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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Oktoberheft
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Neue Kunstbücher / Kleine Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0056

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Kuntfaukttoneru

Bectin.

Die Berliner Auktionssaison setzte in diesem Jahre bei
Lepke bereits am 18. September ein. Trotz den mißlichen wirt-
schaftlichen Zuständen, die naturgemäß auch auf den Kunstmarkt
abfärben, war diese Versteigerung, in der a 11 e B i 1 d e r zum
Ausgebot kamen, sehr gut besucht. Es ging zwar nicht um be-
sondere Qualitäten, aber immerhin um eine ganze Keilie vorzüg-
licher Stiicke, unter denen sich einige Bilder aus den Beständen
der Hamburger Kunsthalle befanden. Gerade diese
Bilder erzielten Preise, die über den Friedenspreisen standen. Am
Tage der Auktion war eine Milliarde Papiermark
gleich zwanzig G o 1 d m a r k. Da nun die Hauptstücke der Ham-
burger Reihe, zwei Bilder von A. van Nieulandt (1587 bis
1658) „Der Raub d er Proserpina“ und „Raub der Europa“ zu-
sammen 26U Milliarden Papiermark ergaben, darf wohl von einem
Preise gesprochen werden, der iiber den Weltmarktpreisen fiir
derlei Werke stand. Von den Italienern der Serie (17. u. 18. Jahr-
hundert) wurde ein G. F. R o m a n e 11 i für 22xh Milliarden ver-
kauft, ein Francesco Fontebasso (1709—1769) —„Bcfreiung
Petri aus dem Kerker“, einst in der Sammlung Stumm — für
5 400 000 000 Papiermärk. Übcr Fontebasso ist iibrigens soeben
eine ausfiihrliche reich illustrierte Studie von Hermann V o s s
(vom Kaiser Friedrich Museum) im Band III von Donath’s „Jahr-
buch fiir Kunstsammler“ erschienen.

Die zweite große Auktion, die Lepke veranstaltet und die am
9. Oktober begonnen hat, machte bereits wieder den Eindruck
einer internationalen Auktion. Denn in dieser Versteigerung,
welche Antiquitäten, vornehmlich ostasiatische Textilien,
China-Keramik usw. sowie zum Teil die W a f f e n aus der Samm-
lung Prof. Doepler d. J. t brachte, war bereits der auslän-
dische Kunsthandel vertreten. Heute sei bloß erwähnt,, daß
einzelne China-Porzellane der Kanghi-Zeit zu Preisen bewertet
wurden, deren Höhe mitunter den Vorkriegspreisen nahekam und
diese dann auch etwas überstieg. Am ersten Tage der Verstei-
gerung war eine Milliargle Papiermark allerdings bloß rund fünf
Goldmark wert, am zweiten Tage etwa drei Goldmark, am dritten
etwas iiber eine Goldmark. Uber die Einzelergebnisse der Auktion
wird noch ausfiihrlicher zu sprechen sein.

peank.fuEt a. M-

An der ersten Auktion m o d e r n e r B i 1 d e r, die am
25. September bei Rudolf B a n g e 1 vor sich ging, beteiligte sich
auch der a u s 1 ä n d i s c h e Kunsthandel in lebhaftem Bietkampf.
Es war ein schöner Erfolg. Den relativ höchsten Preis trug eine
Campagna-Landschaft von Corot davon; sie erzielte 24Ü Mil-
liarden. „Am Seeufer“ von Courbet ging auf 100 Milliarden
und den gleichen Preis erreichte ein kleiner Liebermann (auf
Holz) „Weberei“. 160 Milliarden bot man für Thoma, 80 Mil-
liarden für einen Albert v. K e 11 e r (Badende Odaliske), 72 Mil-
liarden fiir einen Anton B u r g e r, 45 Milliarden für einen

Schönleber, 42 Milliarden für einen Defregger. Be-
merkenswert scheint uns noch, daß ein Bild „Donauschiffszug“ von
Johann Adam Klein, dem 1875 verstorbenen Nürnberger Maler,
mit 100 Milliarden bezahlt wurde.

LÜicn.

Das Dorotheum versteigert am 29. und 30. Oktober die
große, an überaus wertvollen Stiicken reiche, Joseph Freiherr von
Dietrich’sche Waffensammlung aus Schloß Feistritz
am Wechsel. Hofrat Dr. Camillo L i s t, der ehemalige Direktor
der Waffensammlung des Kunsthistorischen Staatsmuseums in
Wien schrieb das Vorwort iiir den vorzüglich illustrierten Katalog,
der iiber 316 Stücke aufzählt, darunter kostbare komplette Riistun-
gen, Kettenpanzer, Stangenwaffen, Helme usw. Der größte Teil
dieser Waffensammlung stammt aus dem Niirnberger Zeughause.
Hofrat List weist mit Recht darauf hin, daß schon seit langem

keine Waffenauktion war, die eine solche Reichhaltigkeit an guten
Objekten aufwies.

