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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 18.1938

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Heft 11 (November 1938)
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Schunck, Erika: Wir arbeiten Puppen für die Winterhilfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.28172#0221

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167

Ziel, Arbeiten für die winterhilfe ;u schaffen, konnte am
Montag sofort mit dem Gipsabguß begonnen werden. Die
Aopfhälften lcgten wir mit den Schnittseiten auf den
Tisch, nachdem der zu erwartenden Schmutzerei wegen
ringsherum alles gut mit Zeitungspapier abgedeckt wor-
dcn war. Nun wurde zuerst der Tonkopf sehr gewis-
senhaft mit Fctt bestrichen, damit sich der Ton später
gut von dem Gips löst. Dann wird in einem sauberen,
lceren Marmeladeeimerchen oder dergleichen ein nicht ;u
dicker Gipsbrei angerührt (erst waffer, dann Gips) und
über beide Formhälften gegoffen. Gleich danach wird
wieder Gips angerührt, diesmal ;u dickerem Brei, wieder
über die Formen gegoffen usf., bis ;wei Gipshügel ent-
standen sind, die gut die erhöhten Formen, wie Nase
usw-, bedecken müffen. Von der Tonform ist nun nichts
mehr ;u erkennen. Bei noch feuchtem Ton oder plastelin
läßt sich die in ungefähr r Stunden getrocknete Gipsform
leicht ablösen, ist die Grundform aber hart geworden, wie
jn unserm oben angeführten Falle, so muß man den harten
Tsn langsam und sehr vorsichtig aus der Gipsform heraus-
schlagen. Zum Glück gelang es uns diesmal, aber in Zukunft
nehmen wir nur nsch plastelin füc die Grundform. Das
Gipsnegativ läßt in diesem Zustand nicht recht erkennen, ob
derGuß gelungen und für die Herstellung vielerRöpfebrauch-
bar ist. wir gingen also am nächsten Morgen sehr neugie-
cig sofort an das Auskleben des Gipsnegativs, nachdem die
Form innen sorgfältig mit Schmierseife ausgepinselt wor-
den war. Die erste Schicht, die mit der Seife als Binde-
mittel in die Form geklcbt wird, besteht aus weißem Zei-
tungspapier, nämlich aus den Rändern der Zcitungen, die
wir als Streifen in die linke Hand nehmen, und von denen
wir je nach Gebrauch während des Rlebens kleinere oder
größere Stückchen abreißen. Bei dieser ersten weißen
Schicht müffen es recht kleine Stückchen sein, und ich gebe
diese Arbeit gern den jüngeren Schülerinnen, da kleine
Finger tiefer in die feinen Formen hineinkommen. Die
Rleinen sind stolz darauf, daß ihnen diese wichtige Aufgabe
zufällt, denn sie haben wie alle andern längst erkannt, daß
von der gewiffenhaften Ausführung gerade dieser ersten
Handgriffe das Gelingen des ganzen Ropfes abhängt.
Ueber diese erste Papierschicht wird erwärmter Tischler-
leim gestrichen, dann kommt eine Schicht aus Stückchen
bcdruckten Zeitungspapieres, dann immer abwechselnd Leim
und Papier, bis bei kleineren Röpfen S, bei größcren >o
Schichten eingelegt sind. Iede Lage Papier muß sorgfältig
mit dem Finger in die Form getriebcn werden, damit der
Ropf Haltbarkeit bekommt. An jedem Vormittag kann
man zwei bis drei Schichten einlegen, dann müffen Papier
und Leim zwölf Stunden trocknen.

