Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

DOI Artikel:
Luschin von Ebengreuth, Arnold: Ein vergessenes Grab zu Strassburg in Elsass
DOI Artikel:
Grueber, Bernhard: Die Kunst des Mittelalters in Böhmen und Mähren
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
13

Dieser zufolge erscheint in einer gothischen Nische
der Rittersmann, die spitze Kesselhaube auf dem
Kopfe, einen ruhenden Hund unter den Füssen, in
aufrechter Gestalt von etwa a/3 der Lebensgrösse.
Bekleidet ist er mit einem flatternden Mantel, die rechte
Hand ist ruhig gegen den Boden gekehrt, die verstüm-
melte Linke gegen die Hüften gestemmt, wird sich
wohl auf ein Schild gestützt haben, welcher in ein
eckiges Loch von etwa 2 Zoll ins Gevierte, das sich am
Leibe des Ritters findet, mit einem Zapfen eingepasst
gewesen sein dürfte. Gegenwärtig ist übrigens weder
von einem Schwerte noch von einem Schilde irgend
ein Stück vorhanden und man ist darum, will man
über die Person des Verstorbenen ins Reine kommen,
einzig auf die Umschrift angewiesen. Mit der schmalen
Seite oben beginnend, füllt dieselbe drei Ränder des
Steines vollständig, den letzten aber nur zu etwa drei
Viertheilen, und lautet: * 77RR0 . DPI flß . GGG— .LVI.
IIII. IDVS . 77VGVSTI. Q . DRS . IOhARRGS . DGS — .
TALGR. fölLES. DG —. AVSTRI7T. ORATE. PRO. GO.

Die weitere Frage, wer dieser am 10. August 1356
verstorbene Ritter aus Österreich, Namens Johannes
Taler gewesen sei, lässt sich glücklicherweise mit ziem-
licher Wahrscheinlichkeit beantworten. Der Name der
Taler begegnet in österreichischen Urkunden ziemlich
selten i. Desto wichtiger ist uns ein Verkaufsbrief von
1337, in welchem der Wiener Bürger Jans der Greyffe
das Dorf Gablitz dem Herzoge Otto von Österreich
verkauft, weil er u. a. auch von Jansen dem Taler,
den Hofmarschall des gedachten Herzogs, besiegelt
wird s. Sowohl die Gleichheit des Vor- und Zunamens,
als der Zwischenraum von nicht einmal zwanzig Jahren
machen es gar wahrscheinlich, dass beide Daten die
gleiche Person betreffen. Ritter Hans der Taler mag in
vorgerückteren Jahren eine hervorragendere Rolle bei
der Verwaltung der wichtigen habsburgischen Vorlande
gespielt haben und bei einem Aufenthalte in der Stadt
Strassburg, der sich durch seine Stellung sehr gut
erklären lässt, am 10. August 1356 vom Tode über-
rascht worden sein.

Die Kunst des Mittelalters in Böhmen und Mähren.
Von Bernhard Grueber.

(Mit 33 Holzschnitten.)

Die Denkmale von Iglau.
Die übrigen, der östlichen Gruppe angehörenden
Denkmale werden in jener Ordnung angeführt, welche
das höhere oder geringere Alter vorzeichnet: Alle
zeigen sich einigermassen beeinflusst von den beschrie-
benen vier Bauwerken.
Die Stadt Iglau nimmt neben Brünn und Olmütz
unter den Städten Mährens einen der ersten Plätze ein
und verdankt ihre Entstehung oder Ausbreitung dem
Bergbau, welcher im zweiten Viertel des XIII. Jahr-
hundert grossen Aufschwung nahm und viele An-
siedler herbeizog. Im Jahre 1227 besass Iglau einen
eigenen Bergmeister und ein Berggericht, dessen
Satzungen von König Pfemysl Otakar zusammen-
gestellt sein sollten. Graf Caspar Sternberg, der
Geschichtschreiber des böhmischen Bergbaues, und
E. Rössler in seinen Rechtsdenkmälern sprechen sich
einstimmig dahin aus, dass man in Österreich und
Deutschland keine älteren Berggesetze findet als die
Iglauer.
Die Erhebung zur Stadt scheint unter Otakar I.
geschehen zu sein; eine bestimmte Urkunde liegt
hierüber nicht vor. Von nun an war das Wachsthum
der Gemeinde ein ausserordentlich schnelles, wie sich
aus dem Umstande ergibt, dass neben verschiedenen
Filialkirchen und Capellen gleichzeitig um 1240 zwei
Stiftskirchen und die grosse Stadtpfarrkirche erbaut
wurden. Die Dominicaner und Minoriten sollen nach
unverbürgten Nachrichten bereits 1227 sich in Iglau
niedergelassen haben. Ansässig waren beide Orden
in Iglau urkundlich im Jahr 1243.

Bruno feierlich eingeweiht. Von verschiedenen der
Spät-Gothik und dem Renaissance-Styl angehörenden,
jedoch nebensächlichen Zuthaten abgesehen, hat die
Kirche ihre ursprüngliche Form gewahrt. An der Abend-
seite erheben sich zwei quadratische Thürme, zwischen
denen ein mit einem Halbkreise überspanntes Haupt-
Portal in die niedrige Vorhalle führt. Wie schon wieder-
holt bemerkt worden ist, dürfen im Verlaufe dieser
Periode die aus dem Halbkreise construirten Bogen im


Die dem heil. Jakob gewidmete Pfarrkirche
gehörte ursprünglich den Deutschen Rittern, ging dann
an das Selauer Stift über, wurde 1233 erweitert, um
1250 umgebaut und 1257 durch den Olmiitzer Bischof

1 1311 werden beispielsweise in einer Seitenstettner Urkunde die Nach-
kommen eines begüterten Heinrich Taler erwähnt. Font. rer. austr. II. Bd. 33.
S. 147. Jans der Taler, Herzog Otto’s Hofmarschall, in einer Urkunde des
Staatsarchivs ddo. 1338, 22. Juli, Wien, gedruckt a. a. O. Bd. 35, S. 254,
Nr. 666. ,
3 S. Zahn, Urkunden über die bischöflich Freisingen’schen Besitzungen
in Österreich. II. 253.
 
Annotationen