Vom 26. bis 28. November wird sodann im Dorotheum
die Dietrich’sche Kunstsammlung aus Schloß Feistritz versteigert.
Neben Gemälden, Gobelins, Möbeln, Petit-Point-Garnituren des

17. Jahrhunderts kommen Gläser, Porzellane und Bronzen in hoher
Qualität zum Verkauf. Ein kostbares Potsdamer Glas dieser
Sammlung publiziert Prof. Dr. E. W. B r a u n , der Direktor des
Landesmuseums in Troppau (Tschechoslovakische Republik) im
vorliegenden Hefte des „Kunstwanderers“.

Kunßausücltungen*

Auffci(cbung des OcECtns BccÜncc Künltlcp,

Aus Künstlerkreisen ging dem „Kunstwanderer“ die Nachricht
zu, daß jetzt im Verein Berliner Kiinstler Kräfte am Werke sind, die
ernst dahinstreben, den Verein aufzufrischen. Wir haben uns nun
an Franz Martin Lünstroth, der in der Reihe der jüngeren
Maler des Vereins wiederholt lebhafte Aufmerksamkeit erregte, mit
der Bitte gewendet, im „Kunstwanderer“ iiber die neuen Ziele
seiner Künstlergemeinschaft zu sprechen. Lünstroth schreibt uns:
Jede Vereinigung von Malern und Bildhauern, sofern sie kiinst-
lerische Ziele verfolgt und Jahrzehnte besteht, läuft Gefahr vor-
iibergehend zu stagnieren. Das zeigt sich deutlich am Verein
Berliner Künstler. der bei seiner Griindung, an der noch Menzel
teil hatte, etwas bedeutete, seit Jahren aber ins Hintertreffen ge-
raten ist. Die Griinde, die dazu fiihrten, hier zu untersuchen wiirde
zu weit fiihren und für die Öffentlichkeit kaum von Interesse sein;
aber vielleicht interessiert es den einen oder den anderen Kunst-
freund zu erfahren, daß auch in diesem Verein sich frische Kräfte
regen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, der Künstlervereinigung
in der Bellevuestraße die Stellung zurückzuerobern, die sie bei
ihrer Griindung innehatte und lange zu behaupten vermochte.

Der einzige Weg, auf dem diese Wiederbelebung möglich
werden könnte, ist natürlich nur die künstlerische Repräsentation.
Hier soll auch der Hebel angesetzt werden und daher hat sich
innerhalb des Vereins aus den jüngeren Malern und Bildhauern eine
Arbeitsgemeinschaft gebildet, welche zunächst die zur Verfügung
stehenden Ausstellungsräume — der Schwere der Zeit zum
Trotz — neu herrichtete, um in ihnen mit einer ausgesprochenen
Qualitätsausstellung vor die Öffentlichkeit zu treten. Professor
Paul Plontke, Maler Herbert Arnold und Bildhauer Plazceck, zu
diesem Zweck gewählt, werden diese Ausstellung juryrieren und
einrichten, wobei sie die Absicht verfolgen von den Mitgliedern
des Vereins nur Arbeiten zu zeigen, die aus wahrhaft künstle-
rischen Grtinden entstanden sind. Aus dieser Absicht ergibt sich
schon, daß nicht etwa nur „moderne“ Arbeiten gemeint sind,
sondern schlechtweg Arbeiten jeder Richtung, so wie sie etwas
bedeuten und eine künstlerische Problemstellung verraten.

Gelingt dieser erste Versuch, so werden weitere Taten mit
weiteren Zielen folgen, wobei die Arbeitsgemeinschaft des Ver-
cins und mit ihr der ganze Verein Berliner Künstler sich der
Hoffnung hingibt, in absehbarer Zeit wieder das zu werden, was
der Name des Vereins bedeutet.

Franz Martin Lünstroth.

Die Euphorion Kunstausstellung eröffnete am
6. Okt. 1923 eine Ausstellung von Gemälden: Siegfried Sebba,
Darmstädter Realkubisten (E. Freund-Fischer, Philipp Pfeifer, Ger-
hard Prangel), sowie Graphik von A; W. Dressler, Leipzig.

Bau^en.

Der Kunstverein veranstaltete im Stadtmuseum eine
Ausstellung alter Bücher und Einbände des 15. bis

18. Jahrhunderts aus den Bestnäden der von Gersdorff-
Weicha’schen Stiftsbibliothek. Außer einzelnen
Handschriften und seltenen Inkunabeln — darunter eine 1497 in
Venedig erschienene lateinische Bibel — liegt eine stattliche An-

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