Nun wird die Papierform, die jetzt stark wie Pappe ist,
aus der Gipsform herausgenommen, was nicht immer
gan; leicht geht, und die überstehenden Ränder werden mit
ciner Schere oder einem Mcffcr abgeschnitten, danach wer-
dcn bcide Ropshälften zusammengepaßt und mit weißen
Zcitungspapierstückchen und Leim aneinandergeklebt.

während dieser ganzen Arbeiten haben geschickte Schülc-
rinnen neue Rinderköpfe aus plastelin modelliert und dann
sclbst sofort den Gipsabguß gemacht. So haben wir im
Lauf der Zeit r4 Negative Für >r vcrschiedene Puppen-
köpfe crhalten, cs konnten also immer ganze Rlassen mit
dcm Auskleben der Formcn beschäftigt werden. Sind dann
»ichrere Röpfe zusammengeklebt, so werden sie an die Rin«
der verteilt, die sie ;u Hause gründlich mit Sandpapier
— zuerst gröberem, dann fcinem —, abreiben. Dabei ;u-
tage trctende häßliche Unregelmäßigkeiten werdcn dann
wicdcr in der Schule mit Papier und Leim ausgcglichen.

Das Bemalcn der Röpfe ist ctwas schwicrig, weil das
porösc Papier die Feuchtigkeit dcr Farbe sofort aufsaugt.
Dahcr muß sichcr und schncll ausgetragcn wcrdcn. wir
»chmcn Tubendcckwciß ;u unscrcn Farbcn aus den Schul-
»lalkästcn. Dic Farbcn vcrändcrn sich bcim Trockncn sehr,

photo: Schunck

Abb.Die Hampelmänner wurden wie die Puppen dem
WHW. ;ur Verfügung gestellt.

und der Schlußlack färbt die Röpfe gelblich, auf beides
muß also vorher Rücksicht genommen werden. Nur sehr
geschickte, ältere Schülerinnen können;u dieser Arbeit her-
angezogen werden, meist sind es primanerinnen. Plach der
Gesichts- und der Haarfarbe kommen die Däckchen, die
Augen und der Mund an die Reihe. Der dicke Gellack, der
den Ropf zwar sehr blank aber dafür auch die Farbe halt-
bar macht, muß sehr lange trocknen. Die Puppenköpfe
sind unzerbrechlich, müffen jedoch vor Feuchtigkeit geschützt
werden.

Inzwischen zeichneten wir einen einfachen VZormalschnitt
für den Rörper der Puppen. Als später verschieden großc
Röpfe modelliert wurden, mußte unser Schnitt je nach
Bedarf >—; cm größer geschnitten werden, dadurch gelang
cs uns, einigermaßen gut gewachsene Puppenkinder zu bil-
den. Die Schnitte wurden dann aus Neffel odcr irgend-
cinen fleischfarbenähnlichen Stoff gelegt und nachgeschnit-
tcn, die Nähtc ;u Hause mit der Maschine genäht und dann
kam die schwierige Arbeit des Stopfens der cinzelnen For-
men. Sägemehl ist als Füllmatcrial unerwünscht. Man
dcnke sich cinc Puppe, die, vor lautcr Licbe angcnagt,
ihren Sägemehlinhalt über die ganze wohnung ergicßt!
Damit unsere Puppcn in solchem Falle nicht Anlaß ;u
Tränen gcbcn, nehmen wir fcinere Holzwolle als Füllung,
die für diesen Zwcck gan; bcsonders gut geeignet ist. Zcc-
schnittenc Flicken sind auch verwcndbar, machen aber die
Puppen sehr schwer. Die Füße müffen cingenähte Sohlcn
haben, damit die Puppen auch stchcn können. Gbcn am
Hals wird der Stoff offcn gelaffen und an dcn Rändcrn
umgcnäht. Ein ciugcführtes Bändchen hält, zusammcnge-
zogcn, den in dic Gcfsnung gcstccktcn Ropf fcst. Die Rlei-
dung dcr Puppcn macht kcinerlci Schwicrigkcitcn, denn
welches richtigc Ulädchcn könnte kcine Puppcnklcidcr
nähein Auch altc Puppcnklcidcr findcn perwendung, ja,
 
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