Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 5./6.1923/24
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0112
DOI Heft:
1./2. Dezemberheft
DOI Artikel:Schottmüller, Frida: Italienische Möbel
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Felder und die feinen, stark schattenden Horizontal-
Leisten betont. Die Rosetten aus Palmettenblättern
kommen, vielfach variiert, an Florentiner Möbeln um
1550 vor; und ebenso spricht der ganze Aufbau ftir
solche Herkunft und Datierung.
gewählt worden ist. Der Stilzusammenhang von Stein-
und Holzarbeit ist hier besonders deutlich.
Viel jüngeren Datums als die Truhe ist die italie-
nische Kredenz. Das 15. Jahrhundert hat Schränke
kaum gekannt; in Sakristeien waren sie bereits im
Abb. 7. Toskana nach 1500. Langer Tisch mit Standbrettern. Besitzer: Herrmann Gerson, Berlin
Bezeichnend für den starken Einfluß der Tradition
ist die schlichte, gradlinige Grundform, die noch im
17. Jahrhundert vorkommt. Denn schon zu Anfang des
16. war außerdem der Cassone mit geschweiftem Umriß
Mode geworden, der zuerst nur eine weiche Einziehung
nach unten zu hatte, in der Folgezeit aber eine reichere
Profilierung mit scharf sicli von einander absetzenden
späten Mittelalter anzutreffen. In der Hochrenaissance
aber kommen in rascher Folge ganz verschiedene, z. T.
sehr schöne Typen auf: breitlagernde Möbel, die als
Büffets gedient haben mögen, wie die großen, seitlich
geschweiften Kredenzen aus Refektorien im Berliner
Kaiser Friedrich-Museum, ferner halbhohe, schlankere
Formen, die aus dem Betpult entstanden sein dürften,
Abb. 6. Toskana nach 1600. Kredenz mit Doppeltüren. Besitzer: Herrmann Gerson, Berlin
Kurven entwic'kelt. Diese Form erfuhr auch in Stein
— als Sarkophag am Grabmal — eine vielartige Aus-
bildung, während bis 1450 die gerade Kastenform hier
Regel war und bis ins 16. Jahrhundert hinein noch
manches Mal für die let'zte Ruhestätte des Menschen
große massige Behältnisse mit Doppeltüren über ein-
ander und endlich zweigeschossige Kabinettschränke
mit vielen kleinen Fächern in der obern Hälfte hinter
einer herabfallenden Platte. Sie haben schwerlich als
Schreibtisch gedient, wie ähnliche Möbel des 19. Jahr-
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Leisten betont. Die Rosetten aus Palmettenblättern
kommen, vielfach variiert, an Florentiner Möbeln um
1550 vor; und ebenso spricht der ganze Aufbau ftir
solche Herkunft und Datierung.
gewählt worden ist. Der Stilzusammenhang von Stein-
und Holzarbeit ist hier besonders deutlich.
Viel jüngeren Datums als die Truhe ist die italie-
nische Kredenz. Das 15. Jahrhundert hat Schränke
kaum gekannt; in Sakristeien waren sie bereits im
Abb. 7. Toskana nach 1500. Langer Tisch mit Standbrettern. Besitzer: Herrmann Gerson, Berlin
Bezeichnend für den starken Einfluß der Tradition
ist die schlichte, gradlinige Grundform, die noch im
17. Jahrhundert vorkommt. Denn schon zu Anfang des
16. war außerdem der Cassone mit geschweiftem Umriß
Mode geworden, der zuerst nur eine weiche Einziehung
nach unten zu hatte, in der Folgezeit aber eine reichere
Profilierung mit scharf sicli von einander absetzenden
späten Mittelalter anzutreffen. In der Hochrenaissance
aber kommen in rascher Folge ganz verschiedene, z. T.
sehr schöne Typen auf: breitlagernde Möbel, die als
Büffets gedient haben mögen, wie die großen, seitlich
geschweiften Kredenzen aus Refektorien im Berliner
Kaiser Friedrich-Museum, ferner halbhohe, schlankere
Formen, die aus dem Betpult entstanden sein dürften,
Abb. 6. Toskana nach 1600. Kredenz mit Doppeltüren. Besitzer: Herrmann Gerson, Berlin
Kurven entwic'kelt. Diese Form erfuhr auch in Stein
— als Sarkophag am Grabmal — eine vielartige Aus-
bildung, während bis 1450 die gerade Kastenform hier
Regel war und bis ins 16. Jahrhundert hinein noch
manches Mal für die let'zte Ruhestätte des Menschen
große massige Behältnisse mit Doppeltüren über ein-
ander und endlich zweigeschossige Kabinettschränke
mit vielen kleinen Fächern in der obern Hälfte hinter
einer herabfallenden Platte. Sie haben schwerlich als
Schreibtisch gedient, wie ähnliche Möbel des 19. Jahr-
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