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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 17.1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.5808#0326

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647

Kunsthiftorisches

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Plastischen Ausschmückung der neuerbauten Kirche Saint-
Augustin betraut, ivo die Hochreliefgestalten Christi und der
zwöls Apostel in der Galerie über den Eingangsarkaden der
Fassade seinWerk sind; im solgendsuJahre schuf er dieStatuen
des „Schutzes" und der „Strafe" für zwei der Fassadennischen
des neuen Justizpalastes, im Jahre t889 die Gruppe der „Lyri-
schen Poesie" an der Fassade der neuen Oper und I87-I die der
„Nacht" für den Square der Avenue de bObservatoire. Wenn
Jouffroy schon von allem Anfang her sich durchaus dem Vor-
bilde der Antike hingegeben hatte und selbst in seinen Jugend-
werken nis recht eine gewisse akademische Formenstrenge zu
Gunsten der geistigen Belebung hatte überwinden können,
so zeigen gerads diese seiue letzten größeren Arbeiten in ihrer
strengen Konzeption und korrekt kühlen Ausführung die eben-
erwähnten Grenzen seiner künstlerischen Begabung in noch
stärkerem Maße. Jouffroy hatte schon im Jahre 1843 den
Orden der Ehrenlegion, 1861 das Offizierskreuz erlangt und
war 1857 an Stelle des Bildhauers Simart in die Akademie
der schönen Künsts aufgenommen worden. Seit 1863 leitete
er neben seinem noch ältern Kollegen Aug. Dumont und
neben Cavelier eines der Schulateliers sür Skulptur an der
Lools äss döuux-urts und hat sich in dieser Stellung um
die heutige Generation der französischen Bildhauer hervor-
ragende Verdienste erworben, indem nicht blos ein großer
Teil der Stilisten unter ihnen, sondern auch mehrere be-
deutende Realisten, wis Falguiere, Mercis', Gauthier, aus
seiner Schule hervorgegangen sind. 6. v. 1?.

«- Vincenz Kaßler, ein geschätzter Wiener Jllustrations-
zeichner, besonders beliebt als treuer Schilderer festlichsr
Momente und charakteristisch aufgefaßter Lokalfiguren, ist in
Wien am 22. Juli im Alter von 58 Jahren gestorben.
Katzler erfreute sich auch außerhalb Österreichs dürch seine
Beiträge zuillustrirten Zeitungen weitreichender Anerkennung.

Aunsthistorisches.

6. v. I?. Über eine interessante Entdeckunq hat Eug.Müntz
jüngst in der Kooisbs äos untüguuirös ciö l?runoö berichtet.
Es handelt sich um das Grabdenkmal Papst Bene-
djikts XII. (f 1342) im Dom zu Avignon. Es wiederholt
dieses im allgemeinen jenen Typus, wie ihn die italienische
Gotik geschasfen, und wie er etwa in dem Wandgrab Bene-
dikts XI. (f 1304) von Giovanni Pisano in S. Domenico
zu Perugia in reichster Weise verkörpert erscheint. Unter
einem von Säulen getragenen, fialenbekrönten Baldachin
ruht die Gestalt des Toten auf einem Sarkophag. Der ge- !
nannte Gelehrte ist bei Gelegenheit seiner Forschungen über
die Geschichte der Kunst am päpstlichen Hofe im vatikanischen
Archive auf Dokumente aus den Jahren 1342 und 1343 ge- !
gestoßen, in denen die Ausgaben für das Grabmal Bsne-
dikts XII. verrechnet werden und aus denen erhellt, daß es
das Werk eines bisher ganz unbekannten Pariser Bildhauers, !
Meisters Jean Lavenier ist. Es dient dies als neuer Beleg j
für die Thatsache, daß — während die Maler, deren sich die
avignonischen Päpste zur Ausschmückung ihrer Rssidenz be-
dienten, fast ohne Ausnahme Jtaliener wareu — zu den
architektonischen und plafiischen Arbeiten zumeist Einheimische i
verwendet werden konnten, wie ja thatsächlich iusbesondere
die französische Skulptur der italienischen im 13. Jahrhundert !
und bis um die Wende des 14. überlegen war, — Zeuge i
dessen sind die großen Bildercyklen der franzöfisch-gotischen
Kathedralen.

« Eincs dcr vornchmste» Denkmälcr deurschen Kunst-
handwerks aus der Frühzeit des 17. Jahrhunderts verbirgt
sich, im Verhältnis zu seinem hohen Wert viel zu wenig be-
kannt, in dem jetzt als Kaserne benutzten ehemaligen Residenz-
schloß in Schleswig. Es ist die im Jahrs 1613 an der
Nordseits der Schloßkapelle in der Höhe der umlaufenden
Emporen hergerichtete, gsgen die Kapelle ebenso wie nach außen
hin abgsschlossene herzogliche Loge oder „Betftube". Mit
den Täfelungen der Decks und der Wände, mit ihren kunst-
vollen Schnitzereien und eingelegten Füllungen bildet sie
eines der wenigen, uns noch in Deutschland erhaltenen der-
artigen Jnterieurs der Renaissancezeit und überdies eines
von vollendet schöner und edler Arbeit. Geraume Zeit hin-
durch völlig vernachlässigt, wird diese Loge jetzt auf Veran-

