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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Januar
DOI Artikel:
Scherer, Christian: Gläser der Empire- und Biedermeierzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0149

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nur die häufig so originellen Kuglergraveurarbeiten d. h.
Arbeiten von Künstlern, die Glasschneider und Schlei-
fer (Kugler) in einer Person waren; es sind weiterhin
nicht nur die verschiedenen Arten der in Transparent-

Mildnerbecher mit Kaiser Leopold II.. 1/91

sowie in opaker Emailmalerei verzierten Gläser, son-
dern es sind vor allem auch die große Masse der Far-
bengläser mit ihren verschiedenen Techniken, die in-
teressanten Lithyalin- und Hyaiithgläser, die venetiani-
sierenden Glasgefäße der verschiedensten Art, die Glä-
ser mit eingeglasten Pasten, die kostbaren Mfldnerschen
Doppelwand-Medaillongläser und viele andere noch:
kurz und gut, es ist eine geradezu überraschende Viel-
seitigkeit, die uns hier entgegentritt und es gibt wohl
keine Gläsergruppe, keine Schmucktechnik und Glas-
verarbeitungsart dieser Zeit, denen der Verfasser nicht
mit Liebe und Sorgfalt nachgeforscht, über die er uns
nicht in klarer und überzeugender Weise zu unter-
richten verstanden hätte. Nur bisweilen hat man die
Empfindung, als ob er des Guten etwas zu viel getan
und sich allzusehr in Kleinigkeiten verloren habe. Das
dürfte m. E. besonders von denjenigen Abschnitten
gelten, die den einzelnen Künstlern, vor allem den Glas-
graveuren, gewidmet sind. Was hier Pazaurek über
die Herkunft und das Leben bezw. über die Familie
dieser Künstler aus Kirchenbüchern, Archiven und
anderen Quellen entweder selbst erforscht hat oder
durch andere hat erforschen lassen, verdient gewiß
volles Lob; aber nicht alle diese Männer waren wirk-
liche Künstler in ihrern Fach, wie das z. B. von F. A.
Pelikan und A. Böhtn aus Meistersdorf, von Dominik
Bimann und Fr. Gottstein aus Gutenbrunn, A. Simm aus
Gablonz, K. Günther und K. Pfohl aus Steinschönau und

noch einigen andern mit Recht behauptet werden darf;
vielmehr waren die meisten nur mehr oder weniger
untergeordnete Kräfte, die die ihnen übertragene Ar-
beit, oft nur die damals so se’nr beliebten Überfang-
gläser mit Jagd- und Panoramendarstellungen, schlecht
und recht ausführten, auf kiinstlerische Selbständigkeit
und Eigenart aber keinen besonderen Anspruch erheben
konnten. Den persönlichen Verhältnissen dieser
wackeren Handwerker mit solcher Gewissenhaftigkeit
nachzuspüren, wie es von Pazaurek geschehen ist, er-
scheint mir daher schon in Anbetracht der oft darnit
verbundenen großen Mühe zu geringfügig und nicht
wichtig genug. Ganz anders aber liegt der Fall bei
Meistern wie den oben genannten, die in der Tat nicht
nur unsere volle Beachtung, sondern auch einen Platz
in der Geschichte des Kunstgewerbes verdienen, der
ihnen hoffent'lich künftig nicht länger vorenthalten wer-
den wird. Freilich sollen sie damit nicht gleich auf die-
selbe Stufe gestellt 'werden mit den Hauptvertretern der
Transparentmalerei, den beiden Mohn und A. Koth-

Pokal mit „Zrinys Tod“ von A. Böhm 1835

gasser, oder gar mit Joseph Mildner von Gutenbrunn,
dem Verfertiger jener mit Recht so hoch bewerteten
Doppelwand-Medaillongläser, die zu dem Besten ge-
hören, was das Kunstgewerbe jener Zeit überhaupt her-

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