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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

DOI issue:
1./2. Juniheft
DOI article:
Grautoff, Otto: Französisches Kunstleben im Jahre 1924
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0308

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schwiegen oder von jener hoclimütigen Haltung aus,
die für die antideutschen Propagandisten inimer ciiarak-
teristisch ist, mit Unflat beworfen werden. Me'hrere
Zeitungen u. A. auch der Temps setzen sich neuerdings
für die Beteiligu-ng der Deutschen an der intcrnationalen
Kunstgewerbeausstdlung im nächsten Jahre ein. Sollte
noch in letzter Stunde eine Einladung an Deutschland
gerichtet werden, so müßte sie abgelehnt werden mit
dem Hinweis auf die unhöflidie Art, mit der die Tages-
presse noch dauernd von deutscher Musilc, Malerei,
Plastik, Innenkunst und Architektur spricht. Nur in
Künstler- und nur in Journalistenkreisen hat sich der
Nationalismus noch gehalten, sonst ist die Luft’von
kriegspsychopathischen Stimmungen wieder gereinigt.

Das trifft aucli auf die beiden Künstlercafes, den
„Dome“ und „La Rotonde“ am Bd Montparnasse zu,
die von der Direktion der Olympia erworben der Aus-
länderflut kaum noch Herr werden. AIlc Augenblicke
muß erweitert werden. Man hört alle Sprachen: eng-
lisch, skandinavisch, russisch, polnisch, tschechisch,
spanisch uud deutsch. Man kann sicli liier wieder frei
und offen in unserer Landessprache unterhalten. Deut-
sclie Bücher und deutsche Zeitungen in der Hand eines
Besuchers erregen hier kein Aufse'hen mehr.

Der Kunsthandel ’blüht. Man beklagt sich aller-
dings über die steigenden Preise und über den Mangel
an Biklern. Allein, die Preise sind am Weltmarkt ge-
messen niclit hoch und das Lager der Händler ist reicli
ausgestattet — wenigstens für einen aus Deutschland
Kommenden. Hs ist zur Zeit nicht leicht Kunstwerke
aus Frankreich auszuführen, da die französischen Händ-
ler vereinbart häben bis zur endgültigen Wiederher-
stellung der Valuta keine Objekte über 30 000 Francs
ins Ausland gelangen zu lassen. Ich schließe meinen
Bericht mit einer kurzen Übersicht dcr letzten Ver-
steigerungen.

Am 26. 3. wurde dic Sammlung Bloch-Levalois bci
Georges Petit für 5 283 690 Francs versteigert. Der
Betrag übertraf die Schätzungspreise um 1 *j2 Millionen.
Das Museum von Versailles erwarb zwei Bildnisse
Herrn und Frau Neckers von Duplessis (32X27) fiir

56 000 Fr. Nr. 13 Heinsius, Frauenbildnis (71X55)
15 500 F. 16 Largilliere, Herrenbildnis (81X64) 26 000
Fr. Hohe Preise wurden für Tapisserien erzielt. Ein
Salon mit Aubossontapisserien, teilweise restauriert er-
gab 209 000 Fr.

Die 121 Zeichnungen des XVIII. Jahrhunderts um-
fassende Sammlung Morin erbrac'hte am II. Mäfz nur
121 140 Francs.

Ein einzelnes Bild von Monet „eine Schneeland-
schaft“ aus dem Besitz einer Dame wurde am 4. April in
einer Auktion von Gerümpel den Bernheims für 25 000
Fr. zugeschlagen; das stellten an dem Tage 5 590 M.
dar. — Eine anonyme Sammlung von Bildern, Zeicli-
nungen, Bronzen, Uhren, Möbel und Tapisserien ergab
am 22. März fiir 136 Nummern 282 040 Francs. Am 11.
April wurde aus dem Nachlaß des Abgeordneten Lareau
eine I'apisserie aus der Zcit Ludwigs XII. fiir 380 000
Francs versteigert. Duveen erwarb dieses Stück (2,90
mal 4,65), eine Hofjagd darstellend, um das ein hitziger
Kampf zwischcn Seligmann, llelft und Rein entbrannt
war. In dcr Versteigerung der graphischen Sammlung
von Henry Aubry wurden am 17. IV. Zeichnungen vou
Derain durchschnittlich mit 150, von Laprade mit 1000,
von Marquet mit 250, von Maillol mit 500 Francs bezahlt.
Eine Landschaft vou Dcrain (38X46) erzielte 1300, von
Flandrin (38X55) 1 210 Francs. Marquet, Landschaft
3 200 Fr. Matisse, der Aquädukt von Maintenon (34
mal 42) 5 200 Fr. Segonzac, Landschaft (46X65)
6 000 Fr.

Die Rembrandt-Radierungen aus dem Besitz von
Paul Mathey brachten am 9. April 593 130 Francs. Die
meisten Preise überschritten die Schätzung. Im Einzel-
nen: 28 Flucht nach Aegypten 2. Zustand 6 900 Fr. 42.
Huudert Guldenblatt auf Japan 65 000 Fr. an Colnaghi.
43. Die drei Kreuze. 1. Zustand 30 000 Fr. 47. Grab-
legung 1. Zustand auf Japan 18 000 Fr. 61. Der heilige
Franz knieend 16 500 Fr. 125. Ephraim Bonus 10 000.

Auch in der Provinz, vornehmlich in Lyon und
Rouen ist das Auktionsleben lebhaft.

Alfred Sisley
Bords du Loing

Aus der

Graplnk-Ausstellung

bei

Gutekunst & Klipstein
Bern

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