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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 1873

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Krzyzanowski, St. v.: Funde aus prähistorischer Zeit
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Sacken, Eduard von: Neueste Funde zu Carnuntum
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https://doi.org/10.11588/diglit.25450#0037

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26


Gouvernement Podolien, Bezirk Haysyn, eine steinerne
Axt gefunden (Fig. 13 Länge 0-135 Mtr., Höhe 0.055
Mtr., Breite 0-060 Mtr.).
Im Jahre 1863 habe ich einen von den 50 Grab-
hügeln, welche sich zu Czernowody an den Ufern der
Flüsse Jatran und Czernowod GouvernementKiow, Bezirk
Human, auf der Steppe befinden, aufgegraben und fand
ein 1 Mtr. 750 Mm. breites, 2 Mtr. 318 Mm. langes und
4 Mtr. tiefes heidnisches Grab. In der Mitte desselben

waren zwei Menschenskelette , von denen das männ-
liche mit dem Kopfe nach Westen, das weibliche nach
Osten gerichtet ist; rechts neben diesem letzten Gerippe
lag eine blaue auf einem Silberdraht aufgefädelte Glas-
koralle, welche einem Ohrgehänge ähnlich war. Etwas
tiefer befand sich in der Erde eine steinerne glatte
inschriftlose Tafel. Alle diese Gegenstände befinden sich
in meiner archäologischen Sammlung zu Krakau.

Neueste Funde zu Carnuntum.
Yon Ed. Fr. v. Sacken.
(Mit 1 Holzschnitt.)

In den letzten Jahren wurden beim Schlosse zu
Petronell, wo bekanntlich das Municipium Carnunt stand,
mehrere regelmässige Nachgrabungen durch Se. Excell.
Grafen Hugo Traun vorgenommen, die drei sehr inter-
essante Mosaikböden zu Tage förderten. Einer dersel-
ben, der sehr wohl erhalten ist, stellt in den natürlichen
Farben den sitzenden, leicht bekleideten Ganymed dar,
der den Adler des Jupiter tränkt, der zweite Orpheus
unter den Thieren, der dritte mit schwarzen Figuren auf
weissem Grunde Reiter; letzterer war nur mehr theil-
weise erhalten. Die Mosaiken wurden durch den Auf-
seher des k. k. Münz- und Antiken - Cabinetes Wilhelm
Sturm sehr geschickt ausgehoben, in Gement dauernd
befestigt und zieren nun das vom Grafen Traun im
Schlosse Petronell angelegte kleine Museum von car-
nuntischen Funden. Ferner wurden lange Substructio-
nen von Gebäuden, die Gänge mit verschiedenen Quer-
mauern bilden, aufgedeckt; sie scheinen von ausgedehn-
ten Magazinen oder Stallungen herzurühren. Das Mauer-
werk ist sehr sorgfältig ausgeführt, mit Ziegeln, welche
Fabriksstempel haben, gemauert und glatt verputzt. An
einer andern Stelle des Schlosshofes, wo schon früher
viele Reste von Bauwerken zu Tage kamen, mit zahl-
reichen Marmorstücken, die zur Verkleidung der Wände
und des Fussbodens gedient hatten, stiess man auf ein
wohl angelegtes Hypocaustum. Zwei Reihen der Ziegel-
pfeiler, auf denen die Suspensura ruhte, waren noch
ziemlich erhalten; die erste Reihe, 6 Zoll von der Um-
fangsmauer abstehend, zeigt acht Pfeilerchen in der
Flucht. Dieselben, bei 2 Fuss hoch, sind je aus zwölt
Ziegeln von 7 Zoll im Quadrat aufgemauert, denen
grössere Ziegelplatten von 10 Zoll als Fuss- und Deck-
platte gegeben sind. Die zweite Pfeilerreihe ist in einem
Abstand von 1 Fuss 6 Zoll von der ersten aufgeführt.
In mehreren Sarkophagen im Cömeterium ausserhalb
der Stadt, die vermittelst Sondirung ausfindig gemacht
und geöffnet wurden, fand sich ausser einem becher-

artigen, sehr dünn gearbeiteten Glase wenig Bemerkens-
werthes vor; manche, darunter ein Kindersarg, waren
ganz leer, offenbar von den Barbaren ausgeplündert,
die gern eine Ecke des Deckels wegschlugen, um den
Inhalt der Sarkophage zu untersuchen. Bemerkenswerth
und besonders durch die rührenden Abschiedsworte,
die dem Verstorbenen in den Mund gelegt werden,
interessant ist ein grosser, 6 Fuss 9 Zoll hoher Grab-
stein eines Soldaten der XV. apollinarischen Legion,
die, wie zahlreiche Ziegelstempel beweisen, lange Zeit
in Carnunt stationirt war.
Die Inschrift, welche eine Fläche von 3 Fuss Länge
einnimmt, lautet:
C . VALERIVS . C . F
SER . HER . TVB
MIL LEG XV
APOLL . STIP
XVI . ANN .
XXXVI
H . S . E
VIVITE . FELICES
QVIBVS . EST . DAT
A LONGIOR . ORA
VIXI EGO . DVM . LICV
IT . DVLCITER . AD SVPE
ROS DICITE . SI MERVI
SIT . TIBI . TERRA
LEVIS
Die Grabschrift selbst ist ziemlich sorgfältig ein-
gemeisselt, der Spruch weit flüchtiger und mit schlech-
teren Buchstaben, die Schlussformel in kleineren Lettern
nur auf die Umrahmung eingekratzt. Darunter sieht
man in flachem Relief ein kegelförmiges und ein meissei-
 
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