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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Semper, Hans: Donatello, seine Zeit und Schule, [3]
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Hohenlohe-Waldenburg: Noch einige Worte über die Siegel der Wildoner
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0313

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270

Seite: Ein Kreuz mit R. M. darunter und der Umschrift
Victoria. DNN. Conob. Wahrscheinlich wurde das
Recht Münzen zu prägen von den griechischen Kaisern
an die Päpste übertragen, wie später an andere Bischöfe
von den Franken.
Im ganzen waren die italischen Mün zen
den byzantinischen in der Ausführung über-
legen. Es würde uns zu weit führen, die Entwickelung

Noch einige Worte über

des Münzwesens im späteren Mittelalter, durch die ver-
schiedenen Fürsten, geistlichen Würdenträger, Städte,
zu verfolgen. Die wenigen hier gesammelten Notizen
aus dem früheren Mittelalter in Italien sollen nur dar-
thun, dass auch die Münzkunst nicht, wie bisweilen
angenommen wird, aufhörte, in Italien geübt zu werden,
sondern durch eine ununterbrochene Tradition mit dem
Alterthum verknüpft ist.

die Siegel der Wildoiier

Vom Fürsten zu Hohenlohe-Waldenburg.?
Mit 2 Holzschnitten.

In den „Mittheilungen der k. k. Central-Com-
mission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und
historischen Baudenkmale“, 1872, theilt L.Beckh-
Widman st etter in seiner Abhandlung „das Grabmal
(oder der Grabstein) Leutold’s von Wildon in der Stifts
Kirche zu Stainz und die Siegel der Wildoner“, 12 sehr
interessante Siegel-Abbildungen (Fig. 2—13) mit, wo-
durch er sich ein wahres Verdienst um die mittelalter-
liche Siegelkunde erworben uud gewiss alle Freunde
dieser wichtigen, leider immer noch nicht gehörig ge-
würdigten historischen Hilfswissenschaft zu grossem
Danke verpflichtet hat.
Unter diesen 12 Siegeln sind namentlich die unter
Fig. 2., 3., 5., 9., 11 und 13. abgebildeten, für die
Sphragistik im allgemeinen von so hohem Interesse,
dass ich mir nicht versagen kann, dieselben, von
diesem Standpunkte aus, hier nochmals kurz zu be-
sprechen.
Zu Fig. 2. Dieses Siegel Herrand’s von Wildon,
von ca. 1195—97., ist in mehrfacher Beziehung ein
sphragistisches Kleinod; vor allem aber, als Siegeides
niedern Adels aus dem XII. Jahrhundert, bis jetzt ein
Unicum. Seine äussere Form entspricht der der ältesten


Wappensiegel. Die Stellung der Legende hat wohl
auch kaum ihres Gleichen, da trotz der gewöhnlichen
Stellung des Kreuzes oben, dieselbe unten beginnt,
aber nicht wie andere derartigen Legenden in der Spitze
des Siegels. Das Thier im Siegelfelde, oberhalb des
Wappenbildes, den drei Linden- (oder See-?) Blättern,
kann ich nur für den steirischen Panther halten,
als Zeichen des Ministerialen-Verhältnisses Herrand’s,
ungeachtet seiner ganz ungewöhnlichen Zeichnung und
Stellung. Für ein blosses Siegelbild kann ich dieses
Thier nicht annehmen, dazu nimmt es doch einen zu be-
deutenden Theil des Siegelfeldes ein; noch viel weniger
für einen integrirenden Theil des Wildon’ scheu Wap-
pens, der in diesem Falle doch wohl kaum wieder
aufgegeben worden wäre. Die geschickten Stempel-
schneider waren eben zu jener Zeit noch sehr selten,
namentlich auf dem Lande, und dieser Umstand möchte
die uncorrecte Zeichnung erklären und entschuldigen.
Den s. g. Panther halte ich entschieden für ein ursprüng-
lich dem steirischen Wappen ausschliesslich angehö-
riges heraldisches Ungeheuer *), zu dessen Erfindung
— dem alten Namen „Stir“ für Steiermark entsprechend
— ein wilder, flammensprühender Stier, wie ihn auch die
Züricher Wappenrolle zeigt, den Grundtyp geliefert hat.
Die Hörner scheinen wenigstens im XIII. Jahrhundert
bei keiner Darstellung desselben zu fehlen. Am deut-
lichsten ist allerdings der Stier köpf auf dem Helm-
schmuck in der Züricher Rolle zu erkennen, was freilich
nur beweist, dass der betreffende Maler denselben so
aufgefasst hat, — allein doch schwerlich im Wider-
spruch mit der damals gebräuchlichen Blasonirung.
Allerdings scheinen die Helm zier den in dieser Wap-
penrolle zum Theil mehr willkürlich erfunden zu sein,
was bei dem früheren mehr persönlichen Charakter
derselben und ihrer Veränderlichkeit eher zu entschul-
digen ist; die Wappenschilde dagegen blieben bekannt-
lich schon viel früher unverändert und waren daher
auch allgemeiner bekannt.
1 Der Panther in den Hohenbergischen Siegeln, von 1265 — 1454 und in
dem Siegel der Gräfin Euphemia von l'ilstein, von 1230, (vergleiche Han thaler
recens. diplom. Tab. XXXIV., Fig. XVIII — XXVr und Tab. XE., Fig. XIV).
ist wohl unzweifelhaft das teirische Wappenbild. Dasselbe Wappenbild,
führen nach O. T. von Hefner auch die Felsenberg, Halber, Minner, Pfürin-
ger, Schenerl, sowie die Stadt Ingolstadt. Die ersteren fünf Wappen sind
wohl späteren Ursprungs. Was das Wappen von Ingolstadt betrifft, so scheint
dasselbe von Herzog Heinrich von Nieder-Bayern zu stammen. Derselbe
führte nach den „Abhandlungen der churfiirst. bayerischen Akademie der
Wissenschaft X., 209 und 210,“ auf seinem Sig...III, B 3, von 1271, auf
dem hintern Theil der Pferdedecke einen Panther. Über den Ursprung dieses
Wappenbildes sind andern Orts einige Hypothesen aus älteren Schriften an-
geführt; aus der näheren Untersuchung geht aber hervor, dass der Panther
auch hier aus dem steirischen Wappen stammt.
 
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