feankfuct a. Jvt.
Die Kunsthandlung Heinrich Trittler Inhaber Paul Schiltz
zeigt zur Zeit Radierungen, Handzeichnungen und Lithographien
von Max Liebermann.
Jiannooet?-
Im Kunstverein wird von Ende Februar bis Anfang Mai
eine Frühjahrsaüsstellung stattfinden.
Köln.
Der Kunstsalon Hermann A b e 1 s stellt im Januar Gemälde
der bedeutenden Düsseldorfer Maler Professor Gerhardt Jans-
s e n und Professor Hugo M ii h 1 i g aus. Ferner wird eine um-
fangreiche Kollektion des grapbischen Werkes von Adrian van
Ostade (1620—1685) und seines Schülers Cornelius Bega
(1620—1664) gezeigt.
Stuttgact.
Im Kunsthaus Schaller werden im Januar auf Februar
gezeigt Gemälde-Koilektionen von dem Tier- und Zirkusmaler
Josef Kerschensteiner (Ehrenausstellung zum 60. Ge-
burtstag) und schwäbische Landschaften von Felii Hojlen-
b e r g. Im graphischen Kabinett sind die Blätter der Verlage
Bavaria-München, Cassirer-Berlin und Kunstdruckerei-Künstler-
bund-Karlsruhe zu sehen.
Jozef Israels, In Erwartung.
Verlag der Galerie J. Casper, Berlin
~foze£ tscaels’ 100. Qebuctstag.
Am 27. Januar wird Holland den 100. Geburtstag seines Jozef
Israels feiern, seines größten modernen Malers. In Groningen,
der Heimatstadt des Meisters, den man oft Hollands modernen
Rembrandt nannte, wird eine große Gedächtsnisausstellung vor-
bereitet und auch die internationalen Kunstzentren des Landes
werden an diesem Tage den Namen des Künstlers ehren, der die
holländische Malerei wiederbelebt und befruchtet hat. „AIs Israels
auftrat, war die holländische Kunst ein Leichnam“, schrieb
Richard Muther.
Man weiß, daß Jozef Israels bei I. A. Kruseman in Amsterdam
begonnen und dann bei Ed. Picot und Paul Delaroche in Paris
weitergearbeitet hat. Und man weiß, daß er zuerst völlig im
Bann der Historienmalerei stand und erst in den fünfziger Jahren
- in Zandvoort war es — sein begnadetes Talent entdeckte,
das ewige Meer zu malen und alle die sehnsuchtvollen schlichten
Menschen, die am Meere leben und ihm ihre Seele anvertrauen.
Eins dieser wundervollen unvergleichlichen Bilder hängt in der
Berliner Galerie Eduard Arnhold. Es heißt „In Erwartung“.
Mutter und Kind am Strand auf die weite, bew'egte See hinaus-
spähend, in Erwartung . . .
Seine Malerei ist Kunst der Seele. Diese Gottesgabe teilt er
mit Rembrandt, dem er nachgestrebt hatte und den er, in s e i n e r
Art, erreicht hat, wenn er ein Schicksal malte. Diese Men-
schen am Meer und diese Menschen drin in den Fischerhütten sind
ebenso gemaltes Schicksal wie sein Gemälde „Ein Sohn des alten
Volkes“, worin der geborene Jude Israels den vieltausendjährigen
Schmerz seines Volkes verbildlicht. Hermann S t r u c k hat dieses
unvergängliche Gemälde des Meisters meisterhaft radiert, Muther
fand ein richtiges für das Hauptwerk von Israels: „Ein Jude
spricht, der das Ghetto in der Brust trägt, der in den Niedrigen
und Beladenen seine eigene Jugendgeschichte und die Geschichte
seines Volkes malt“.
