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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Todesanzeige
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0175

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148

Jahrhundert) Streitkolben, Armbrüste sammt Bolzen
und Winden, Radschlosspistolen, Faustrohre, Lunten-
gewehre, Officierspartisanen, deutsche Säbeln, Spring-
stecken, Trombons, Bürgergewehre von der Zeit der
Kaiserin Maria Theresia an u. s. w. Hervorzuheben ist
die Sammlung von mitunter sehr gut bemalten Tartschen,
die theilweise noch dem XV. Jahrhundert angehören
dürften; Schilde dieser Art kommen sehr selten vor,
daher die im städtischenZeughause befindliche bedeutende
Anzahl derselben schon als eine der reichsten bestehenden
Sammlungen dieser Art bezeichnet werden muss.
Von einzelnen Waffen seien erwähnt ein Trab an-
tenspiess mit dreifacher Schiessvorrichtung, eine Rad-
schlossbiichse mit gedeckter Pulverpfanne und Rauch-
fang, Bajonnete ältester Art (c. 1686) mit hölzernen
Griffen, die beim Gebrauche in den Lauf gesteckt wur-
den etc.
Aus den beiden Drangsaljahren 1529 und 1683,
welche die Glanzpunkte der Geschichte Wiens bilden,
bewahrt die Sammlung manch’ werthvolles Angeden-
ken, wozu noch einige später erbeutete Gegenstände
gekommen sind; eine Seidenfahne der spanischen Hilfs-
truppen, eine Bürgerfahne, die aus demXV. Jahrhundert
stammt undbeiVertheidigung der Stadt gegen die Türken

im Gebrauche stand, 16 türkische Fahnen, viele türkische
Waffen wie Handschars, Schwerter, Lanzen, Pfeile,
Rossschweife, Janitscharentrommeln, Patrontaschen,
Arnautengewehre und den Schädel Kara Mustapha’s
sammt dessen Todtenhemd.
Ferner finden sich als Erinnerung an die Wehr-
kraft der Bürger und die Erfolge ihrer muthigen Geltung,
besonders aus der Epoche der grossen französischen
Kriege, zahlreiche Bürgerfahnen von Jahre 1699, 1745,
1805, 1806, 1825, 1841 u. s. w., auch französische
Fahnen aus dem Jahre 1809, Uniformstücke Seiner
Majestät Kaisers Franz I. und einiger Generäle;
Kanonen, die dieser Kaiser der Stadt Wien schenkte,
u. s. f.
Von andern Gegenständen, welche im städtischen
Museum aufbewahrt werden, seien noch erwähnt 15
Wappenschilde von den Begräbnissen Kaiser Friedrich
IV. (28. August 1493) und desAlbrecht VI. (2. December
1463) stammend, bie bisher in der St. Stefanskirche auf-
bewahrt waren; dann der Stern sammt Halbmond und
der k. Adler mit dem Doppelkreuze vom St. Stefansthurme
herrührend, Sprachrohre u, s. w.
K. Lind.

Todesanzeigen.

Am 6. März d. J. starb zu Brixen Hochw. Herr
Georg Tinkhauser, Regens des fürstbischöflichen
Cassianeums und k. k. Conservator der Baudenkmale im
Brixner-Kreise. Er war ein vielbegabter und thätiger
Mann; in seinen jüngeren Jahren widmete er sich vor
anderem dem Studium der Weltgeschichte, aber bald
wendete er alle seine ausgezeichneten Geisteskräfte der
Geschichte und Erforschung der Kunstdenkmale zu.
Davon zeugen viele Aufsätze und Notizen in den „Mit-
theilungen der k. k. Central-Commission für Baudenk-
male“; beinahe in jedem Jahrgange finden sich Proben
seiner ausgezeichneten archäologischen Kenntnisse.
Als k. k. Conservator mit den nöthigen Mitteln unter-
stützt , konnte er auch unmittelbar zur Erhaltung in-
teressanter Kunstdenkmale mitwirken, wie z. B. zur Er-
haltung des dem Verfalle nahestehenden Kreuzganges
am Dome von Brixen mit den vielen wertlivollen Gemäl-
den aus dem XIV. und XV. Jahrhundert. Auch stellte
Herr Tinkhauser mit Hülfe des bereits vorliegenden
und aus authentischen Quellen gesammelten Materials
beinahe zwei BändeDiöcesan-Beschreibung zusammen.
Dieses Werk hätte freilich gute Gelegenheit geboten
zugleich einen archäologischen Führer in der Diöcese
Brixen zu bilden, aber auf diese von uns gestellte Bitte
musste der Autor leider bemerken, dass er wegen sei-
ner beständigen Kränklichkeit die einzelnen Kirchen,
Klöster und Burgen mit ihren Capellen persönlich nicht
untersuchen könne, daher das Schweigen oder der man-
gelhafte Bericht über manche interessante Kunstüber-
reste nachsichtig hingenommen werden möchte. Seine
tüchtigen archäologischen Kenntnisse waren allgemein
geschätzt und von allen Seiten wendeten sich Architek-

ten, Maler und Kirchenvorstände an ihn um Rath und
Anleitung bei Restaurationen und Neubauten. In den
Mussestunden beschäftigte sich Tinkhauser mit kleinen
Zeichnungen und Holzschneiden und verfertigte so unter
Anderem das Modell einer Kirche in romanischen Style.
Das war ihm, da er nie ganz unthätig sein konnte, eine
angenehme Erholung, wenn er wiederum recht leidend
geworden war und seine überreizten Nerven einer Ab-
spannung bedurften. In letzterer Zeit arbeitete er an
fcwei bedeutungsvolleren Aufsätzen : „über die Ge-
schichte des christlichen Altars“ und „des Kreuzes“. *
Zu diesem Zwecke liess er durch Passler aus Linz
mehrere alte Kunstwerke des Landes genau aufnehmen,
um so zu deren näheren Kenntniss beizutragen. Leider
sind beide Arbeiten nicht vollendet worden. —Wir glau-
ben mit Recht sagen zu können, dass nicht allein Tyrol
sondern Gesammt-Osterreich durch Tinkhauser’s Hin-
scheiden einen schweren Verlust auf dem Gebiete der
archäologischen Forschungen erlitt. Ätz.
Nicht minder hart wurde die k. k. Central-Com-
mission durch den Tod zweier ihrer Mitglieder betroffen.
Jacob Freiherr von Reich, k. k. Ministerial-Rath des
Ministeriums des Innern, zuletzt im Ruhestand versetzt,
und seit dem Inslebentreten der Commission deren
Mitglied, starb am 14. März 1873. — Dr. Theodor Georg
Ritter von Karajan, k. k.Regierungs-Rath und Custos
der Hofbibliothek, seit 1871 als Vertreter derk. k. Aka-
demie der Wissenschaften, Mitglied der Commission,
starb am 1. Mai 1873. Ihre rege Betheiligung an den
Geschäften der k. k. Central-Commission wird sie stets
im guten Andenken erhalten. . ... m .. .

Redacteur : Dr. Karl Lind.

Druck der k. k. Hof- und Staatsdruckerei.
 
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