kende ElemenL an seine rechLe Stelle zu bringen. Es blieben zumeisl miß-
verständlich gefaßte oder gar gercchmte Gebilde, als solche sreilich dann von
dürsLigstem und cmseitigem InhalL. Man sah sie schon in hellen Scharen,
sir und fertig, die prinzipientreuen echLen Philister eines zukünfLigen Kom-
inunismus, die Akademisten der kommcnden GeneraLion.
SollLen organische Geschöpfe oder gar Menschen erkennbar bleiben, so schreckLe
die Kunst vor keiner Verzerrung zurück*. Vielfach spielte nakürlich die Tcn-
denz des Hasses und eines oberslächlichen inLellektucllen HochmuLs auch noch
eine Rolle, und sast alle ließen ihre primitivsten Instinkte nn'L einer Freude
sich ausLoben, daß an der restlosen Vertierung des llomo sapieu^ ofL nicht
mehr der leiseste Zweifel blieb. Die Konkurrenz um dcn preußischen Staats-
preis und die PreisverLeilung in diesem Iahre beweisen crschreckend, wie weit
jehL die GenügsamkeiL in dieser Beziehung um sich gegrisscn haL, — ein paar
arListische Kunstgrisse, eine Kombination zwischcn DreistigkeiL und Ge-
schicklichkeiL, ein bißchen koloristischer Geschmack sind genügend wichtig in den
Augen eines heutigen RichLcrkollegiums, um einen angesehenen Preis zuzncr-
kennen. Das wirkliche Kritcrium bilden dabei Momentc, die kaum noch die
Künstler unLer sich inkeressieren, insofern diese in ihren Anschauungen und Bc-
strebungen widcreinander stehen. Die Probleme sind rcin formal geworden;
jedes InhalLs enLleerL, drehen sie sich in fruchLlosem Spiel im Ieaum, die
Annäherung an die WirklichkciL wie die Pest schcucnd. Wo aber Gegen-
ständliches dargcstellt wird, beschränkt sich die gcsamte GehirnarbeiL des
Künstlers darauf, es miL erdachLen Kunßgrisfen von der ÄhnlichkeiL mit dem
Seienden bcinahe bis zur Unkenntlichkei'L zu entferncn. Deshalb stehL auch
der Teil des Publikums, der überhaupL noch um Kunst sich kümmcrn möchte,
völlig verständnislos abscits.
Nun haben wir es insofern niiL ciner höchst beachLenswerken Bewcgung zu
tnn, als hier zwcifellos Kunstwerkc um ihrcr selbst willen geschaffen werdcn.
Wcdcr der Anfang, noch der ForLgang der neuen KunstrichLungen haL elwa
den Künstlcrn wichLige VorLeile gebrachL, mögen anch im Laufe der ZeiL
allerlei ÜbcrLreibungen von seiken der Kritik, Selbstüberschähung, MiLläufer-
Lnm und Snobbismus noch so viel gcsündigL haben. Diese Absagc an die
herrschende Kunst war schon eine gewaltige Revolution aus schr Liefen Grün-
den, die miL der politischcn nichL zusammenfiel, dcnn sic datierk ihre 2lnfänge
um igio. Von vornherein stand sie der bürgerlichen WelL, innerhalb dercr
sie entstand, fremd, mißtrauisch oder feindlich gegenüber und sühlke sich als
ihr OpponenL oder wünschkc mindcstens, allgcmeine Grundgefühle einznfangen,
zu umfassen, auszudrücken. Dies mißlang allcrdings, dic Kunst fand nur Ele-
mcnLe, die als Ausdruck armselig und hilflos waren. Sie schwcbtc miL ihren
Problemcn und Formen gleichsam in luftiger Höhe über der Welt, lcdiglich
Spielball und Spaß ihrcr Schöpfer. Deren verstiegener Idealismus wan-
delLc sich schnell aus eincr der vielen romantischen Strömungen der ^MenschheiL
in einen recht dürftigen Egoismus um; ein psychologijch häufiger und organi-
schcr Vorgang. Nmn ist dieser EnLwicklungsgang der Malerei nichL ctwa
einzelstehend in unserm heutigen Kullurdasein. Wer aufmerksam hinsieht,
crblickt allenthalben genan identische Verläufe: während noch hochkönende
Schlichter, Kleiiischmidk und oiele wenigce Begabie.