Jozef Israels, der auch als Graphiker seine internationale Be-
deutung hat, ist in allen großen Museen vertreten. Und sein Schaf-
fen blieb auch nicht ohne Einfluß auf die deutsche Kunst: es hat
die Kunst Max Liebermanns befruchtet, den der holländische
Meister zu seinen Freunden zählte. Jozefs Sohn, der 59 jährige
Isaac Israels ist einer der geachtesten Maler der jetzigen hol-
ländischen Künstlergeneration.
Dte Kun{i tm T£)eatet?bau.
OsKat^ Kaufmanns Opec am KönigsplaK Betflm.
Die Entwicklung des modernen Theaterbaues verzeichnet
erst seit den letzten fünfzehn Jahren eine bedeutsame Wendung.
Seit der künstlerischen Tätigkeit Oskar Kaufmanns in Berlin.
Er schuf mit dem Hebbeltheater, dem jetzigen Theater in der
Königgrätzer Straße, ein kleines Kunstwerk von feierlicher Ge-
tragenheit und architektonisch malerischen Reizen und schuf mit
der Volksbiihne am Biilowplatz einen groß angelegten eigenartigen
Kunstbau, dessen innere Ausstattung durch die köstliche Ver-
wertung seltener Hölzer, für die der Künstler schwärmt, von
keinem andern europäischen Theater erreicht werden dürfte. Aber
während er in der ornamentalen Ausgestaltung jenes kleinen und
dieses großen Baues den Ernst der Dichtung betonte, der sie beide
gewidmet sind, gltickte es ihm, in seinem Theater am Kurfürsten-
damm eine neue Note anzuschlagen. Hier gab er, dem mondänen
Charakter der Stätte entsprechend, seiner Neu-Rokoko-Phantasie,
die ihn der modernsten Richtung des Kunsthandwerks näher-
brachte, weitesten Raum, hier ließ er seinen erfindungsreichen
Humor spielerisch ironisierend walten. Doch in jüngster Zeit hat
sich dieser geniale Berliner Architekt, der ein geborener Ungar
ist, mit dem Umbau des Kroll-Theaters noch selbst übertroffen.
Das Kroll-Theater am Königsplatz zu Berlin ist halb Som-
merbiihne, halb Ballsaal gewesen, sonst aber nichts anderes als
ein „alter Kasten“, mit dem man nichts mehr anfangen konnte.
Und so war schon vor dem Kriege der Plan gefaßt worden, den
Kroll-Bau, der auf staatlichem Grund und Boden stand, niederzu-
legen und an seiner Stelle ein neues großes Opernhaus zu er-
richten. Diesen Plan nun hatte der Krieg zunichtegemacht. Aber
kurz nach der Revolution kam die von der werktätigen Bevölke-
rung ins Leben gerufene Volksbühne, deren Theater am Biilow-
platz, wie erwähnt, von Oskar Kaufmann stammt, auf die Idee,
das Kroll-Theater umbauen zu lassen. Und da der Staat selbst
kein Geld flir Luxusbauten hatte, brachte die Volksbühne die not-
wendige Summe zusammen und der Staat tat nur das seinige, um
die so eminent ideellen Bestrebungen der Volksbühne zu stiitzen.
Und auch diesmal ist - glücklicher Weise — Oskar Kaufmann
herangezogen worden.
Die Fassade des Hauses blieb unberührt. Kaufmann schob
sie nur um sechs Meter vor, um im Innern Platz zu gewinnen, d. h.
die Raumfrage zu lösen. Und das iist eben das Imponierende an
diesem Bau, daß der Architekt die Raumfrage so außerordentlich
bewältigt hat, daß man von je'dem Sitze des Hauses, das nicht
weniger als 2410 Sitze hat und somit das größte Opernhaus
Deutschlands ist, ,sehen und hören kann. Auch vom zweiten Range
aus, der vom Parkett fast unsichtbar ist, Im iibrigen beträgt die
Entfernung des weitesten Platzes im zweiten Rang bis zur Bühne
nicht mehr als dreißig Meter.
