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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 3 (1. Novemberheft 1913)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0263

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Die Spatzen sind gar frech und flink,

Sie picken ohne Pausen —

Der feine Fink, der arme Fink,

Geht leer aus bei dem Schmausen!

Er flieht hinauf ins Laubgeäst,

Will nichts mehr sehn und hören:

And träumt von einem Finkenfest,

Das keine Spatzen stören.

Apfelernte

^?>ie ersten Apfel fallen vom Wurm,

^Die zweiten Apfel, die fällt der Sturm,
Die dritten erntet man ein:

Welche mögen die besten wohl sein?

Die dritten natürlich! lacht jedermann:

Weil man nur die servieren kann!

Die schält sich dann
Respektvoll der Lsser
Mit sorglichem Messer —

Doch Wurm und Sturm, die wissen es besser.

Den Lichtgenoffen
Ein Weihnachtslied
^rundert Kerzen trägt die Fichte,

^Prangt in ihrem Silberlichte
Wie ein reicher Märchentraum —

So als hundert Seelenflammen
Stellt das Schicksal uns zusammen,

Lichter uns am Lebensbaum.

And wir Nachbarn in der Runde
Einen uns zum Feuerbunde:

Heller strahlt ein heitrer Glanz!

Wo der eigne Schimmer endet,

Was der andern Glut gespendet,

Wohl kein Flämmchen weiß es ganz.

Doch wenn eines tiefer brannte,

Schneller seine Krast versandte,

Flackernd in die Nacht verging:

Merkt ein jedes von uns Frohen,

Die noch ruhig weiterlohen,

Was es Licht von ihm empsing!

Einmal dann im Dämmerraume
Am verödet düstern Baume
Brennt ein letztes noch allein,

Von sich selber nur zu zehren
In dem Dunkel, in dem leeren —

Mög nicht ich dies letzte sein.
 
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