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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Beneš, František Xaver Josef: Zur Restauration des Prager Doms
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Luschin von Ebengreuth, Arnold: Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Jacob in Villach
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0325

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282

den Beschauer. Unter der schonen Umgangsgallerie
zieht sich das Band der verblassten , beschädigten in
dem Wiedergeburtsstyl gehaltenen Länderwappen und
dann kommt wieder nacktes Pfeilergemäuer. Die un-
vollendete Polychromirungsprobe wirkt störend auf
den Eintretenden. Man sieht in dem Gewölbenetz eines
Fünfecks, vier Felder blau, das fünfte leer und erkennt
daraus, welch einen überwältigenden Eindruck eine Po-
lychromie hätte hervorrufen müssen.
Doch die Zeit drängte, die 900jährige Jubelfeier
sollte im Dome festlich begangen werden. Das theuere
Gerüst ward abgehoben und der Altar schnell aufge-
stellt, und so blieb das Innere, wie man sich es nie zu
denken wagte; viele Kenner und Laien erklären den
Hochaltar für klein, ohne zu bedenken, dass Frank-
reichs alte Dome und anderwärts auch kleine Altäre
haben. Die Polyehromie hätte diesen scheinbaren Um-
stand behoben, hätte den Altar plastischer gemacht und
hervortreten lassen.
Noch ist das Dompflaster zu legen, was heuer kaum
mehr geschehen dürfte, sind Chorstühle aus der Tyroler
Cirbelnusskiefer herzustellen und tausend noch wün-
schenswerte Sachen. Leider versiegen unsere Ein-
nahmsquellen in unserer materiellen und unfrommen
Zeitrichtung immer mehr und mehr und die Staatssub-

vention von 10 000 fl. und jene aus dem Landesfond
eben so gering, lassen kein rasches Ineinanderwirken zu.
Am 26. August wurden die Überreste Kudolfs von
Habsburg, dann Rudolf des ungekrönten Königs von
Böhmen in ein frisch gemauertes Grab beigesetzt. Die
mit Erde vermengten ganz in Staub gefallenen Über-
reste derselben, wurden von mir in einen rothen Seiden-
damast , die Knochenfragmente des letzteren für sich
eingehüllt — die zerfallenen Gewandstoffe mit beige-
geben und alles in einen Metallsarg, und dieser nach
erfolgter Einsegnung, dort wo man sie vor zwei Jahren
fand, unterhalb des Südfensters, knapp an der Haupt-
wand der St. Simon und Judacapelle des rechten Sei-
tenschiffes in ein 3' 4" langes, V 8" breites und 2' tiefes
Grab durch mich und Kranner gesenkt. Eine neue Platte,
worauf Name, Sterbetag und Jahr tief ausgemeisselt
sind — wurde auf das kleine Sepulchrum gelegt.
Das Fest der Grundsteinlegung, am 1. October 1. J.
war würdig. In dem , dem Domanschlusse zu nächst
stehenden eilften Pfeiler des künftigen rechten Seiten-
schiffes, war in Mitten derPfeileraxe 2' 8" von der Erd-
fläche hoch, der Glasoylinder mit der Grundsteinlegungs-
Urkunde, welche kurz und in lateinischer Sprache ver-
fasst, in eine blecherne Büchse gethan, eingelegt.
Benes.

Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Jacob in Villach.
Von Dr. A- Luschin.

Eine eingehende Baugeschichte dieser interessan-
ten Hallenkirche hat Freiherr von Ankershofen im III.
Bande der Mittheilungen (S. 123 fgde.) gegeben, einen
Grundriss derselben nebst Abbildung und Beschreibung
bemerkenswerther Details hat Dr. Karl Lind im heu-
rigen Märzheft (S. 116 fgde.) geboten. Ein glücklicher
Zufall setzt mich in die Lage, aus einer bisher unbe-
nutzten Quelle, dem 20. Bande (fol. 154) der sogenann-
ten Protocolli des ErzbisthumsUdine, eine Urkunde lie-
fern zu können, welche neue Aufschlüsse über diesen
Gegenstand enthält. Sie ist am 12. October 1498 vom
Generalvicar des Patriarchen zu Cividale ausgestellt
und lautet mit Hinweglassung der unwesentlichen
Stellen:
„Doctor Franciscus Manzano canonicus Ravenna-
tensis, pro reverendissimo d. Dominico Grimano patri-
archa Aquilejensi in spiritualibus et temporalibus vica-
rius generalis, dilectis nobis in Christo providis viris
judici et consiliariis et communitati oppidi Villaci ac
vitrico ecclesne sancti Jacobi dicti loci, dictae Aquilejen-
sis diocesis.Nuper nobis supplicatione mon-
strastis, quod licet in dicta parrochiali eeclessia s. Ja-
cobi circa mediam portam ecclesise a superiori parte
quasi in testudine erecta fuerit capella sive basilica
quondam cum altari consecrato in honorem beatorum
Sebastiani et Rochi et aliorum sanctorum, nihilominus
quia non patet aditus ad eam longo tempore in ea non
fuit celebratum, in divini cultus et deuotionis Christi
fidelium illuc ascendere et orationes suas et preees deo
fundere non valentium diminutionem, ac in non modi-
eam injuriam sanctarum reliquiarum ibidem recondi-
tarum. Cupitis propterea deuotione accensi scalam in
gyrum et ascensum ad capellam ipsam fabricari facere,

cuius Introitus sit in capella nobilium (leer) Kraicer
sita in dicta ecclesia s. Jacobi et conglutinata ac com-
paginata duobus muris muro et parieti eiusdem paro-
chialis, ita quod fractö muro ecclesise parochialis in an-
gulo ejusdem capellse sine aliqua diminutione ipsius ac
injuria dictorum nobilium fiat porta scalae et ascensus
fabricandi in cimiterio ad parietem dictse secclesiae. Sed
quia sine nostra speciali licencia deuotionem haue ve-
stram implere non potestis, vobis hoc concedi humiliter
supplicastis alicujus contradictione non obstante.“ Der
Generalvicar bewilligt nun das Ansuchen mit der Be-
gründung: „quod ex praemissis usus ad quem est desti-
nata dicta capella nobilium non impeditur nec incom-
modatur, et quemadmodum per ipsam parochialem ha-
betur ascensus ad dictam capellam, ita non inconvenit,
quod de dicta capella nobilium ascendatur, quod fran-
gere possitis ibidem murum dictse parochialis et portam
in ea fieri ac ascensum in gyrum ad parietem eiusdem
fabricari per quem ascendatur ad dictam superiorem
basilicam siue capellam auctoritate ordinaria qua fun-
gimur harum Serie facultatem concedimus.“
Die erste neue Nachricht, welche obiger Urkunde
entnommen werden kann, ist die Angabe, dass die von
Balthasar Weisbriacher vor Zeiten erbaute Emporkirche
zu Ehren der heil. Sebastian und Rochus gestiftet war.
Auch die Lage derselben wird beschrieben, und über-
einstimmend mit Ankershofen, welcher in ihr den heu-
tigen Musikchor erblickt, über den Haupteingang ver-
setzt. Zugleich erfahren wir, dass im Jahre 1498 der
Zugang zu dieser Capelle fast ganz verschollen war,
und dass darum schon seit langer Zeit weder ein
Gottesdienst darin gehalten worden war, noch sie von
den Gläubigen besucht wurde. Dies bestätigt die von
 
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