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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

DOI Heft:
Heft 1 (1. Oktoberheft 1913)
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Schmidt, Karl: Gedanken für eine neue Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0037

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sein und wirtschaftlich. In einen Garten mit Stil geht viel mehr hinein.
Die „Deutschen Werkstätten" stellen in diesen Häusern „das deutsche Haus-
gerät" aus, das sind Möbel, die nach Entwürsen von Künstlern unter Ver«
wendung von Typen, bestimmten Normen und Techniken hergestellt werden.

Nun an die Kleidung! MLnner--, Frauen- und Kinderkleider aus Typen!
Damit würde man das Interesse der großen Verbände, der deutschen Frauen-
vereine, der Vereine für Reformkleidung, Gesundheitspflege, der Konsek-
tionäre usw. erregen. Ein Weg wäre leicht zu finden.

Für den Mann wird zunächst die Kopsbedeckung behandelt — Zylinder,
steifer und weicher Hut, Strohhut — dann Anzug für Gesellschaft, Alltag,
Sport, waschbare Sommeranzüge usw., alles in einer beschränkten Anzahl
von Farben. In dieser Beziehung wird die Mode angeregt. Dazu werden
zwei Dutzend Halsbinden nach Entwürfen der besten Künstler hergestellt.
Sie sind in Packungen von 6 und s2 Stück aus der Ausstellung käuflich.

Für die Frau scheint bis jetzt das blaue englische Straßenkleid der beste
Typus. Glatter, weißer Strohhnt mit schwarzem Band. Dieses Kleid
dann noch in schwarz, weiß und anderen Farben, in verschiedenen Stossen
für Sommer und Winter. Hauskleider von typischer Form, Gesellschafts-
kleider, die nur abweichen innerhalb bestimmter Grenzen, wie der Ver-
wendung von Schmuck, Spitzen usw.

Ich weiß sehr wohl, in welches Wespennest ich mit diesem Vorschlag
steche,- aber überlegen wir, welche Kleidnng uns irgendwann künstlerisch
entzückte? Immer waren es Trachten, also Typen. Man stellt auch
Damenpuppen aus, die alle dieselbe Kleidung zeigen, aber in oerschiedenen
Stosfen, so daß man daran anschaulich machen kann, wie mit einem
Kleidertyp verschiedene Möglichkeiten erzielt werden, wie er sür Blonde,
Braune und Schwarze, für Starke, Hagere, Lange passend gemacht werden
kann, teuer und billig, und wie dabei noch ganz persönliche Wirkungen ins
Leben treten. Man wird daran lernen, wie Geschmack und Kunstverständnis
mit dem Erkennen, Empfinden nnd der Freude an den kleinen, feinen
Anterschieden wächst.

Für Kinder wird das gleiche angestrebt.

Weiter sucht man sür kunstgewerbliche und technische Gegenstände, die
allgemein gebraucht werden, eine letzte restlose Lösung für die ganze Welt:
Taschenmesser, Brieftaschen, Geld- und Handtaschen usw. Diese Gegenstände
werden von der Großindustrie in großen Auflagen, in tadelloser Arbeit
und bestem Stoff ausgeführt und auf der Ausstellung zum Verkauf aus-
gelegt.

Eine besondere Abteilung bringt die Organisation der Farben, etwa
nach der Banmannschen Farbenkarte — aber dafür will ja der Werk-
bund noch eine befsere Lösnng bringen.

An einzelnen Beispielen werden auch die Vorteile der vereinfachen-
den Organifation gezeigt, indem man vorführt, was es früher im Maschinen-
bau an Muttern und Gewinden gab und was es heute dafür gibt, nach-
dem Normen erreicht worden sind. Das kann diejenigen gewinnen, welche
die Richtigkeit und Zweckmäßigkeit dieser Ideen noch nicht begriffen haben.
Wir benützen ja täglich Typen, nur meistens, ohne daß sie uns bewußt
werden,- was sind Briefmarken, Liter, Meter, Eisenbahnwagen anderes als
Typen? Auch wird alles gezeigt, was die Industrie während der letzten Iahre
an neuen guten Typen und Gegenständen geschaffen hat, ebenso die Anfänge
für das deutsche Warenbuch, das jetzt der Dürerbund, der Werkbund und die

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