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Kunstwart und Kulturwart — 27,1.1913

DOI Heft:
Heft 5 (1. Dezemberheft 1913)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14287#0515

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E) !


n einem kleinen Häuschen am Lingange eines
^Waldes lebte ein armer Taglöhner, der sich mit
Holzhauen mühsam sein Brot verdiente. Er hatte
ein Weib und zwei Kinder, die ihm fleißig zur Arbeit
halfen. Das Knäblein hieß Valentin und das Mädchen
Marie und die waren gehorsam und fromm zu der
(Lltern Freude und Trost. Als die guten Leute nun
eines Winterabends, da es draußen schneite und wehte,
beisammen saßen und ein Stücklein Brot verzehrten,
dafür Gott von Herzen dankten und der Vater noch
aus den biblischen Geschichten vorlas, da pochte es leise
am Fenster zu ungewohnter Stunde und ein feines
Stimmchen rief draußen: „O laßt mich ein in euer
Haus, ich bin ein armes Kind und habe nichts zu
essen und kein Obdach und meine schier vor Hunger und
Frost umzukommen. O laßt mich ein!" Da sprangen
Valentin und Mariechen vom Tische auf, öffneten die
Türe und sagten: „Komm herein, armes Kind; wir
haben selber nicht viel, aber doch immer mehr als du,
und was wir haben, das wollen wir mit dir teilen."
Das fremde Kind trat ein und wärmte sich die er-
starrten Glieder am Ofen und die Kinder gaben ihm,
was sie hatten, zu essen und sagten: „Du wirst wohl
müde sein, komm, lege dich in unser Bettchen, wir
können auf der Bank schlafen." Da sagte das fremde
Kind: „Dank' es euch mein Vater im Himmel!" Sie
 
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