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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 8 (August 1938)
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Walter, Fritz: Vom Werken in der Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0161

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ungsmittel und ;ur Anregung fur die einfache Arbeit viele
Stücke dieser Art erworben.

Unser Arbeitsverfahrcn bcstand darin, daß wir nun ähn-
liche, vott uns für unsere Zwecke abgewan-
delte Formen nicht von emem Studenten jeweils nach.
formen ließen, sondern in 2lrbeitsteilung ganze Serien
solcher Spielzeuge am „laufenden Band" herstellten. Ge-
normte Leisten.waren unser Materiah Schneidelade und
Feinsäge die Hauptwerkzcuge. So sägte in der Schneide-
lade der Erste für kleine wagen nur gleichlange Boden-
stücke; ein Zweiter rieb sic sauber auf einem Bogen Sand-
papier ab; ein Dritter schnitt Scheiben von einem Rund-
hol; für die Rädchen des wagens; ein Vierter färbte die
Ranten der Hölzer mit Beize usw„ bis schlicßlich alle Teil-
chen fertig waren und wiederum am „laufenden Band" in
praktischer Folge zusammengefügt wcrden konnten.

In gewiffen Zeitabständen mußten die Arbeitsplätze ge-
wechselt werden. Der Vorzug dicser Arbeitswcise lag darin,
daß die Studenten durch di: wiederholung eines Arbeits-
griffes Uebung in verschicdenen Grundtechniken erhielten.
2lls wir dann später auch vom einzelnen ein 2lrbeitsstück
gan; selbständig herstellen üeßen, zeigte sich, daß die saubere

2lrbeit des ersten Verfahrens sich nun auch auf die weiteren
2lrbeiten übertrug. Durch cigcne 2lbwandlungen entstan-
dcn schließlich auch neue Formcn.

Bezcichncnd war, daß nach der eigenen Herstcllung sol-
cher werkstücke das Antereffc für die Griginale plötzlich
sehr groß und der Blick für dic Schönheit ihrer Formcn
merklich sicherer wurde.

An Volksschulen wird man über die Anfcrtigung solcher
2lrbeitcn nicht weit hinauskommcn. Ach wciß abcr aus
cigcner Erfahrung an nür selbcr, wie schr solche 2lrbcitcn
sich scgcnsreich auswirkcn, wcnn man später darangcht,
größere Drcttcr, die man dann hobelt und sägt, zu eincr
großen 2lrbeit herzurichten. wcr in dcr Augcnd angchal-
tcn wurde, nur saubere und korrcktc Arbeit;u leisten, der
wird das zwangsläufig auch auf seine spätercn üeistungcn
übertragen. Schon bci wcitcren 2lrbeitcn in dcr Schule
kommen dcn Rindern dic aus diese wcise gewonnencn Fcr-
tigkciten zugutc.

Rein tcchnisch gcsehcn, handclt cs sich hicr um cine 2lr-
beitsweise, wie sic auch jcdcr Fachmann ausübcn würde.
Datsächlich kommcn bei ihm für solche llrbcitcn nur fcrtigc
Lcisten in Frage, die auch cr mit dcr Fcinsägc in dcr
Gchrlade zuschneidct.

Die umfassende Aufgabe der werkerziehung.

wir gingen aus von 2lrbeiten, die dem werkunterricht
aus dem Bereich der Feste und Fciern des Schullcbens
gegeben wurden. Damit zeigten wir die mehr künstlerisch
gerichtete Seite unserer Arbeit auf.

2lls Bildungs- und Erziehungsmittel wird die schasfcndc
werkarbcitauch die mehr „sachlich"gerichtete2lrbeitaufallen
Untcrrichtsgebieten durchzichen. Heimatkunde,Erdkunde,Ge-
schichte und Physik dürsten ohne die arbeitserziehcrischc
Form des werkschassens gar nicht mehr möglich sein. Sie
jst die crste Forderung einer volkstümlichen Bildung.