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verständlich gefaßte oder gar gercchmte Gebilde, als solche sreilich dann von
dürsLigstem und cmseitigem InhalL. Man sah sie schon in hellen Scharen,
sir und fertig, die prinzipientreuen echLen Philister eines zukünfLigen Kom-
inunismus, die Akademisten der kommcnden GeneraLion.
SollLen organische Geschöpfe oder gar Menschen erkennbar bleiben, so schreckLe
die Kunst vor keiner Verzerrung zurück*. Vielfach spielte nakürlich die Tcn-
denz des Hasses und eines oberslächlichen inLellektucllen HochmuLs auch noch
eine Rolle, und sast alle ließen ihre primitivsten Instinkte nn'L einer Freude
sich ausLoben, daß an der restlosen Vertierung des llomo sapieu^ ofL nicht
mehr der leiseste Zweifel blieb. Die Konkurrenz um dcn preußischen Staats-
preis und die PreisverLeilung in diesem Iahre beweisen crschreckend, wie weit
jehL die GenügsamkeiL in dieser Beziehung um sich gegrisscn haL, — ein paar
arListische Kunstgrisse, eine Kombination zwischcn DreistigkeiL und Ge-
schicklichkeiL, ein bißchen koloristischer Geschmack sind genügend wichtig in den
Augen eines heutigen RichLcrkollegiums, um einen angesehenen Preis zuzncr-
kennen. Das wirkliche Kritcrium bilden dabei Momentc, die kaum noch die
Künstler unLer sich inkeressieren, insofern diese in ihren Anschauungen und Bc-
strebungen widcreinander stehen. Die Probleme sind rcin formal geworden;
jedes InhalLs enLleerL, drehen sie sich in fruchLlosem Spiel im Ieaum, die
Annäherung an die WirklichkciL wie die Pest schcucnd. Wo aber Gegen-
ständliches dargcstellt wird, beschränkt sich die gcsamte GehirnarbeiL des
Künstlers darauf, es miL erdachLen Kunßgrisfen von der ÄhnlichkeiL mit dem
Seienden bcinahe bis zur Unkenntlichkei'L zu entferncn. Deshalb stehL auch
der Teil des Publikums, der überhaupL noch um Kunst sich kümmcrn möchte,
völlig verständnislos abscits.
Nun haben wir es insofern niiL ciner höchst beachLenswerken Bewcgung zu
tnn, als hier zwcifellos Kunstwerkc um ihrcr selbst willen geschaffen werdcn.
Wcdcr der Anfang, noch der ForLgang der neuen KunstrichLungen haL elwa
den Künstlcrn wichLige VorLeile gebrachL, mögen anch im Laufe der ZeiL
allerlei ÜbcrLreibungen von seiken der Kritik, Selbstüberschähung, MiLläufer-
Lnm und Snobbismus noch so viel gcsündigL haben. Diese Absagc an die
herrschende Kunst war schon eine gewaltige Revolution aus schr Liefen Grün-
den, die miL der politischcn nichL zusammenfiel, dcnn sic datierk ihre 2lnfänge
um igio. Von vornherein stand sie der bürgerlichen WelL, innerhalb dercr
sie entstand, fremd, mißtrauisch oder feindlich gegenüber und sühlke sich als
ihr OpponenL oder wünschkc mindcstens, allgcmeine Grundgefühle einznfangen,
zu umfassen, auszudrücken. Dies mißlang allcrdings, dic Kunst fand nur Ele-
mcnLe, die als Ausdruck armselig und hilflos waren. Sie schwcbtc miL ihren
Problemcn und Formen gleichsam in luftiger Höhe über der Welt, lcdiglich
Spielball und Spaß ihrcr Schöpfer. Deren verstiegener Idealismus wan-
delLc sich schnell aus eincr der vielen romantischen Strömungen der ^MenschheiL
in einen recht dürftigen Egoismus um; ein psychologijch häufiger und organi-
schcr Vorgang. Nmn ist dieser EnLwicklungsgang der Malerei nichL ctwa
einzelstehend in unserm heutigen Kullurdasein. Wer aufmerksam hinsieht,
crblickt allenthalben genan identische Verläufe: während noch hochkönende
Schlichter, Kleiiischmidk und oiele wenigce Begabie.
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