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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0163

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Sammlungen und Ausstellungen,

322

321

von Heereman-Zuydwyk, S, der Abgeordnete v. Kehler, 6. der
Abgeordnete Graf v. Kleist-Schmenzin, 7. der Abgeordnete
Loewe, 8. der Abgeordnete Fürst v. Pleß. 6. Als Sach-
verständige: 1. Der königliche Geheime Baurat F. Adler
aus Berlin, 2. der königl. Oberbaurat Egle aus Stuttgart,
Z. der Architekt Martin Haller aus Hamburg, 4. der königl,
Oberbaurat G. v. Neureuther aus München, S. der königl.
Oberhofbaurat Persius aus Berlin, 6. der kaiserl. königl.
Oberbaurat Fr. Schmidt aus Wien, 7. der königl, Baurat
Statz aus Köln, 8. Der Direktor der Akademie der bildenden
Kiiiiste Anton v. Werner aus Berlin. — Es ist vorbehalten,
sür den Fall der Verhinderung einzelner Mitglieder Ersatz-
männer einzuberufen.

Sammlungen und Ausstellungen.

ikAt. Münchener Kunstverein. Ende gut, alles gut,
konnte manwohl sagen, als Meister Grützner zum Schlusse
der Ausstellungen vor der Verlosung noch ein figurenreiches
Bild „Bauernkomödie" einschickte. Es handelt sich um eine
sogen. Schmiere, die auf ihrer Wanderschaft ein oberbayeri-
sches Dorfwirtshaus zum Musentempel umgestaltet. Die
Gesellschaft ist zahlreich genug, um Ritterstücke geben zu
können, deren Zugkraft außer Frage steht. Und das heutige
Stück mutz um so wirksamer sein, als es im fernen Polen spielt
und eine der Hauptrollen einem Bären zufällt, der eben
Toilette macht. Die Hauptgruppe der hinter den Kulissen
spielenden Scene bildet eine junge Dame in pelzbesetzter
purpurroter Kasawaika, die mit zwei Bauernburschen kokettirt.
Daneben sitzt ein Pärchen auf einem Koffer und hält die
weibliche Hälfts, eine aus Lumpen zusammen gestoppelte
Puppe, auf dem Schotze, die bestimmt ist, von dem Bären
zerrissen zu werden Hinter ihnen wird eine dritte, nur halb-
bekleidete Aktrice sichtbar, während vor ihncn einer der
Künstler in einem mageren Koffer kramt, der einen Einblick
in die Garderobe der Gesellschaft gestattet. Weiter nach rechts
exskutiren ein paar schon in Helm und Panzer steckende
Bühnenmitglieder im Verein mit etlichen Dorfmusikanten
die Jntroduktion. Die „Bauernkomödie" zählt entschieden
sowohl nach Erfindung und Komposition als auch nach
koloristischer Durchbildung zu den besten Arbeiten des be-
rühmten Humoristen. —Brelings „Soldtag" versetzt uns in
den 30jährigen Krieg und erinnert in Anordnung und
Technik lebhaft an Wouwerman, ohne jedoch das Produkt
einer unselbständigen Phantasie zu sein. — Die „Polnischen
Juden in der Synagoge" von Kozakiewicz sind als eine
Meisterleistung zu bezeichnen und zwar nicht blos wegen des
trefflichen Aufbaues der Gruppe und der brillanten an Rem-
brandt erinnernden Technik, sondern auch wegen der feinen
Charakteristik, mit der die religiöse Ekstase geschildert ist.
O. Sinding zeigt uns ein „Leicksenbegängnis in den Lofoten"
mit ihren beschneiten, wild zerklüfteten Bergen — ein Bild
ebenso wahr wis poetisch empfunden. Zwei Tierbilder von
Herm. Baisch brachten den hochverdienten Künstler neuerlich
in Erinnerung, dessen Abgang von München als ein schwerer
Verlust bezeichnet werden darf. Der „Morgen auf der Alm"
srinnert im Aufbaue an die Art und Weise Rud. Kollers
und zeigt uns einige Rinder in jener behaglichen Ruhe,
welche das Tierbild als ein Jdyll in Farben erscheinen läßt
Der Maler sührt uns auf ein hochgelegenes Alpenterrain,
auf dem nur das Dach einer Sennhütte auf die Nähe von
Menschen hindeutet. Aber die hohe Lage schlietzt nicht aus,
datz aus dem Erdreich zwischen den Kalkblöcken die seltensten
Pflanzen sprießen, deren Darstellung Baisch kaum geringere
Aufmerksamkeit zugewendet hat, als den Tieren. Die gleiche
Ruhe herrscht auf dem zweiten kleineren Bilde, nur ist hier
der Schauplatz ein anderer, er erinnert lebhaft an die holländi-
schen Niederungen, — G. v, Maffei's „Wackere Kämpfer"
sind drei Dachshunde, die einen alten Dachs aufgespürt haben
und ihn, nachdem sie ihn aus seinem Bau ans Tageslicht
getrieben, mit vereinten Kräften zu überwältigen suchen,
Aber die Sache geht nicht so leicht: im heitzen Kampfe ist die
Gruppe an einem Überhange angelangt, und einer der Hunde
der, von dem Dachse gedrängt, demselben zu nahe gekommen
ist, stürzt kopfüber in die Tiefe, die sich vom Standpunkte
des Beschauers nicht überschauen läßt. H. Langs „Augen-
blicks-Skizzen", möcht' ich sagen, aus denManövern bayerischer