Es wäre durchaus denkbar, daß sich um den Bau des
Dorfmodells oder einer besondcren Hausform, der sich übcr
eincn ganzen winter hinzieht, die ganze Hcimatkunde in
ihrer Vielgliederigkeit entwickeln ließe.

Das brauchte nicht cinmal auf Rosten des Stofferwerbs
;u geschehen, der sich zwanglos aus dcr ganzen Arbeit er-
gibt und immer sofort in lcbendige Beziehung zur ganzcn
Aufgabe tritt. Zugleich aber würde jenec anschauliche Desitz
des echten Lebensgutes crworben, den wir volkstümlichc
Bildung nennen.

Einige praktische Hinweise und
R a t s ch l ä g e.

Diese Betrachtungen zum werkunterricht warcn für
solche Amtsgenoffen gedacht, die vor dem Anfang stehen.
Für sie sind noch folgende praktische Hinweise gedacht.

Das Leimen. Für Holzarbeiten ist heute nicht mehr
das Ansetzen von Rnochen- oder Lederleim erforderlich.
wir benutzen den Raltleim, der in pulverform erhält-
lich ist und schon ro Minuten nach 2lnsetzen mit einer glei-
chen Mcngc waffers brauchbar ist. Er hat allerdings den
plachtcil, daß er das Hol; färbt. llZoch einfacher und be-
quemer im Gebrauch ist dec stets fertige in Dosen erhält-
liche flüssige „R l e m a" - L e i m, der nicht färbt. Er ist
in jeder Lischlereibedarfs-Verkaussstclle;u erhalten. Tisch-
lerleim (Rnochen- oder auch Lederleim) muß 24 Stun-
den vor Gebrauch in waffer aufgeweicht werden. Die dann
gallertartig gequollcnen Stücke zerfließcn gan; im Leim-
tops. Dabei ist immer darauf ;u achten, daß das waffer
nicht aus dem wasserbad auskocht. Der angebrannte, stark
ricchende Leim verliert seinc Rlebsähigkeit! Mit Leim
kann man auch Pappe kleben. 2lls Rleister zum Papier-
kleben bewährt sich immer noch am besten Stärkckleister.
Die weizenstärkestückchen werden in ctwas kaltem waffer
aufgerührt; danach wird unter ständigem RUhren kochendes
wasser in 10- bis zyfacher Mcnge dazugegoffen. Um das
Sauerwerden des Rleisters;u verhütcn, setzt man etwas
Alaun oder Formalin hinzu.

Zum Bemalcn kleinerer Gegenstände eignen sich die
Decksarben gut, die heute in Schulmalkästen crhältlich sind.
Man kann, um Rosten ;u sparcn, auch dic Farbnäpfc losc
kaufcn und in Blechschächtelchcn aufhcben.

Größere Farbmengen rührt man sich mit Farbpul-
ver an. Den in waffer aufgelöstcn Farben wird entwcder
Tischlcrlcim oder ein käufliches Dindcmittcl bcigcgcben.
wenn das Farbpulvcr nach dcm Aufstrich nicht mchr färbt
und nicht abblättcrt, ist die Farbc brauchbar.

Zum Bemalen kleiner Holzgegcnstände kann man auch
die farbigcn „Braunschcn" wasserbcizcn bcnut-
zen. Schr wirkungsvoll ist oft nur das Färben cinigcr
Dcilstücke. An solchen Fällen empfichlt sich der Zusatz von
Rlcister ;u dcr Dcize. Dadurch wird das Auslaufcn dcr
Bcizc in die naturholzblcibcnden Deilc verhütct.

Dic für Bemalungen aller 2lrt sehr brauchbarcn pla-
katfarbcn wird sich nicht jcdc Schule crlaubcn könncn.

Das Lackicren niinmt dcn Arbcitcn oft vicl von ihrcm
mattfarbigcii Reiz. wenn cs aus Grttnden dcr Haltbarkcit
dennoch crforderlich ist, niuß die Grundsarbe gut dcckcnd
aufgetragcn scin. Gellacke sind dcm Spirituslack vorzu-
zichcn. Nlan kann sie auch auf wafferfarbcngründe strcichen.
 
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