Der Zuschauerraum macht den Eindruck eines modernen
Rokoko-Interieurs, das durch den Trick der Unsichtbarmachung
131
Die Kunsthandlung Heinrich Trittler Inhaber Paul Schiltz
zeigt zur Zeit Radierungen, Handzeichnungen und Lithographien
von Max Liebermann.
Jiannooet?-
Im Kunstverein wird von Ende Februar bis Anfang Mai
eine Frühjahrsaüsstellung stattfinden.
Köln.
Der Kunstsalon Hermann A b e 1 s stellt im Januar Gemälde
der bedeutenden Düsseldorfer Maler Professor Gerhardt Jans-
s e n und Professor Hugo M ii h 1 i g aus. Ferner wird eine um-
fangreiche Kollektion des grapbischen Werkes von Adrian van
Ostade (1620—1685) und seines Schülers Cornelius Bega
(1620—1664) gezeigt.
Stuttgact.
Im Kunsthaus Schaller werden im Januar auf Februar
gezeigt Gemälde-Koilektionen von dem Tier- und Zirkusmaler
Josef Kerschensteiner (Ehrenausstellung zum 60. Ge-
burtstag) und schwäbische Landschaften von Felii Hojlen-
b e r g. Im graphischen Kabinett sind die Blätter der Verlage
Bavaria-München, Cassirer-Berlin und Kunstdruckerei-Künstler-
bund-Karlsruhe zu sehen.
Jozef Israels, In Erwartung.
Verlag der Galerie J. Casper, Berlin
~foze£ tscaels’ 100. Qebuctstag.
Am 27. Januar wird Holland den 100. Geburtstag seines Jozef
Israels feiern, seines größten modernen Malers. In Groningen,
der Heimatstadt des Meisters, den man oft Hollands modernen
Rembrandt nannte, wird eine große Gedächtsnisausstellung vor-
bereitet und auch die internationalen Kunstzentren des Landes
werden an diesem Tage den Namen des Künstlers ehren, der die
holländische Malerei wiederbelebt und befruchtet hat. „AIs Israels
auftrat, war die holländische Kunst ein Leichnam“, schrieb
Richard Muther.
Man weiß, daß Jozef Israels bei I. A. Kruseman in Amsterdam
begonnen und dann bei Ed. Picot und Paul Delaroche in Paris
weitergearbeitet hat. Und man weiß, daß er zuerst völlig im
Bann der Historienmalerei stand und erst in den fünfziger Jahren
- in Zandvoort war es — sein begnadetes Talent entdeckte,
das ewige Meer zu malen und alle die sehnsuchtvollen schlichten
Menschen, die am Meere leben und ihm ihre Seele anvertrauen.
Eins dieser wundervollen unvergleichlichen Bilder hängt in der
Berliner Galerie Eduard Arnhold. Es heißt „In Erwartung“.
Mutter und Kind am Strand auf die weite, bew'egte See hinaus-
spähend, in Erwartung . . .
Seine Malerei ist Kunst der Seele. Diese Gottesgabe teilt er
mit Rembrandt, dem er nachgestrebt hatte und den er, in s e i n e r
Art, erreicht hat, wenn er ein Schicksal malte. Diese Men-
schen am Meer und diese Menschen drin in den Fischerhütten sind
ebenso gemaltes Schicksal wie sein Gemälde „Ein Sohn des alten
Volkes“, worin der geborene Jude Israels den vieltausendjährigen
Schmerz seines Volkes verbildlicht. Hermann S t r u c k hat dieses
unvergängliche Gemälde des Meisters meisterhaft radiert, Muther
fand ein richtiges für das Hauptwerk von Israels: „Ein Jude
spricht, der das Ghetto in der Brust trägt, der in den Niedrigen
und Beladenen seine eigene Jugendgeschichte und die Geschichte
seines Volkes malt“.