Truppen aus dem Lechfelde und aus dem Kriege von 1870—7l
wirken packend durch die Unmittelbarkeit der Wiedergabe des
Moments und durch die staunenswerte Sicherheit der Stift-
sührung.

l?. 8. Zn der permanenten Ausstellung dcs Wiener
Künstlerhauses gelangten kurz vor Schluß noch Franz von
Pausingers interessante Kartonskizzen nach Motiven einer
Orientreise, welche der Künstler im Gesolge des Kronprinzen
von Österreich mitgemacht hatte, zur Besichtigung. Dis mit
slotter, sicherer Hand ausgeführten Blätter erntsten allge-
meinen Beifall. Ganz abgesehen von dem im voraus wohl-
wollenden Jnteresse, welches das Publikum allen Publika-
tionen entgegenbringt, die in Beziehung zu dieser Reise stehen,
verdienen die Skizzen Pausingers die wärmste Anerkennung.
Auffassung und Zeichnung sind trefflich, einzelne Kartous
geradezu vorzüglich. So die „Fischer am Menzalßh-See",
die „Ruinen in Karnak", der „Aufbruch des Lagers in Abd
el Kader" u. v. a, Überall zeigt sich dieselbe Gestaltungs-
kraft, die Gabe, Stimmung und Kolorit des Momentes festzu-
halten, — Unter den letzten zur Ausstellung gelangten Bildern
befindet sich auch ein charakteristisch behandelter „Brunnen
bei Bethanien" von Ludwig Hans Fischer, — Das Haus
schließt sich jetzt, um im April seine Thore der „Jnternatio-
nalen Ausstellung" zu öffnen, Hoffen wir, daß das künst-
lerische Ergebnis derselben dem finanziellen gleichkommen
möge!

I?, 0, 8, Kunstausstcllung in Rom. Dem Reglement für
die im Dezember dieses Jahres zu eröffnende Kunstaus-
stellung, zu welcher auch die ausländischen Künstler geladen
find und mit welcher gleichzeitig ein sich mit technischen wie
kunstgeschichtlichen Fragen beschäftigender Künstlerkongreß
verbunden sein wird, entnehmen wir folgende Bestimmungen:
Die Ausstellung umfaßt Gemälde in Öl, Aquarell, Tempera
u.s.w., auch Majoliksn, Porzellan,Glas — Skulpturen in Mar-
mor, in hartem Stein, Gips, Terrakotta, Holz, Metall u, s, w.,
mit Einschluß des Ornamentalen, ferner Architektur, Zeich-
nungen und Modelle von künstlerischen Projekten, architekto-
uische Dekorationen, Restaurationen von Monumenten und
Gebäuden, Grabstichelarbeiten jeden Genres, desgleichen Zeich-
nungen und überhaupt Werke, welche der Malerei, Skulptur
und Architektur verwandten Künsten angehören. Es werden
nur Originalwerke, im letzten Dezennium gefertigt, zugelassen,
welche noch auf keiner Äusstellung figurirt haben, und die
zulässige Znhl für den einzelnen Künstler ist auf fünf be-
schränkt, Die Aussteller haben Gemälde, Zeichnungen u. s. w,
entsprechend einzurahmen, krummlinige oder vieleckige Rah-
men auf rechtwinkligen Tafeln zu befestigen und für Vitrinen
und Piedestale zu ihren Werken selbst zu sorgen. Von der
Ausstellung ausgeschlossen sind Kopien, es sei denn, datz sie
mit anderen Mitteln als denjenigen, mit welchen das Original
gefertigt wurde, hergestellt sind oder daß sie durch besondere
Eigenschasten glänzen, ferner Werke, welche gegen Kunst oder
Moral verstoßen, Bis Mai sind die betreffenden Sachen
anzumelden und zwar anzugeben: Bischaffenheit, Dimensionen
lbeanspruchte Mauerfläche für die Gemälde u. s, w. — bei
Statuen Raum fur das Piedestal und Totalhöhe), Gegen-
stand, Name, Vaterland und Domizil der Autoren (Daten,
wann dieselben gestorben) wie des eventuellen Repräsentanten
in Rom und Namen des Eigentümers, wenn das Öbjekt im
Privatbesitz rc., sowie Notizen über seins Verkäuflichkeit. Der
Äutor hat die Hin- und Rückfracht seiner Ausstellungsobjekte
zu tragen, deren Annahme unterm 1. bis 15, Oktober durch
eine 24gliederige Kommission geregelt wird, in welche aus-
ländische Künstler gleicher Nationalität, sobald ihre Zahl fünf
übersteigt, einsn Repräsentantsn stellen können, welchen die
in Rom residirende nationals Kunstakademie oder die resp.
Gesandtschaften ernennen. Die Arbeiten bleiben sür die ganze
Dauer der Ausstellung deponirt und müssen 30 Tage nach
Schlutz derselben zurückgezogen werden, da nach diesem Ter-
mine das Komits keine weitere Haftbarkeit übernimmt. Die
Dauer der Ausstellung ist mindestens auf zwei bis drei
Monate festgestellt. Jnteressenten müssen wir sür weitere
Einzelheiten auf das rsAolainsnto selbst verweisen.

n. Das Leipziger Museum hat seine Gemitldesammlung
abermals um ein wertvolles und interessantes Werk per-
mehrt, iudem es den „Falkensteiner Ritt" von Moritz v
Schwind für 13000 Mk. ankaufte.
 
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