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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

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Heft 3 (1. Novemberheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0299

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Gehören Kunstwerke in die
Museen?

" ber dieses vielbesprochene Thema
geht jetzt ein Aufsatz von Wil-
helmBode durch verschiedene Zei--
tnngen. Bode meint, eine größere
Torheit könnte man gar nicht tun,
als nach dem Wunsche einiger „Fa-
natiker" die Museen aufzulösen und
die Kunstgegenstände wieder an ihre
alten Plätze zu bringen. An ihren
alten Plätzen, so führt er aus, stellte
und hängte man die Sachen durch-
aus nicht so, daß man sie wirklich
als Einzelstücke betrachten konnte.
Wenn man von dem Kisten- und
Kastenwust der alten Kunstkammern
absieht, so gab es im wesentlichen
zwei Möglichkeiten. Lntweder man
brauchte die Kunstsachen als Raum-
dekoration, zum Beispiel an den hol-
ländischen Zimmerwänden und in
den Schlössern — selten daß man
hier ein Kunstwerk als Kunstwerk
wirklich einmal intim genießen
konnte! Oder aber: die Werke
hatten einen kirchlichen Zweck und
Wert, meist einen kultischen — die
kleineren Sachen hob man dann in
den Schränken der Sakristeien auf,
die größeren Stücke in den Kirchen
und Kapellen selbst, aber auch in
diesem Fall ging die Absicht durch-
aus nicht dahin, sie vor allem dem
künstlerischen Genusse zugänglich zu
machen. Nicht bloß in den christ-
lichen Kirchen nicht, auch schon in
der Antike nicht, wie zum Beispiel
die Skulpturen des Parthenon und
so mancher andrer Tempel in den
Giebeln und Friesen viel schlechter
sichtbar waren, als sogar in,der nüch-
ternsten Ausstellung, zum Beispiel im
Britischen Museum. Ietzt, wo sich
die Museen nach aller Möglichkeit
bemühten, die Werke nicht nur gut
beleuchtet und vor Beschädigung ge-
schützt, sondern auch in passender
Nmgebung zu zeigen, jetzt, meint
Bode, wäre die Klage über das

Kasernieren der Kunst erst recht ver-
fehlt. Daß man sich durch die zu-
sammengebrachts Menge übersätti-
gen lasse, sei auch nicht Schuld der
Museen, sondern der Besucher: die
sollten sich eben daran gewöhnen,
nicht so durch die Räume zu hetzen,
sie sollten häufiger, dafür aber zu
ausgiebigerem Verweilen in einzel-
nen Sälen kommen.

Wir werden nächstens über diese
Fragen wieder von unserm Stand-
punkt aus sprechen.

Jst das wahr?

^n Friedrichsort wünschte der Fis-
Okus für den Festzug am 15. Okto-
ber Platz sür Transparente und der-
gleichen, deshalb, so sagt man, be-
schnitt er die sämtlichen Alleebäume
in der hier angedeuteten Weise:

Istdaswahr? Wenn es wahr
ist, so wäre hisr wieder einmal ein
Fall, dessen kräftige Kritik man nicht
der sozialdemokratischen Presse allein
überlassen sollte.

Einer mit der Kunst, Ori°
ginal zu werden

ie Originale sterben aus —
das scheint so sicher wie das Amen
in der Kirche. Aber jedesmal, wenn
wieder eins von ihnen gestorben ist,
und als annähernd letztes Wahr-
zeichen einer besseren Zeit beklagt
wird, ergibt sich zum mindesten, daß
der Beklagte doch bis dato gelebt
haben muß. Als unzweifelhastes
Original, mitten unter uns. Haben
wir ihn denn da nicht erkannt? Nun,

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