Jozef Israels, der auch als Graphiker seine internationale Be-
deutung hat, ist in allen großen Museen vertreten. Und sein Schaf-
fen blieb auch nicht ohne Einfluß auf die deutsche Kunst: es hat
die Kunst Max Liebermanns befruchtet, den der holländische
Meister zu seinen Freunden zählte. Jozefs Sohn, der 59 jährige
Isaac Israels ist einer der geachtesten Maler der jetzigen hol-
ländischen Künstlergeneration.
Dte Kun{i tm T£)eatet?bau.
OsKat^ Kaufmanns Opec am KönigsplaK Betflm.
Die Entwicklung des modernen Theaterbaues verzeichnet
erst seit den letzten fünfzehn Jahren eine bedeutsame Wendung.
Seit der künstlerischen Tätigkeit Oskar Kaufmanns in Berlin.
Er schuf mit dem Hebbeltheater, dem jetzigen Theater in der
Königgrätzer Straße, ein kleines Kunstwerk von feierlicher Ge-
tragenheit und architektonisch malerischen Reizen und schuf mit
der Volksbiihne am Biilowplatz einen groß angelegten eigenartigen
Kunstbau, dessen innere Ausstattung durch die köstliche Ver-
wertung seltener Hölzer, für die der Künstler schwärmt, von
keinem andern europäischen Theater erreicht werden dürfte. Aber
während er in der ornamentalen Ausgestaltung jenes kleinen und
dieses großen Baues den Ernst der Dichtung betonte, der sie beide
gewidmet sind, gltickte es ihm, in seinem Theater am Kurfürsten-
damm eine neue Note anzuschlagen. Hier gab er, dem mondänen
Charakter der Stätte entsprechend, seiner Neu-Rokoko-Phantasie,
die ihn der modernsten Richtung des Kunsthandwerks näher-
brachte, weitesten Raum, hier ließ er seinen erfindungsreichen
Humor spielerisch ironisierend walten. Doch in jüngster Zeit hat
sich dieser geniale Berliner Architekt, der ein geborener Ungar
ist, mit dem Umbau des Kroll-Theaters noch selbst übertroffen.
Das Kroll-Theater am Königsplatz zu Berlin ist halb Som-
merbiihne, halb Ballsaal gewesen, sonst aber nichts anderes als
ein „alter Kasten“, mit dem man nichts mehr anfangen konnte.
Und so war schon vor dem Kriege der Plan gefaßt worden, den
Kroll-Bau, der auf staatlichem Grund und Boden stand, niederzu-
legen und an seiner Stelle ein neues großes Opernhaus zu er-
richten. Diesen Plan nun hatte der Krieg zunichtegemacht. Aber
kurz nach der Revolution kam die von der werktätigen Bevölke-
rung ins Leben gerufene Volksbühne, deren Theater am Biilow-
platz, wie erwähnt, von Oskar Kaufmann stammt, auf die Idee,
das Kroll-Theater umbauen zu lassen. Und da der Staat selbst
kein Geld flir Luxusbauten hatte, brachte die Volksbühne die not-
wendige Summe zusammen und der Staat tat nur das seinige, um
die so eminent ideellen Bestrebungen der Volksbühne zu stiitzen.
Und auch diesmal ist - glücklicher Weise — Oskar Kaufmann
herangezogen worden.
Die Fassade des Hauses blieb unberührt. Kaufmann schob
sie nur um sechs Meter vor, um im Innern Platz zu gewinnen, d. h.
die Raumfrage zu lösen. Und das iist eben das Imponierende an
diesem Bau, daß der Architekt die Raumfrage so außerordentlich
bewältigt hat, daß man von je'dem Sitze des Hauses, das nicht
weniger als 2410 Sitze hat und somit das größte Opernhaus
Deutschlands ist, ,sehen und hören kann. Auch vom zweiten Range
aus, der vom Parkett fast unsichtbar ist, Im iibrigen beträgt die
Entfernung des weitesten Platzes im zweiten Rang bis zur Bühne
nicht mehr als dreißig Meter.
Der Zuschauerraum macht den Eindruck eines modernen
Rokoko-Interieurs, das durch den Trick der Unsichtbarmachung
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