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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Lind, Karl: Inländisches Glasgemälde mit Bildnissen von Mitgliedern des Hauses Habsburg
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Graus, Johann: Das Epitaph des Abtes Johann Zollner zu Leoben
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Semper, Hans: Donatello, seine Zeit und Schule, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0153

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den neuen Figuren gemäss, umzuändern und zu ver-
setzen. Als Ersatz hierfür wurden den Figuren selbst
die entsprechenden Wappen beigegeben und zunächst
unter diesen angebracht.
Schliesslich haben wir noch Erwähnung zu thun
der 11 Fürstenbilder, welche die Eingangshalle der St.
Stefanskirche unter dem grossen Thurm schmückten,

und in neuester Zeit von dort entfernt wurden, um an einem
anderen passenderen Platz aufgestellt zu werden. In
früherer Zeit schmückten sie die Fenster einer der im
1. Stockwerke derFagade gelegenen Capellen, nämlich
der Bartholomäus-Capelle. Sie mögen dem XVI. Jahrhun-
dert entstammen, sind jedoch von untergeordnetem
Kunstwerthe.

Das Epitaph des Abtes Johann Zöllner zu Leoben
Von J, Graus.

Habent sua facta — epitaphia — möchte mau sagen,
und es ist ganz merkwürdig, wie die Dornenlaufbahn
manches Erdenbürgers mit dem Grabe noch nicht ge-
endet, sondern sich darüber hinaus fortgesetzt hat — in
den Schicksalen seines Grabsteines. Als man vor etwa
drei Jahren Umpflasterung vornahm in der grossen Ba-
silika zu Sekau (Steiermark), erwiess sich eine grosse
Steinplatte von rauh zugehauener Oberfläche als ein
Epitaph des Propstes Johann Dirnberger (f 1510); sie
war in späterer Zeit seinem Bestimmungsorte über dem
Grabe und seinem Zwecke zugleich entfremdet in die Mitte
der Kirche gewältzt und dort mit der bildverzierten Fläche
nach unten als reducirter Pflasterstein niedergethan wor-
den, so rauh rücksichtslos, dass eine ganze Kaute davon
Bruch litt, die darauf laufende Inschrift verletzt wurde.
Ein gleiches Loos traf auch den Grabstein des Ab-
tes Johann Zöllner zu Leoben. Dieser mochte in einer
nahen, jetzt abgerissenen Capelle des Verstorbenen
Grab bezeichnet haben, als es Jemanden vor Zeiten
einfiel, ihm eine derbere Bestimmung anzuweisen. Nun
wurde er zum Hofbrunnen der jezigen städtischen Ca-
serne gebracht, mit der subjectiven Seite zur Erde ge-
kehrt, und hatte die Stelle eines Kinnsteines auszu-
ftillen. Da er aber diesem neuen Amte nicht zu völliger
Befriedigung Vorstand, sollte er neuesten Datums durch
Einmeiselung einer Öffnung in seiner Mitte dazu fügsa-
mer gemacht werden. Zu diesem Behufe aufgehoben,
kam seine schönere Unterseite und sein eigentlicher ur-
sprünglicher Charakter wieder an’s Tageslicht.
Es zeigt des Verewigten Gestalt mit Infel, Stab,
Buch, einem Medaillon an einer Schnur um den Hals,
gekleidet mit der noch mittelalterlich weiten Casula. Die
umgebende Architektur und Decoration trägt schon den
Charakter der Renaissance; von den 4 Schilden an den
Ecken enthält das eine Infel und Stab, die Abzeichen
seiner Würde, das zweite den Namenszug Mariens,
das Wappen des Stiftes Rain, das dritte den Greif,
— ich vermuthe — das Wappen von Griffen in Kärn-
then, das vierte zweifelsohne sein Privatwappen. Quer

