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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 3 (1. Novemberheft 1913)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0276

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So lange soll sie bei meiner Mutter in Breinfurt bleiben.

Die Mutter: Ist das dein eigner Wille, Violäne?

Violäne: Ia, Mutter.

Die Mutter: Wie! und heute noch willst du aufbrechen!

Violäne: Heut abend noch.

Iakobäus: Und ich werde sie begleiten.

Die Zeit drängt und die Arbeit auch in diesem Heumonat der Lrnte.
Ich war schon lange genug abwesend.

Die Mutter: Bleib, Violäne! Geh nicht auch du noch weg von Haus!

Violäne: Mutter, eine kurze Weile nur!

Die Mutter: Eine kurze Weile, das versprichst du mir?

Iakobäus: Eine kurze Weile, und wenn der Herbst da ist,

Haben wir sie wieder hier bei uns und halten sie hier für immer.

Die Mutter: Ah, Iakobäus, warum läßt du sie hinziehn?

Iakobäus: Glaubt Ihr, es fiele mir nicht schwer?

Mara: Mutter, was sie vorbringen, ist vernünftig.

Die Mutter: Wie hart, daß ich mein Kind muß scheiden sehn.

Violäne: Nicht traurig sein, Mutter!

Was liegt daran, wenn wir noch ein weniges warten? Es dauert ja
nicht allzulange.

Bin ich Eurer Neigung nicht sicher? und liebt mich nicht Mara, liebt
mich nicht mein Verlobter?

Nicht wahr, Iakobäus? Er ist mein, wie ich sein bin, nichts kann uns
trennen! Blick mich an, Geliebter. Schau, da weint er über meine Ab-
reise!

Mutter, zum Weinen ist nicht der Augenblick da! Bin ich nicht jung,
bin ich nicht schön und von allen geliebt?

Mein Vater ist fern, das ist wahr, aber er ließ mir den zärtlichsten
Gatten, den Freund, der wird mich niemals verlassen.

Zum Weinen ist also nicht der Augenblick da, sondern froh zu sein. Ah,
liebe MutLer, wie ist das Leben schön und wie bin ich glücklich!

Die Mutter: Nnd Ihr, Iakobäus, was sagt Ihr dazu? Ihr seht
nicht grade sroh aus.

Iakobäus: Soll ich da nicht traurig sein?

Mara: Auch währt die Trennung nur ein paar Monate.

Iakobäus: Zu lang für mein Herz.

Mara: Hör, Violäne, wie schön er das gesagt hat!

Wie, Schwesterchen, traurig auch du? Lach doch! Du hast ein so reizen-
des Lachen! Mach diese blauen Augen, die der Vater so gern hat, mach
sie doch auf und schau dir damit Iakobäus an! And Ihr, Iakobäus, seht,
wie schön sie ist, wenn sie lacht!

Man wird sie Euch nicht wegnehmen! wer möchte traurig sein, wenn
ihm so ein Sonnenlichtlein sein Haus durchleuchtet?

Daß Ihr sie mir ja gehörig liebt, Ihr schlechter Mensch, Ihr! Redet ihr
doch zu, sie soll nicht den Kopf so hängen lassen.

Iakobäus: Mut, Violäne!

Ihr habt mich nicht verloren, wir haben uns nicht verloren, einer den
andern.

Seht, ich zweifle nicht an Eurer Liebe, zweifelt Ihr nun an meiner?

Trau ich Luch nicht, Violäne? lieb ich Luch nicht, Violäne? Bau ich
denn nicht auf Euch,
 
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