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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Kellner, Karl: Die Wandgemälde der Georgskirche in Prag
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Lind, Karl: Das Portal des ehemaligen k. Zeughauses in Wiener-Neustadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0318

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Präger Bistbums als Hauptfactor mitzuwirken, da die
Bisthums-Begründer Boleslaus der Fromme und seine
Schwester Maria (Mlada) eben daselbst ihre Buhestätte
haben.
Auch die Wände des im Hauptschiffe oberhalb der
Krypta befindlichen Presbyteriums sind gleichfalls mit
doppelt aufliegenden Gemälden übersäet. Die Ge-
mälde der oberen Schichte dürften dem XVI. Jahrhun-
derte angehören. Unter diesen befinden sich die ur-
sprünglichen uralten Wandmalereien, welche allerdings
nur fragmentarisch aufgedeckt werden konnten, wo-
runter die Abbildungen des heiligen Wenzels mit dem
Speere in der Hand dem Arler’schen Bandbilde des-
selben Heiligen zum Muster gedient haben mochten.
Auf der linken Wandfläche treten einige Überreste roma-
nischer Gold-Arabesken hervor, als Hintergrund eines
die Verkündigung Mariens darstellenden Wandgemäl-
des. Darunter zieht sich eine abgebrochene durch Säul-
chen getrennte Nischengallerie. Die Säulen-Capitäle
haben eine romanische Decoration, in den Nischen sieht
man hie und da einen Kopf von den noch unaufgedeck-

ten Heiligen. Unter der Äbtissin mit dem für den Bau
bedeutungsvollen Namen „von Schönweiss“ wurden
(etwa 1685) alle diese Wandgemälde, schön weiss über-
tüncht, was seitdem mehrmals wiederholt worden ist,
so dass die Gemälde-Fragmente nur mit grosser Mühe
ausgekratzt werden konnten.
Bis zum Jahre 1824 besass die St. Georgskirche
vier Tafeln, resp. Flügelbilder der böhmischen und
deutschen Schule des XV. oder XVI. Jahrhunderts ent-
stammend. Das grösste Flügelbild stand am Chor-Altar
und bestand aus sechs Abtheilungen, den gekreuzigten
Heiland inmitten von Engeln und andern Heiligen dar-
stellend — (aus dem XVI. Jahrhunderte). Die übrigen
drei Holzmalereien zierten die untere Kirche. Kaiser
Franz I. lies im Jahre 1824 alle diese Holzgemälde in
die Hradschiner Geinälde-Gallerie übertragen, wo sie
mit der Bezeichnung als „dem Prager Domcapitel ange-
hörig'“ verwahrt werden, jedoch so niedrig hängen, dass
sie dort der absichtlichen und zufälligen Beschädigung
viel mehr ausgesetzt sind, als sie es früher in der Kirche
waren.

Das Portal des ehemaligen k. Zeughauses in Wiener-Neustadt.
Besprochen von Dr. Karl Lind.
(Mit 1 Holzschnitte.)

Wilhelm Liibke führt mit Beeilt in seinem ver-
dienstlichen Buche über die deutscheBenaisance, davon
wir bereits in den Mittheilungen unter Anerkennung
der Gediegenheit des Inhaltes Erwähnunng gemacht
haben, an, dass die Stadt Wiener-Neustadt ein Pracht-
stück der Benaisance in dem Haupt-Portal der jetzigen
Artillerie-Caserne besitzt und schreibt dieses Werk mit
Bücksicht auf die Eleganz der Composition, Feinheit der
Ausführung und Zierlichkeit der Details einem italieni-
schen Meister zu.
Wir geben in der angeschlossenen Ansicht eine Ab-
bildung dieses herrlichen Portals, wahrhaftig eines Mei-
sterstückes der Benaisance. Dasselbe nimmt die Mitte
des östlichen Flügels an dem sonst unscheinbaren Baue
ein, der unter Ferdinand I. (1524) aufgeführt wurde, und
ist gegen den Platz gewendet, dessen Gegenseite die
alte Burg (nun Militär-Akademie) mit dem bekannten
spät-gothischen Capellenbau ober der mächtigen Ein-
gangshalle einnimmt.
Elegante Bahmen-Pilaster mit Löwenköpfen an den
Sockeln, durch Medaillons mit antikisirenden Kaiser-
köpfen untertheilt und mit geschmackvollen frei korin-
thisirenden, mit Akanthus, Greifen und Genien ge-
schmückten Capitälen abschliessend, begränzen das Thor
an beiden Seiten. Auf denselben ruhet ein breiter Sturz-
stein und darauf das den ganzen Aufbau abschliessende
Giebelfeld mit dem grossen reichbemalten österreichisch-
spanisch-burgundischen Wappen, das von zwei Greifen
gehalten und durch einen Engel mit der Krone über-
deckt wird.

Die Leibung des aus einem Halbkreis construirten
Thorbogens, der auf einem besonderen Pfeiler-Aufbaue
ruhet, ist mit Engelsköpfen geziert, die in aneinanderge-
reihten cassetirten Feldern angebracht sind. Die Bogen-
zwickeln enthalten grosse Medaillons mit schönen
antikisirenden Brustbildern, einem männlichen und
einem weiblichen. Die Medaillons sind mit Kränzen
umrahmt und mit flatternden Bändern geziert.
Die am, mit zwei Wappen geschmückten Sturz-
steine angebrachte Inschrift lautet:
Ferdinandus-Phillipi. hispaniarvm . et. joanne.
reg . f . nepos . maximiliani . ces . j aug. .
ae . Ferdinandi . senoris . regis . catholici .
traten . germanus . caroli . V . imp . pri |
eeps . ae . infans . hispaniarum . archidux .
austrie ,xc. hoc . armamentarium . ob . patrie .
tuio | ionem . in . hostivm . terrorem . e .
fvndamentis . extruebat . anno . a . nato . jesv .
M . D . XX . IIIT .
Der rückseitige Ausgang des Gebäudes ist eben-
falls, aber im Vergleich mit dem eben beschriebenen
Thore bedeutend weniger verziert. Dieses kleinere Por-
tal hat die gleichlautende Inschrift, ist mit einem be-
malten Wappen versehen und mag von demselben
Künstler wie das vordere herstammen.
Ein ähnliches, aus der Zeit desselben Kegenten
(1552) stammendes, aber bedeutend einfacheres Thor,
finden wir in dem älteren Theile der Wiener-Burg, im
Schweizerhof, gegen den Franzensplatz hin.
 
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