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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1913)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0160

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hoffen, daß unsre Auswahl dazu hilft, den kostbaren Schatz zu heben und
für die Volkserziehung fruchtbar zu machen. Von billigen Ausgaben,
die für die weitesten Kreise geeignet sind, können wir nur eine nennen:
die von Wilhelm Capelle bei Teubner herausgegebene (Deutfche
Charakterköpse, Band 8, 2,^0 Mark). Capelle hat mit gutem Verftandnis
eine Anzahl der kraftvollsten und tiefsten Außerungen dieses seinem Volke
unbekannten Großen zufammengeftellt. Niemand wird das Buch ohne
die tiesste Erregung lesen können. Die Einleitung, die Capelle geschrieben
hat, ist auf die Iugend berechnet- es war osfenbar nicht ihre Absicht,
Gneisenau in der ganzen Fülle, Tiese und Klarheit seines Geistes dar-
zustellen. Unsre Lehrer und Volksbibliothekare werden zunächst zu diesem
Büchlein greisen müssen, um die Aufgabe zu erfüllen, Gneisenau seinem
Volke zu vermitteln. Das meiste Material enthält die vielbändige Bio-
graphie von Pertz und Delbrück, die aber für die große össentlichkeit
nicht in Betracht kommt. Weit eher wird man zu Hans Delbrücks
vortrefslichem „Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gneisenau"
greifen (Verlag von Stilke, Berlin; zwei Bände, (( Mark). Das Werk
gibt auch eine reiche Auswahl von Gneisenaus Briesen. Endlich erschien,
erst in diesem Iahre, eine Nachlese der „Briefe des Generals Neithardt
von Gneisenau (809—(8(5« von Iulius v. Pflugk-Hartung bei
Friedrich Andreas Perthes in Gotha. Diese Briefe besassen sich oft
mit den privaten Angelegenheiten Gneisenaus, sie zeigen ihn als den
rechnenden Hausvater, doch wird das Bild des Feldherrn gleichsalls nach
einigen Seiten ergänzt. St.)

Aus Gneisenaus Briefen und GenkschrifLen

Ein Bild von (806

die Armee — den Kompagnieches ausgenommen, der es liebt-
seinen Lorbeeren auszuruhen — den Krieg wünscht, ist löblich
und in der Ordnung der Dinge,- daß aber der Begüterte nach Krieg
und Rache schreit und dann hinterher, wenn er zu den Kriegslasten bei-
tragen soll, jammert, ist nicht konsequent. Allein die Geringschätzung
der Regierungen gehört mit zu dem Zeichen der Zeit, und nur diejenige
ist geachtet, die gesürchtet ist.

Zwei von unseren Gensd'armes-Osfizieren wollten Nrlaub nach Paris
nehmen, und man frug sie, zu welchem Zwecke? „Linen Helden auf
dem Throne sehen!« war ihre Antwort. Sie bekamen Arrest und keinen
Arlaub.

Ich bemühe mich, über meinen Privatangelegenheiten die öffentlichen
zu vergessen, und übergebe mich mit Eiser und einigem Erfolg der Land-
wirtschast. Diese Beschäftigung hat so viel Anziehendes für mich, daß
ich in Versuchung kommen könnte, meinen sriedlichen Soldatenrock aus-
zuziehen und hinter dem Pfluge herzugehen, wenn meine Mittel meinen
Neigungen angemessener wären; so aber muß ich meine Betriebsamkeit
nur auf einen kleinen Fleck Landes beschränken. Aber wahrlich, hier ist
das Land, wo in diesem Fache noch großes Glück zu machen ist. Es ist
meist alles noch bei dem alten Schlendrian geblieben,- die wenigsten
Besitzer kennen den Wert ihres Grund und Bodens, wenn er nach einem
verbesserten System behandelt wird.
 
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