über durchsetzt die ganze Figur ein breites Spruchband
und darauf steht die Inschrift:
„ANNO A NATO SALVATORE 1545 DIE VERO
18 MENSIS FEBRVARV VITA HAC TEMPORANEA
DEFVNGITVR REVERENDUS QVONDAM IN CHRO
PiVTER ET DOMIN VS DNS JOANNES ZÖLLNER
EPOVS HIERAPOLITANUS SVFRAGANEVS RATIS-
PONENSIS ABBAS IN REIN ET PREPOSITUS IN
GRIFEN CVJVS CORPVS PRESENTI TVMVLO CON-
TINETVR ANIMA CHRISTO DOMINO VIVAT AMEN.
Der Stein selbst ist Marmor röthlicher Gattung,
eine Platte von 5', 7": 3', 7" in der Dicke 9" betragend.
Die Verwaltung der städtischen Spar-Cassa zu Leoben,
deren Eigenthum Gebäude und Stein nun ist, lässt in
einsichtsvoller Würdigung seines archäologischen Wer-
tlies denselben in der Nähe des Fundortes in ge-
schützter Stellung einmauern.
Charakter und Lebensschicksale des Abtes Zöllner
betreffend, erhielt ich durch die Güte des Herrn P. Anton
Weiss, Bibliothekars zu Rein, einige Notizen. Nach den-
selben war Zöllner schlecht angeschrieben bei seinen
Mitbriidern. Er suchte anfangs mit der Abtei Rein
auch die Propstei Griffen beizubehalten; als dieses nicht
gelang, setzte er es durch, dass er von Clemens VII. zum
Weihbischofe in Regensburg mit dem Titel eines Bi-
schofes von Hierapolis in part. ernannt wurde (1531)
und zugleich die Erlaubniss erhielt, die Abtei Rein
beizubehalten. Doch muss Kaiser Ferdinand I. von seiner
üblen Gebahrung Kenntniss erlangt haben, weil er 1533
eine Untersuchung des Klosters anordnete, der sich
Zöllner durch eine persönliche Intervention beim Kaiser
zu entledigen wusste. Indessen musste er sich doch
nicht mehr sicher gefühlt haben, weil er am 2. August
1833 mit Geld und Kleinodien nach Regensburg flüchtete.
Zum Schlüsse seines vielbewegten Lebens hatte er die
Pfarre Veitsberg bei Leoben, welcher er die Subsistenz-
mittel entnahm; in letzterer Stadt, in welcher auch sein
Grabstein endeckt wurde, mochte er seine letzten Tage
zugebracht und seine Grabesruhe gefunden haben.

Donatello, seine Zeit und Schule

Von Dr. Hans Semper.
Geschichtliche

Athen und Florenz! So heissen die Vaterstädte der
beiden höchsten Civilisationen, die bis dahin der Mensch-
heit zu Theil wurden! Keine anderen Städte des Alter-
thums wie der Neuzeit haben so reichlich und so all-
seitig wie diese, neue Keime der Cultur gesäet, deren
Entfaltung nicht blos jedesmal ein neues Zeitalter be-
gründete, sondern die für alle Zeiten der Menschheit
anregend und fruchtbringend zu wirken angethan sind.
Nicht blos haben beide Städte in Kunst, Poesie und Ge-
schichtschreibung mustergiltige Werke geschaffen, auch

Einleitung.
in den meisten praktischen, exacten Wissenschaften und
Lebensfragen der jeweiligen Zeitalter bildeten sie den
Fond der neuen Ideen und Anregungen. Neben klima-
tischgünstigen Bedingungen trug auch die ursprüngliche
Anlage der Bevölkerungen Attikas und Toscana’s zu so
ausserordentlichen Leistungen bei. Hier wie dort ging
eine so glänzende Fülle geistiger Thaten nicht aus den
Launen einzelner Mächtiger, sondern aus der glücklichen
harmonischen Begabung der betreffenden Volksstämme,
so wie aus ihrem hohen Streben hervor. Wie die
 
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