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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,2.1905

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Heft 19 (1. Juliheft 1905)
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Rundschau
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Unsere Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11879#0441

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rechtfertigen, tvenn das Projekt des
letzteren nicht mehr abgewartet,
sondern die danach unnötige Zer-
störung dennoch durchgeführt wer-
den würde. Die öffentliche Meinung
muß dagegen einen lauten Protest
erheben! Fuchs

WDie Hochzeitsgeschenke
an den Kronprinzen

Wenn wir irgendwo zur Hochzeit
geladen sind, so werden wir mit
unserer Meinung über die Gaben
umfomehr zurückhalten, je weniger
lieblich diefe Meinung ausfällt. Die
Hochzeitsgaben aber, die das Land
seinem künstigen Könige und Kaiser
darbringt, werden so öfsentlich dar-
gebracht und aufgezählt, daß sie
ein össentliches Urteil doch wohl
herausfordern und rechtsertigen. Wir
haben die Gegenstände nicht gesehen,
oder doch nur die wenigen, die im
Bilde bekannt wurden. Es waren
Wertobjekte von zweifelhafter Schön-
heit. Halten wir uns indes an das
Wenige, was die Gabenliste aufführte.
Ueberwältigend oder auch nur zweck-
dienlich fcheint die Phantasie der
Geber danach wirklich nicht immer
gearbeitet zu haben. Die Nachbil-
dung eines Bronzeleuchters aus dem
Dome Heinrichs des Löwen; die Nach-
bildung des Hildesheimer Silberfun-
des; eine schwerfällig mit nachge-

bildeten Schmuckformen überladene
Truhe, die als „besonders sehens-
würdig" gepriesen wird — sie stellen
dem künstlerischen Leben unseres jetzt
doch so regsamen Kunstgewerbes ein
verjährtes Zeugnis aus. Was man
sich unter dem „monumentalen Leuch-
ter" vorzustellen hat, bleibt min-
destens ebenso zweifelhaft, wie die
Vorstellung eines „Ehrenschildgemäl-
des". Dagegen werden sich zweifel-
los die „Statuette eines Fahnen-
trägers" und die „eines Soldaten"
als Pendants zu Seiten der „bron-
zenen Reiterstatue" auf dem Stamm-
tisch des Kronprinzen sehr wirkungs-
voll ausnehmen. Das „silberne Ge-
müseboot" der Stadt Hamburg ließe
sich gewiß durch einen goldenen Fisch-
korb ergänzen, als Tafelgerät für
gebackene Seezungen. Leider ist keine
Seestadt durch diesen sinnigen Ein-
fall vertreten. Wie viel ungekünstelter
nehmen sich dagegen die Gaben aus,
die einfache heimatliche Landespro-
dukte sein wollen und nichts weiter!
Das Bunzlauer Geschirr, das Wer-
dersche Obst, der Hochheimer Wein,
die märkischen Pferde, oder auch der
westfälische Schinken. Da wären wir
nun glücklich soweit, daß an solchen
offiziellen Geschenken meist nur noch
das ungetrübt erfreut, was gar keinen
Ehrgeiz hat, irgendwie „künstlerisch"
zu glänzen und zu dauern.

Anlere VUäer unä

„Ein Uhde" ist unserem heutigen Hefte vorgesetzt, und zwar ein
ganz und gar weltlicher, ein weltfreudiger Uhde. Nicht der Maler der
Mutter Gottes und ihrer treuherzig ergrifsenen Zuhörerschaft spricht aus
dem Bilde. „Drei Mädchen im Garten", nichts weiter. Aber was für eine
Gartenhecke ist das mit ihrem Sonnenflimmer auf Mensch und Tier, Pslanze
und Erdreich. Nicht die Aehnlichkeit, noch die Bewegung der Gestalten — das
vielfältige Spiel der Reflexe von Licht und Farbe galt es zur überzeugenden
Jmpression zu verdichten. Da wird der graue Weg rosa, das weiß und rot-
braune Fell des Hundes sprüht Funken, auf den Gewändern tanzen grüne,
bläuliche, gelbe Farben, Töne, die doch eigentlich gar nicht „da" sind. Dazu
der Blick hinein in die grüngoldene Dämmerung, die das Ganze anmutig

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Runstwart XVIII, 19
 
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