfeil für dics Gcbiet cigens cingesctzt ivordcn war.

(Frantzcns Vortrag wird — wic schon vcrmcrkt — cbcn-
falls im NS.-Bildungswcscii vcröffcntlicht).
 
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