Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

DOI Artikel:
Grueber, Bernhard: Die Kunst des Mittelalters in Böhmen und Mähren
DOI Artikel:
Perger, Anton von: Zur Oswaldlegende
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0034

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Statuen, musicirende Engel, Heilige, vielleicht auch
Donatoren, angebracht sind. Wenn auch sehr verwittert,
lässt sich in diesen Gebilden ein Streben nach belebter
Stellung und naturgemäßem Faltenwurf nicht ver-
kennen.
Zur Oswal
Von A. R.
Ein König Oswald lebte im VII. Jahrhundert zu
Verona. Er ist aus den Legenden der heil. Truterca
bekannt, die in ihrer Frömmigkeit vor seinen Liebes-
anträgen in eine Höhle floh, in welcher die Spinnen
ein so dichtes Netz um sie woben, dass sie dem
suchenden Oswald gänzlich verdeckt wurde.
Ein anderer Oswald war in demselben Jahrhundert
König von Northumberland. Er folgte seinem Bruder
Ethelfred im J. 634 in der Regierung, schlug den
König Kedwalla bei Heavenfield, berief dann den
schottischen Mönch Aidan, welcher Lindisfarn (d. i. die
heilige Insel) zum Wohnsitz wählte und die Einwohner
zum christlichen Glauben bekehrte.
Die Geschichte dieses Königs von England wurde
vom heil. Beda aufgezeichnet und sein Festtag fallt
auf den 5. August. Er wird auf einem Thron dargestellt
und hat einen Raben auf der Hand sitzen, der einen
Ring (oder eine Gurte) in dem Schnabel hält *.
Im Jahre 992 starb Oswald, Erzbischof von York,
der in Frankreich Benedictin er geworden war und drei
theologische Schriften verfasste. Er wurde später als
Heiliger erklärt und man bildet ihn ab, wie er armen
Pilgern die Fiisse wäscht. Sein Fest wird am 28. Fe-
bruar, oder wenn ein Schaltjahr ist, am 29. desselben
Monats gefeiert.
Um das Jahr 1008 lebte zu Worchester ein Bene-
dictinermönch Namens Oswald, welcher vier geistliche
Werke schrieb und die vornehmsten Klöster von
Frankreich und England besuchte. Wegen seiner
ungewöhnlichen Kenntnisse wurde er aber auch, wie es
in jenen Tagen nicht selten der Fall war, für einen
grossen Schwarzkünstler gehalten. Am 3. Deeember
1099 starb Oswald, Bischof zu Salisbury. Er war mit
Wilhelm dem Eroberer nach England gekommen und
verfasste die Lebensgeschichte des heil. Adelin.
Im XII. Jahrhundert war ein Oswald Abt zu Mal-
rose, der dann auch heilig gesprochen wurde. Um das
Jahr 1450 wurde der Karthäusermönch Oswald, der
zu Paris studirt und drei theologische Werke verfasst
hatte, zum General - Pro vincial von England ernannt;
und so Hessen sich noch viele geschichtlich bekannte
Oswald’s anführen, bis zu dem Österreicher Erasmus
Oswald, welcher die hebräische Sprache und Mathesis
lehrte, den Beinamen „Schreckenfuchs“ trug und im
Jahre 1597 starb, u. s. f.
Eben so wichtige Belege als Persönlichkeiten sind
auch Ortsnamen. So finden wir gleich im Viertel ob dem
Mannhartsberg ein Dorf St. Oswald. In Steiermark ist
ein St. Oswald im Freiland in dem Bezirk Mährenberg,
und der dort vorüberfliessende Bach heisst der Oswald-
graben-Bach. In der Probstei Murau ist die Kirche St.
Oswald im Krakau, in der Vogtei Zeiering befindet
1 Auch in Burgmair’s „Heiligen“ ist auf Blatt 79 der heil. Oswald
ahgebildet.

Die Chor-Partie jenes schon vielseitig gewürdigten
Prachtbaues wird im dritten Theile unseres Werkes, so
ausführlich, wie sie es mit Recht verdient, besprochen
werden.
(Fortsetzung folgt.)
(liegende.
v. Perger.
sich die Kirche St. Oswald in Zeiering, wo schon im
Jahre 1335 ein Pfarrer war. Ferner ist in Steiermark
eine Oswalds-Kirche im Bezirk Blankenwerth, eine im
Bezirk Reiffenstein (Pfarre Ponigl), eine in der Nähe von
Cilli, u. s. w.
In Kärnten erscheint der Name Oswald ebenfalls
nicht selten und hier ist besonders der, 3052 Fass hohe,
Oswaldiberg bei Villach anzuführen. Dann sind noch
zu nennen: St. Oswald in der Wiege, St. Oswald ob
Hornburg, St. Oswald ob Kleinkirchheim (bei Millstadt),
St. Oswald in der Sommerau bei St. Leonhard, u. s. f.,
und sogar in den Gruben von Bleiberg befindet sich ein
St. Oswald-Stollen.
In Passau wurde die Augustiner-Probstei St. Oswald
im Jahre 1396 von Johann Landgrafen zu Leuchten-
berg gestiftet. Die Kirche wird häufig von Wallfahrern
besucht und unter dem Hoch-Altar sprudelt eine heilthä-
tige Quelle hervor.
In der Schweiz befindet sich in der Vogtei Trach-
selwald auf einem Berg ein St. Oswalds-Hof, ein zweiter
solcher Hof liegt in der Glarnerischen Vogtei Werden-
berg.
In Tyrol steht auf der „Gaid“, einer Hochebene,
ein Dorf St. Oswald und eine St. Öswald-Kirche. Ein
anderes Dorf dieses Namens liegt bei Kastelreut. Die
berühmteste St. Oswalds-Kirche steht aber auf dem
Ifinger und von ihr wird noch später die Rede sein.
Im Eisass liegt zwischen der Breusch und Magel
ein Meierhof St. Oswald, der einst den Herren von
Mundolzheim gehörte.
In England kennt man die Oswald-Steine (Osbaldi-
stones), in der Grafschaft York befindet sich ein Osbald-
wijck und in Laneashire in Schottland steht nächst dem
Hause der Familie Lee eine Einsiedelei von sehr hohem
Alter, welche die St. Oswalds-Capelle genannt wird. Ja
selbst bis nach Siebenbürgen hat sich der Ruf des heil.
Oswald verbreitet und zwar befindet sich im Szolnoker
Comitat ein walachisches Dorf dieses Namens mit einer
Pfarrei von nicht unirten Griechen 2.
Zufolge dieser grossen Verbreitung in so verschie-
denen Ländern dürfte es nicht unwesentlich sein, etwas
ausführlicher Uber Oswald zu sprechen und zwar um so
mehr als in Grimm’s „Mythologie“ (II. Ausgabe von
1844, siehe den Index) der Name Oswald gar nicht
vorkommt.
Ich muss hier noch vorerst an ein Gedicht erinnern,
welches im XII. Jahrhundert geschrieben: wurde und die
Überschrift trägt: „Sant Oswaldes Leben“ s. Der Inhalt
dieses Gedichtes ist, in wenigen Zeilen folgender:
Oswald, König von England, grämt sich, dass er
keine Frau besitzt. Da kommt der Pilgrim Warmund
2 Auch in der Accademia delle helle arti zu Venedig ist ein Gemälde
von Bonifazio Veneziano , welches den heil. Matthäus und den König Oswald
mit Krone, Scepter und Schwert darstellt.
3 Herausgegehen von Ludwig Ettmüller. Zürich 1835, 8°.
 
Annotationen