lassung des preußischen Kultusministeriums, das die er-
forderlichenMittel bewilligte, der längst schon wünschenswerten
sorgfältigen Restauration unterzogen, mit deren Ausführung
die hierzu berufenste Kraft, der Bildhauer Heinrich S auer-
mann aus dem benachbarten Flensburg betraut wurde. Er
hat sich durch seine hervorragende Beteiligung bei einer der
letzten kunstgewerblichen Konkurrenzen um Staatspreise, durch
die Anfertigung der schönen, eichengeschnitzten Truhe für das
dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm von den schleswig-
holsteinischen Frauen als Hochzeitsgeschenk dargebrachte Tafsl-
gedeck und besonders auch durch tadellos gelungene Nach-
bildungen älterer Stücke, wie sis unter ander» das Berliner
Kunstgewerbemuseum in einer von ihm herrührenden Kopie
des berühmten Susannenschrankes aus dem Thaulongmuseum
zu Kiel besitzt, in weiten Kreisen als ein so ausgezeichneter
Meister bekannt gemacht, daß man von ihm die denkbar vor-
züglichste Leistung erwarten darf. Bedauerlich bleibt es nur,
daß die kostbare Loge auch nach der Restauration ebenso wie
bisher in einem als Kaserne dienenden Gebäude einer
dauernden Gefährdung ausgesetzt sein wird. Für ihre sichere
Erhaltung wäre erst dann vollständig gesorgt, wenn sie ent-
weder — wogegen man sich in Schleswig begreiflicherweise
so viel wie möglich sträubt — aus dem Schloß entfernt würde
oder aber letzteres eine wesentlich andere als die gegenwärtige
Bestimmung erhielte. (Tägl. Rundsch.)

Ein umfangreicher Fund römischer Bronzen ist in
Angleur bei Lüttich gemacht worden. Ein Arbeiter stieß
beim Aufgrabeu des BodenS in dsr Tiefe von 50—60 oni
auf ungefähr 20 Stück antike Bronzen; darunter'finden sich
zwei Frauenstatuetten, die Statuetts eines nackten Jüng-
lings, welcher die Arme zumHimmel emporstreckt, drei Hermen,
Röhren u. s. w. Die Mehrzahl der Fundstücke sind mit vor-
trefflicher Patina bedeckt und vorzüglich erhalten; einzelne
der Statuetten sind von ausgezeichneter Arbeit, so daß man
fte direkt den pompejanischen Bronzen an die Seite stellen
kann; diese sind ohne Zweifel aus Jtalien importirte; andere
sind vo» geringer, fast roh zu nennender Arbeit, jedenfalls
Ware, die im Lanve selbst fabrizirt worden ist. Wegen Ler
aufgefundenen Röhren denkt man, daß die Statuetten ur-
sprünglich zur Verzierung einer Fontäne in einer römischen
Villa bestimmt waren.

Auf dem Nimrud-Dagh, einem Berge Kleinasiens
unweit Genger, an den Grenzen Kurdistans, war von dem
Jngenieur Sester ein Monument entdeckt wordsn, zu dessen
näherer Erforschung derselbe mit dem vr. Puchstein von
Seiten der königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin vor
einigen Monaten entsendet worden war. Nach Mitteilungen,
welche Direktor Conze kürzlich der Akademie gemacht hat,
haben die Reisenden bei ihrem ersten Besuche der ungünsti-
gen Witterung wegen nur kurze Zeit auf dem Nimrud-Dagh
verweilen können. Doch konnte Herr P. feststellen, daß das
auf dem Gipfel eines Berges gelegene Monument, ein hoher
Hügel aus kleinen Steinen, mit Kolossalstatuen, Reliefs und
griechischen Jnschriften, der kommagenischen Dynastie im letz-
ten Jahrhundert v. Chr. angehören wird, deren Mitglied,
ein König Antiochos, in den Jnschriften erwähnt wird. Die
beiden Herren waren beim Abgang des Berichtes im Be-
griffe nach Nimrud-Dagh zurückzukehren und die Unter-
suchung gründlich zu Ende zu führen.

Ausgrabung des Tempels der Diana von Ephesus.
Unter dem Vorsitze des Lordmajors von London fand am
24. Juli eine Versammlung statt, welche den Zweck hatte,
für die kürzlich von Mr. Wood in Ephesus gemachten neuen
Erforschungen die öffentliche Unterstützung anzurufen. Mr.
Wood erklärte durch Pläne und Diagramme, wie der Tem-
pel der Diana ursprünglich geformt war, und welche antiken
Schätze man noch ans Tageslicht fördern könnte, wenn die
Ausgrabungen zu Ende geführt würden. Gleichzeitig lenkte
er die Ausmerksamkeit der Versammelten auf einige sehr
schöne Skulpturen und Säulenreste, die bereits im britischen
Museum ausgestellt sind. Um noch weitere kostbare Reliquien
der griechischen Architektur den bereits gemachten Erwer-
bungen hinzuzufügen, seien etwa 5000 Pfd. St. erforderlich.
Die Versammlung schloß mit der einstimmigen Annahme des
von Professor Newton gemachten Vorschlages, sofort zu die-
sem Zwecke eine öffentliche Subskriptionsliste aufzulegen.
Wood hat bekanntlich im Jahre 1871 nach zwölsjährigerArbeit
 
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